Schimmel in der Wohnung nach Rohrbruch LEG-Mieter verzweifeln: „Wir sind mit den Nerven am Ende“

Schimmel nach Rohrbruch: Mieter sind wegen LEG „mit Nerven am Ende“
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Als Andrej Baranski und seine Frau im September aus dem Urlaub kamen, bemerkten sie es: In ihrer Wohnung in Scharnhorst roch es verdächtig nach Schimmel. Erste Spuren davon fanden sich bereits an den Wänden – in der Küche, in der Diele, aber auch im Badezimmer.

Beide stellten schnell fest, dass der Schimmelbefall offenbar auf einen Rohrbruch zurückging. Im Keller tropfte es, dort fanden sie eine Pfütze. Die Baranskis klingelten bei ihrer Nachbarin an, die es noch härter getroffen hatte. Dort breitete sich der Schimmel noch massiver aus.

Auch in der Erdgeschosswohnung breitete sich der Schimmel aus.
Auch in der Erdgeschosswohnung breitete sich der Schimmel aus. © Benjamin Trilling

Ihre Nachbarin Elefteria Vrettis wandte sich daher bereits im September an den Immobilienkonzern LEG, der die Wohnungen am Schelerweg vermietet. „Ich habe schon zig mal angerufen und Briefe geschrieben“, berichtet Vrettis. „Aber es kommt keine Antwort.“

„Lunge angegriffen“

Das ärgere sie besonders: „Das Schlimmste ist, dass die sich nicht zurückmelden.“ Denn mittlerweile bewegt sich die 80-Jährige nur noch mit einer Atemwegsschutzmaske in ihren eigenen vier Wänden: „Ich habe schon Schmerzen, vielleicht ist meine Lunge angegriffen“, befürchtet sie.

Auch die Barankis wirken verzweifelt, wenn sie den Schimmelbefall in ihrer Wohnung zeigen. Beide versuchten schon öfter, sich mit einem Brief oder per Mail an die LEG zu wenden. Wenn sie zum Telefonhörer griffen, landeten sie in einer Warteschleife. „Das ist nur ein Call-Center, man spricht nicht direkt mit der LEG“, erzählt Baranski.

Dann seien sie doch endlich in der Leitung durchgekommen. Und wurden vertröstet. Dabei sei es auch bei weiteren Kontaktversuchen in den letzten drei Monaten geblieben: „Jedes Mal hörten wir die gleiche Geschichte, dass sich wer kümmert“, sagt Andrej Baranski.

Aus diesem Loch in Baranskis Badezimmer tropft seit Wochen Wasser.
Aus diesem Loch in Baranskis Badezimmer tropft seit Wochen Wasser. © Benjamin Trilling

„Sie haben Pfusch betrieben“

Irgendwann erschien dann doch ein Notdienst der LEG. „Sie machten sich ein Bild und wollten sich noch mal melden“, berichtet Baranski. „Aber es passierte nichts.“ Bis es dann am 5. Oktober an ihrer Haustür klingelte. Davor standen Handwerker im Auftrag der LEG – unangemeldet. So schildern es die Baranskis.

Laut Baranski verschafften sie sich mit einer Kamera einen Eindruck von den Schadensursachen in der Wand, die bereits von Schimmel befallen war. „Was für ein Ergebnis es gab, wissen wir bis heute nicht“, sagt er. Aber die Handwerker hinterließen ein großes Loch, das bis heute in ihrem Badezimmer klafft.

Nun tropft daraus Wasser. Neben ihrer Toilette sammelt sich eine kleine Pfütze. „Sie haben Pfusch betrieben“, behauptet Baranski. Seine Frau ergänzt: „Ich würde die hier nicht mehr rein lassen. Wenn es ,nur‘ Schimmel wäre, aber was haben wir jetzt?“

Also wollte sich Baranskis wegen der Schäden an die beauftragte Firma wenden. Doch die habe er nicht telefonisch erreicht. Also ging Andrej Baranski dort hin. Die Folge: Er habe ein Hausverbot bekommen. Die Antwort, die er bekommen habe: „Wenn Sie kein Privatkunde bei uns sind, müssen Sie sich bei der LEG melden“, so Baranski. „Aber da rufen wir ja schon seit Wochen an. Wir sind mit den Nerven am Ende.“

So äußert sich die LEG

Anders klingt der Sachverhalt aus der Perspektive der LEG: „Nachdem uns der Schaden im September gemeldet wurde, sind unsere Handwerker unmittelbar tätig geworden“, erläutert Veronika Böhm, Pressesprecherin des Konzerns, auf Nachfrage dieser Redaktion. „Der Schaden wurde seinerzeit behoben, jedoch kam es zu einer erneuten Undichtigkeit. Das ist sehr ärgerlich, kann bei einem vorangegangenen Rohrbruch aber passieren.“

Schimmel: Die Zustände in einer Dortmunder LEG-Wohnung sorgen für Verzweiflung.
Schimmel: Die Zustände in einer Dortmunder LEG-Wohnung sorgen für Verzweiflung. © Benjamin Trilling

Weiter heißt es von ihr: „Darüber hinaus ist es leider so, dass die Behebung von Wasserschäden immer einen enormen zeitlichen Faktor mit sich bringt, da verschiedene Gewerke nötig sind, um einen Schaden umfassend zu reparieren.“ Zudem habe die Sanierung der offenen Stelle in der Wand bereits begonnen. Die LEG bedauere die Probleme und bittet um Geduld.

"Milliarden an die Aktionäre"

Die Baranskis und ihre Nachbarin sind nicht die Einzigen, die sich über Missstände in von der LEG vermieteten Wohnungen beschweren. Deutschlandweit sind es 170.000 Wohnungen, die der Düsseldorfer Immobilienkonzern LEG vermietet. In Dortmund sind es nach Angaben des Unternehmens insgesamt 13.860 Wohnungen.

Zuletzt hatte die LEG Mieterhöhungen angekündigt, Investionen sollen jedoch ausbleiben. „In der vermeintlichen Boomphase der letzten Jahre wurden Milliarden an die Aktionäre als Dividenden ausgezahlt. Das Geld fehlt jetzt an allen Ecken und Enden“, kritisiert Markus Roeser, wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund, die Spekulation der LEG mit Immobilien. Darunter litten auch Mieter wie Andrej Baranski.

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