
© Felix Guth
Schulstart: Im Maleranzug zum Unterricht, Begrüßung per Ellenbogen
Coronavirus in Dortmund
Die ersten Kinder und Jugendlichen sind zurück an den Schulen in Dortmund. In den ersten Stunden unter Corona-Schutzbedingungen zeigen die Schüler Disziplin. Doch die Situation ist ungewohnt.
An den weiterführenden Schulen und den Berufskollegs in Dortmund haben rund 14.000 Schüler den Unterricht wieder aufgenommen. Die Abschlussjahrgänge bekommen von nun an von den Lehrern wieder ein Angebot in den Schulgebäuden.
Überall gelten klare Hygienevorschriften und Abstandsregeln. Es hatte im Vorfeld viele Bedenken darüber gegeben, ob diese Regeln auch eingehalten werden können. Der erste Eindruck am Vormittag: Die überwiegende Anzahl der Schüler hat die Besonderheit der Lage erkannt und verhält sich den Vorgaben entsprechend.
Die meisten Schüler verhalten sich diszipliniert - auch in den Pausen
Nach den ersten zwei Schulstunden zieht etwa Michaela Lange, die Leiterin der Ricarda-Huch-Realschule in der östlichen Innenstadt, ein positives Zwischenfazit, das sie den Schülern auch in einer Durchsage mitteilt. „Es ist sehr gut gelaufen. Die Schüler sind nicht in Gruppen unterwegs. Viele sind zu Fuß gekommen.“
Kurz darauf gelingt auch die nächste Prüfung für das neue Notsystem in der Schule. Die erste Pause führt zwar zu einigen nähern Begegnungen. Auf der Tischtennisplatte sitzen aber nur zwei Schülerinnen statt wie sonst eine Gruppe von fünf oder mehr.
An der Gesamtschule Brünninghausen stehen nach dem Ende der ersten Unterrichtseinheiten fünf Lehrer rund um das Schulgelände. Eine Aufsicht an jedem Eingang soll verhindern, dass die Schüler sich zu nahe kommen - auch, wenn das Verständnis für die Wiedersehensfreude groß ist.
Ein einziges Mal schallt ein lautes „anderthalb Meter“ über den Schulparkplatz. Es gilt einer Gruppe 16-Jähriger, die zum Handschlag ansetzen. Die Jungen ziehen zurück und begrüßen sich mit dem Corona-Ellenbogen.
Außerhalb des Schulgeländes endet die Möglichkeit, die Abstandsregel zu überwachen
Dass sie unmittelbar nach Verlassen des Schulgeländes als Vierer-Gruppe weiterlaufen und dagegen kein Lehrer so richtig etwas unternehmen kann, gehört allerdings auch zu einem Bild, an das man sich an Schulen wird gewöhnen müssen.
In der Oststadt und in Brünninghausen trägt geschätzt ein Drittel bis die Hälfte der Schüler einen Mund-und-Nasen-Schutz. An der Gesamtschule kommt ein Jugendlicher - halb aus Scherz, halb im Ernst - mit einem Maleranzug in den Unterricht. Die Dortmunder Schulen machen in Sachen Schutz unterschiedliche Vorgaben.
Dortmunder Schulen organisieren die ersten Tage unterschiedlich
Der Start ist am Donnerstagmorgen an den Dortmunder Schulen auf unterschiedliche Weise organisiert. Mancherorts kommen nur einzelne Schüler für Nachschreibeklausuren. An anderen Stellen erhalten die kompletten Jahrgänge aufgeteilt in kleinere Gruppen Unterricht.
An der Ricarda-Huch-Realschule steht für die Zehntklässler direkt Unterricht in den Hauptfächern Deutsch, Mathe und Englisch auf dem Plan. In der Gesamtschule Brünninghausen sind in zwei unterschiedlichen Gebäuden etwa rund 60 Schüler vor Ort.
„Eine Schule ohne Schüler ist einfach auf Dauer nichts“, konstatiert derweil der Schulleiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Asseln, Markus Katthagen. Rund 120 Abiturienten seiner Schule sind am Donnerstag freiwillig dazu aufgerufen, in die Schule zu kommen. Und weil die auf zwei unterschiedliche Gruppen aufgeteilt wurden, halten sich nur maximal 60 Schüler in dem für 1200 Schüler ausgelegten Gebäudekomplex auf.
Ähnliches Bild am Bert-Brecht-Gymnasium in Kirchlinde. Auch hier ist zunächst nur den 118 Abiturienten freigestellt, in der Schule zu erscheinen. Laut Schulleiterin Sabine Schmidt-Strehlau habe man die Schüler auch hier in zwei Gruppen eingeteilt und zwei Stunden Unterricht in den Leistungskursfächern absolviert.
Berufskollegs treffen etliche Vorkehrungen
An einem normalen Schultag treffen auch an den Berufskollegs zwischen der Geschwister-Scholl-Straße und dem Brügmannplatz in der Dortmunder Innenstadt zahlreiche Schüler und Lehrer aufeinander. Doch auch hier ist an diesem Morgen von Normalität keine Spur.
Vereinzelt sind gegen 8 Uhr Schüler auf dem Weg zum Unterricht. Augenscheinlich immer mit einer ordentlichen Portion Abstand. „Natürlich freut man sich, dass man wieder zur Schule gehen kann, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass der Abstand tatsächlich auch im Gebäude gewährleistet werden kann“, erklärt Dominik, der das Fritz-Henßler-Beurfskolleg besucht.
Es gibt Wartezonen und separate Eingänge
Um den Abstand trotzdem einhalten zu können, haben die Berufskollegs unterschiedliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen, wie Andrea Schendekehl, Schulleiterin des Konrad-Klepping-Berufskollegs betont:
„Wir haben ein spezielles Wegeleitkonzept entworfen, um mögliche Schüleransammlungen zu verhindern. Dazu gehören beispielsweise auch Wartezonen und weitere separate Eingänge.“ Alles in allem sei es ein behutsamer Start, so Schendekehl.
Das bestätigt auch Markus Vorspohl vom Fritz-Henßler-Berufskolleg. Für den Schulleiter sei besonders bemerkenswert, dass bereits viele Schüler der dringenden Aufforderung gefolgt und mit einer Schutzmaske in die Schule gekommen sind: „Bis auf wenige Ausnahmen haben sich auch alle Schüler an die Regelungen gehalten. Ein paar wenige haben sich eher darüber lustig gemacht. Da muss man dann natürlich einschreiten“, unterstreicht Vorspohl.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
