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Aufräumen nach Müll-Chaos: Anwohner und Wohnungsfirmen sind entsetzt
Noch Tage nach der in einigen Teilen desaströsen kostenlosen Sperrmüll-Aktion im Stadtbezirk Scharnhorst reiben sich die Beteiligten verwundert die Augen. Die Erklärung ist vielschichtig.
Gelbe EDG-Wagen bestimmten am Montag (15.8.) - also noch zwei Tage nach dem Scharnhorster Sperrmüll-Chaos - das Straßenbild im Stadtbezirk. Die Mitarbeiter bemühten sich nach Kräften, den Müll wegzuräumen, der am Samstag (13.8.) liegengeblieben war. Einer von ihnen war Sascha Flagschin. Er sei am Samstagabend nach dem Sperrmüll-Tag bei 31 Grad fix und fertig gewesen, sagt er, und habe den kompletten Sonntag gebraucht, um sich davon zu erholen.
EDG-Mitarbeiter: „Das ist eben mein Job“
Dennoch war er am Montagmorgen wieder am Start. „Das ist eben mein Job“, sagt er lapidar. So wie er dachten offenbar auch alle anderen EDG-Mitarbeiter. Es habe keine einzige Krankmeldung am Montagmorgen gegeben, erklärte EDG-Sprecherin Petra Hartmann auf Anfrage. Ansonsten wolle sich ihr Unternehmen aber erst am Dienstag umfassend zu den Geschehnissen im Zusammenhang mit dem ersten kostenlosen Sperrmülltag äußern.
Die Müllberge, die am Montag noch zu sehen waren, befanden sich zum allergrößten Teil in den Großsiedlungen - zum Beispiel in Scharnhorst-Ost und Lanstrop. Andere Teile des Stadtbezirks wie Derne, Grevel, Hostedde oder Alt-Scharnhorst waren weitestgehend vom Müll befreit. Bei den wenigen Ausnahmen handelte es sich um Dinge, die nicht zum Sperrmüll gehören, wie etwa Autoreifen.
So sah es am Montagmittag noch an der Droote in Schanhorst-Ost aus. © Andreas Schröter
Man müsse sehen, sagte ein EDG-Mitarbeiter an der Droote in Scharnhorst-Ost, dass vor einem Haus, in dem vielleicht 50 Mietparteien wohnen, von Natur aus viel mehr Müll anfalle als vor einem Einfamilienhaus. SPD-Ratsvertreter Rüdiger Schmidt weist weiter darauf hin, dass er bereits im Vorfeld vor dieser Aktion gewarnt habe. Sie erinnern ihn an eine stadtweite Metall-Sammelaktion vor etwa zehn Jahren, bei der es zu ähnlichen Zuständen gekommen sei.
Ganze Kühlschränke standen am Montag auf den Freiflächen zwischen den Hochhäusern in Scharnhorst-Ost. © Andreas Schröter
Problem war, wie berichtet, auch, dass die Mieter - zum Beispiel an der Droote - ihren Müll auf Grünflächen abgelegt hatten, für die die EDG nicht zuständig ist beziehungsweise auf denen sie gar nicht tätig werden darf. Es habe schon am Sonntag Gespräche mit der EDG gegeben, so erklärte ein Sprecher der zuständigen Verwalterfirma Peach Property, der nicht namentlich genannt werden will, um das zu klären.
Teilweise wurde der Müll von den Grünflächen an die Straße befördert, wo er noch am Montag von der EDG abgeholt werden sollte. Für Sondermüll wie Kühlschränke, Fernseher oder Bauschutt werde die EDG der Peach Property eine Rechnung ausstellen. Ob die auf die Mieter umgelegt werde, sei noch nicht klar, so der Sprecher weiter.
Hier das Beispiel von einem Müllberg, der am Montag noch nicht beseitigt war, von der Färberstraße in Lanstrop. © Andreas Schröter
Es sei leider auch zu beobachten gewesen, dass nach Ende der EDG-Aktion noch weiterer Müll zu den ohnehin vorhandenen Bergen gestellt worden sei.
Nils Roschin, Sprecher der LEG Wohnen, die für andere Teile der Hochhaussiedlung in Schanhorst-Ost zuständig ist, sagt: „Auch wir sind fassungslos über das Ausmaß der Sperrmüll-Restbestände im Ortsteil Scharnhorst. Unsere Objektbetreuer sind derzeit zwecks Dokumentation vor Ort.“
„Im Vorfeld die Abstimmung mit der EDG gesucht“
Sein Unternehmen habe im Vorfeld der Aktion eine Abstimmung mit der EDG gesucht und auf mögliche Probleme hingewiesen. Außerdem haben die Mitarbeiter vor Ort die Mieter angesprochen, um nicht abholungsrelevantes Müllablagen zu verhindern.
Roschin: „Problematisch ist auch, dass wir bei diesen Mengen an Müll jetzt nicht mehr nachvollziehen können, wer der Verursacher war, zumal es auch zu Mülltourismus aus anderen Stadtbezirken gekommen sein soll.“
Die LEG bitte um Verständnis, dass das Unternehmen aktuell die Ergebnisse der Dokumentation der Objektbetreuer abwarten und dann mit der EDG weitere Schritte abstimmen werde. Und weiter: „Grundsätzlich möchte wir festhalten, dass wir uns als Großeigentümer im Quartier Dortmund Scharnhorst eine frühere Einbindung in den Planungsprozess gewünscht hätten.“
Entsetzt sind auch die Bewohner Scharnhorst-Ost selbst. „Jetzt stehen wir doch in einem ganz schlechten Licht“, sagt beispielsweise Latifa Boujida, die bereits seit 1986 im Stadtteil wohnt. Sie möchte mit einem Vorurteil aufräumen, das jetzt vielfach zu hören sei: Es seien eben nicht vor allem die Migranten, die für diese Sauerei verantwortlich seien. Ihre Empfehlung sei, solche Sperrmüll-Tage gar nicht mehr anzubieten.
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