
© Lena Heising (Archiv)
Schulleiterin: „Bereitschaft auf Barrikaden zu gehen, steigt dramatisch“
Brief an Laschet
Nach dem ersten Betreuungstag mit Selbsttests hat unter anderem die Vorsitzende des Grundschulverbands einen Offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet geschickt. Die Wortwahl ist deutlich.
Der erste Schultag nach den Osterferien hat an den Grundschulen im Distanzunterricht stattgefunden. Nur wenige Kinder sind zur Notbetreuung in die Schulgebäude gekommen - die Selbsttests dort haben aber auch so schon für einige Probleme gesorgt, wie Christiane Mika von der Libellen-Grundschule in der Nordstadt berichtet hat.
Mika ist gleichzeitig die Vorsitzende des Grundschulverbands NRW und hat jetzt zusammen mit anderen Lehrer- und Elternverbänden einen relativ wütenden Offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet geschickt.
„Nachdem nun bedauerlicherweise wieder sehr kurzfristig die neuen Regelungen (...) bekannt gemacht worden sind“, sei es den Unterzeichnern „aufgrund der horrenden Anzahl an Rückmeldungen aus der Eltern- und Lehrerschaft“ ein dringendes Anliegen, folgende Fragen aufzuwerfen.
Mika und ihre Mitstreiter fragen Laschet: „Wie viele gut gemeinte Dinge werden auf politischer Ebene noch angestoßen, ohne sie zu Ende gedacht zu haben? Wie viele Steine werden vom Ministerium noch in den Bildungsweg gelegt, damit andere sie beiseite räumen müssen?“
„Kein akzeptables Mittel für Kinder an Grundschulen“
Die von der Landesregierung gestellten Selbsttests seien „kein mögliches und akzeptables Mittel für Kinder an Grundschulen“. Der gesundheitliche Schutz sei sowohl für Kinder als auch Lehrkräfte nicht gewährleistet. Kinder könnten die Schnelltests, unter anderem aus motorischen Gründen, nicht allein korrekt durchführen.
Die Testpersonen müssen beispielsweise Tropfen von Flüssigkeiten genau abzählen. Bei einer Durchführung durch die Kinder sei eine hohe Fehlerquote zu befürchten. Außerdem: „Lehrkräfte sind kein medizinisch geschultes Personal und sind zudem mit Unterricht und Betreuung bereits übermäßig gefordert.“
Würden die Tests zeitsparend gleichzeitig durchgeführt, würden eine Menge Aerosole verteilt. Ein positives Testergebnis zwischen den Mitschülern könne zu einer Bloßstellung führen und sei nicht mit dem Datenschutz vereinbar.
Externes Personal gewünscht
„Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir Testungen im Bereich der Grundschulen absolut befürworten“, schreiben die Unterzeichner. Doch sie bitten den Ministerpräsidenten: „Sorgen Sie dafür, dass diese Tests vorrangig durch externes, geschultes Personal ausgeführt werden. Für alle Testenden muss eine Schutzausrüstung wie in den öffentlichen Testzentren zur Verfügung stehen.“
Abschließend formulieren es Christiane Mika und die drei anderen Personen so: „Die Bereitschaft bei Eltern und Lehrkräften auf die Barrikaden zu gehen, steigt derzeit dramatisch. Es entsteht der Eindruck, dass die gesamte Situation der Politik entgleitet.“ Wichtig sei ein Dialog mit Eltern- und Lehrerverbänden.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
