
Redakteur Dennis Werner findet die kostenlose Sperrmüllabholung wichtig - auch wenn sie am Samstag nicht gut gelaufen ist. © Schaper/Menne (M.: Werner)
Chaos mit Ansage - und trotzdem ist die kostenlose Sperrmüllabholung wichtig
Meinung
Massen von Sperrmüll liegen auch am Sonntag noch an den Straßenrändern in Dortmund-Scharnhorst. Es wäre leicht, die Sperrmüllaktion als gescheitert zu erklären. Das wäre aber falsch, meint unser Autor.
Die schiere Menge und nicht zuletzt Temperaturen mit über 31 Grad in der Spitze - ich hätte am Samstag kein Mitarbeiter der Entsorgung Dortmund sein wollen, um in Dortmund-Scharnhorst in einer großangelegten Aktion Sperrmüll abzufahren. Ich habe großen Respekt für jeden einzelnen Mitarbeiter.
Die vielen Arbeiter haben es nicht geschafft, den Müll an einem Tag abzuholen - sehr zum Ärger der Anwohner, die nun am Sonntag und sicher auch noch in den nächsten Tagen auf Müllberge blicken werden. Der Ärger trifft in dem Fall aber die Falschen, denn - so scheint es mir - die Müllmassen waren einfach nicht zu bewältigen.
EDG hatte immer große Bedenken
Die Verantwortlichen bei der EDG haben in der Vergangenheit immer gewarnt, dass es einige Fallstricke für eine kostenlose Sperrmüllaktion in Dortmund gibt. Einige sind am Samstag zutage getreten. Etwa, dass Bürger ihren Sperrmüll auf Privatflächen abstellten, die die EDG gar nicht betreten darf; dass der Müll von Schrottsammlern zerwühlt würde; oder, dass Menschen einfach alles entsorgen, selbst wenn es sich nicht um Sperrmüll handelt: Bauschutt, stinkende Lebensmittel, Kleidung und dergleichen. An dieser Stelle muss ich sagen: Auch wir Bürger sind verantwortlich für das Gelingen einer solchen Aktion. Schließlich gibt es Regeln, die den Menschen oft genug auf verschiedenen Kanälen mitgeteilt worden waren. Selbst am Vortag der Aktion veröffentlichte die EDG eine dringende Bitte an die Dortmunder.
Die kostenlose Abholaktion in Dortmund war letztlich politisch gewollt. Sie ging auf einen Vorstoß von Grüne und CDU zurück, die EDG wies damals schon auf Logistik-Probleme hin. Dann gab es überraschend die Ansage des Stadtdirektors: Jörg Stüdemann wollte die Aktion, und schon zwei Wochen später wurde die Abholung in Scharnhorst geplant. Viel Zeit zu Vorbereitung gab es da nicht für die Verantwortlichen bei der EDG.
Es wäre nun leicht, die Aktion als gescheitert zu erklären. Ich frage mich auch, warum man ausgerechnet Scharnhorst mit seinen riesigen Häuserblöcken als Ort für eine erste Sammlung ausgesucht hatte. Wollte man den kostenlosen Sperrmülltag vielleicht sogar bewusst scheitern sehen? Nach dem Motto: Chaos mit Ansage.
Ich bin aber der Meinung, dass dieser Fehlschlag nicht das Ende bedeuten darf. Denn der Samstag hat auch gezeigt, wie groß der Bedarf ist. Die Bürger brauchen Hilfe, um diesen ganzen Schrott loszuwerden. Die Müllmassen lagen sonst in irgendwelchen Kellern rum, und wer weiß, der ein oder andere hätte sie vielleicht einfach so in der Umwelt entsorgt. Aus Fehlern kann man lernen, die Aktion hat eine weitere Chance verdient.
Leitender Redakteur, seit 2010 in der Stadtredaktion Dortmund, seit 2007 bei den Ruhr Nachrichten.
