Zurück ins Klassenzimmer: Am 15. März soll der Präsenzunterricht in allen Stufen wieder stattfinden, wenn auch wechselweise.

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Dortmunder Schulleiter zu Öffnung: „Natürlich haben wir Bauchschmerzen“

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Alle zurück in die Schule, zumindest wechselweise. Das gilt in NRW ab 15. März. Ein Dortmunder Schulleiter sieht ein Dilemma und sagt: „Natürlich haben wir Bauchschmerzen.“

Dortmund

, 05.03.2021, 14:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Was ist richtig, was ist falsch? Sollen alle Kinder und Jugendliche schnell zurück in die Schulen? Oder wäre das aus Corona-Infektionssicht der falsche Weg?

Das Land NRW hat sich am Freitag (5. März) endgültig festgelegt: In der übernächsten Woche sollen alle Schüler wieder zurückkehren – nur eben nicht alle gleichzeitig. Um die Kontakte zu reduzieren, sollen „die Klassen bzw. Kurse in der Regel in zwei Gruppen“ geteilt werden, gibt das Schulministerium vor.

„Füllt uns mit großer Verantwortung und Sorge“

In den verbleibenden beiden Wochen bis zu den Osterferien solle es also „zu einem Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht“ kommen.

„Das füllt uns mit großer Verantwortung und Sorge“, sagt Markus Katthagen, Leiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Asseln und gleichzeitig Sprecher der Dortmunder Gymnasien.

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Religion gemeinsam, Wahlfächer nicht in der Schule

Katthagen unterstreicht: „Beides ist richtig.“ Einerseits die Schulen wieder zu öffnen, andererseits auch, das nicht zu tun. Was dafür spreche: Man dürfe nicht noch mehr Schüler verlieren, die Kinder und Jugendlichen bräuchten Halt und Struktur, den Schulalltag eben.

„Aber natürlich haben wir alle ein bisschen Bauchschmerzen, wenn hier 500 bis 600 Schüler morgens reingehen.“ Das Infektionsrisiko sei ja weiterhin da.

Durch die Vorgaben versucht das Land immerhin, das Risiko zu minimieren: Religion etwa wird nur im Klassenverband unterrichtet, die zweite Fremdsprache Latein oder Französisch gar nicht in Präsenz, andere Wahlfächer ebenso wenig.

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Immerhin: Die Schulen haben eine Woche Vorlauf

„Ich fühle mich hin- und hergerissen. Es ist ein Dilemma“, findet nicht nur Katthagen. Auch Merle Bösing, Schülerin und Mitglied der Bezirksschülervertretung, sieht dem Wechselunterricht ab 15. März mit gemischten Gefühlen entgegen: „Ich bin da zwiegespalten.“

Einerseits, so Bösing, würden die sozialen Ungerechtigkeiten durch den bisherigen Distanzunterricht immer größer werden, was für sie für eine Rückkehr in die Klassenzimmer spricht. Auf der anderen Seite sieht auch Bösing die steigenden Infektionszahlen: „Stand jetzt sehe ich kein vernünftiges Konzept, womit das möglich wäre.“

Eine Woche Vorlauf und Spielraum für Schulen

Katthagen sieht immerhin zwei Vorteile: „Jetzt haben wir eine Woche Vorlauf, das war bei vorherigen Entscheidungen nicht immer so.“ Mitunter kamen die Infos aus Düsseldorf eben erst am Freitagnachmittag und mussten über das Wochenende umgesetzt werden.

Vorteil Nummer zwei: „Da ist ein bisschen Spielraum für die Schulen.“ Das Wechselmodell soll nach Möglichkeit umgesetzt werden, wobei es „im Hinblick auf die personelle und räumliche Situation unterschiedlich“ umgesetzt werden könne, heißt es vom Land offiziell.

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Markus Katthagen, Leiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Asseln und Sprecher der Gymnasien in Dortmund.

Markus Katthagen, Leiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Asseln und Sprecher der Gymnasien in Dortmund. © Andreas Schröter

Abschlussklassen haben weiter Vorrang

„Das wird an einigen Schulen ganz schön schwierig werden“, schätzt Katthagen. Denn Vorrang hätten ja weiterhin die Abschlussklassen, also die 11er und 12er (Q1 und Q2) an Gymnasien, zudem die 10er an Gesamt-, Real-, Haupt- und Sekundarschulen.

Die sind schon seit 22. Februar wieder in den Schulen, oft allerdings auch aufgeteilt auf mehrere Gruppen, sodass sie mehr Räume brauchen als normalerweise. Auch für die Grundschulen gilt seitdem ein Wechselmodell. Die Klassen 5 bis 9, an den Gymnasien 5 bis 10, blieben allerdings weiterhin im Homeschooling.

Auch Bösing steht kurz vor dem Schulabschluss und hat bereits Präsenzunterricht. Was sie sich noch fragt: Wie könne ein Hygienekonzept mit Schnelltests aussehen? „Ich frage mich ob dazu überhaupt genug Tests zur Verfügung stehen.“