Redakteur Kevin Kindel an der Schleswiger Straße in der Dortmunder Nordstadt

Redakteur Kevin Kindel hat an der Schleswiger Straße mit den Anliegern über die jüngsten großen Polizei-Einsätze gesprochen. © Kevin Kindel

Schleswiger Straße: „Heute ist ein schöner Tag, die sind nicht hier“

rnNordstadt

Binnen vier Tagen hat es zwei große Polizei-Einsätze an der Schleswiger Straße gegeben. Nicht mit allen kommt man dort leicht ins Gespräch. Die Polizei teilt mit, wie häufig sie dort zu tun hat.

Nordstadt

, 25.08.2022, 11:55 Uhr

Die Schleswiger Straße verbindet die Bornstraße und den Nordmarkt in Dortmund. Mehrere Cafés gibt es hier, Bäcker, eine Fahrschule und zwei Kindertageseinrichtungen. Familien sitzen an Tischen und an einem Spielplatz, das Leben spielt sich bei schönem Wetter draußen ab. Eine ganz normale Straße in der Nordstadt, aber doch eine mit einem besonders negativen Image - und drei großen Polizei-Einsätzen seit Mitte Juni.

Am Donnerstagabend (18.8.) und am Sonntagnachmittag (21.8.) sind an dieser Straße Auseinandersetzungen zwischen Großfamilien eskaliert. An beiden Tagen waren laut Polizei rund 200 Menschen auf der Straße - viele einfach als Schaulustige. Ähnlich war die Situation Mitte Juni auf dem angrenzenden Nordmarkt. Erst hatten sich Kinder gestritten, dann sind Erwachsene mit Stöcken und Flaschen aufeinander losgegangen.

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Nicht alle Kinder verhalten sich wie Bilderbuch-Kinder, unschuldig und verspielt. Ein 14-Jähriger ist am Sonntag an der Schleswiger Straße beispielsweise festgenommen worden, der „bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten“ ist.

Ein Jugendlicher, den unser Reporter vor Ort auf die Polizei-Einsätze anspricht, antwortet nur: „Was ist los, was willst du?“ Zur eigentlichen Sache sagt er nichts, steckt sich wieder den Kopfhörer ins Ohr und geht weg. Er wirkt, als verhielte er sich etwas offensiver, wenn er zwei Freunde dabei hätte.

Niemand ist wirklich überrascht vom großen Einsatz

Einige gehen unserem Reporter am Montagnachmittag aus dem Weg, wenn er sie ansprechen will. Andere antworten freundlich, dass sie nur ganz wenig Deutsch sprächen. Diejenigen, die ein paar Sätze wechseln, sind aber überhaupt nicht überrascht von einem Polizei-Einsatz mit 200 Beteiligten.

Mehr als einmal pro Tag ist die Polizei im Schnitt an der Schleswiger Straße im Einsatz.

Mehr als einmal pro Tag ist die Polizei im Schnitt an der Schleswiger Straße im Einsatz. © Kevin Kindel

„Dann hat halt mal wieder jemand die Polizei gerufen“, sagt einer. Regelmäßig komme es zu solchen Menschenaufläufen bei Streitereien. Die Polizei komme aber nicht immer, offenbar, weil sie nicht alarmiert wird. Jemand anders sagt am Montag: „Heute ist ein schöner Tag. Die sind nicht hier und es ist ruhig.“ Klingt ganz, als wäre die Ruhe eine Ausnahme.

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„Die“, das wird in mehreren Aussagen deutlich, sind in der Straße offenbar bekannt. Häufiger gebe es Aufruhr bei „denen“. Einzelne Häuser sind nicht gemeint, an verschiedenen Stellen gebe es hier immer wieder Ärger.

Auffallend viel Sperrmüll steht an der Schleswiger Straße herum. Und eine Straße weiter fällt ein geparkter weißer Lamborghini auf, der so gar nicht in dieses Viertel passt. Natürlich ist davon auszugehen, dass dieser Wagen mit ganz legalen Einnahmen finanziert wurde. Die Umgebung ist vor einigen Jahren aber als Straßenstrich für illegale Prostitution und Schwarzarbeit bekannt geworden.

Polizei hat verstärkte Präsenz angekündigt

Die Pressestelle der Stadt Dortmund erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion: Das Ordnungsamt wisse über Ansammlungen von größeren Menschengruppen im Bereich der Schleswiger Straße Bescheid. Nach den Tumulten mit bis zu 200 Schaulustigen hat die Polizei verstärkte Präsenz in dem Bereich angekündigt.

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Pro Woche gibt es an der Schleswiger Straße knapp 10 Polizei-Einsätze - 510 in den zurückliegenden zwölf Monaten. Und das auf 350 Metern Strecke. Die häufigsten Einsatzanlässe waren demnach Ruhestörungen, Verkehrsunfälle, verdächtige Feststellungen und sogenannte Hilfeersuchen.

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