
Nicht nur Sparkassen-Vorstand Dirk Schaufelberger und Volksbank-Chef Michael Martens (v.l.) blicken gespannt darauf, ob die EZB ihre Geldpolitik ändert und den negativen Einlagesatz auf null setzt. © Archiv/dpa; Montage: RN
Schluss mit Negativzinsen für Sparer? Was Dortmunds Banken planen
Finanzen
In Europas Geldpolitik kommt Bewegung, der Leitzins könnte steigen. Die Direktbank ING will Negativzinsen für die meisten Kunden abschaffen. Wie reagieren darauf die großen Banken in Dortmund?
Für Dortmunder Sparer ist das eine gute Nachricht: Nach Medienberichten könnten die Negativzinsen für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten bald ein Ende haben. Grund ist die Zinsentwicklung auf den Kapitalmärkten.
Zurzeit zahlen Banken 0,5 Prozent Zinsen dafür, dass sie ihr überschüssiges Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Die Kosten geben viele Banken und Sparkassen ab einer bestimmten Summe auf dem Konto an die Kunden weiter.
Weil man jetzt davon ausgeht, dass die lockere Geldpolitik ein Ende findet und wegen der Rekordinflation eine Zinserhöhung im Euroraum immer wahrscheinlicher wird, hat Deutschlands größte Direktbank, die ING Deutschland, angekündigt, das Verwahrentgelt für die meisten Kunden abzuschaffen.
Ende der lockeren Geldpolitik schon Anfang Juli?
Die Freibeträge für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten, für die keine Negativzinsen erhoben werden, erhöht die Bank nach Medienberichten von zurzeit 50.000 auf 500.000 Euro pro Konto. Das setzt nach Expertenmeinung andere Banken unter Druck.
„Natürlich werden wir“, sagt Michael Martens, der Vorstandsvorsitzende der Dortmunder Volksbank, „ wenn die EZB den negativen Einlagesatz auf null setzt, umgehend das Verwahrentgelt für unsere Mitglieder Kundinnen und Kunden abschaffen.“ Viele Ökonomen rechnen damit, dass dies wegen der hohen Inflation sowie der steigenden Renditen von Staatsanleihen schon Anfang Juli der Fall sein kann.
Aktuell beträgt das Verwahrentgelt bei der Volksbank 0,5 Prozent pro Jahr und wird ab einem Betrag von 75.000 Euro erhoben. Bei Eheleuten oder Familien sind es 150.000 Euro. Diese Beträge, so teilt die Volksbank mit, können individuell auf die betreffenden Konten verteilt werden. In der Regel seien das Kontokorrent- und Tagesgeldkonten. Für Sparkonten erhebt die Dortmunder Volksbank kein Verwahrentgelt.
Negativzins orientiert sich 1:1 an Einlagezinssatz der EZB
Auch die Sparkasse Dortmund kündigt an: Sobald die EZB ihren Einlagezins anpasse, „ändern wir automatisch auch das Verwahrentgelt“. Nur rund ein Prozent der Kundinnen und Kunden, so gibt das Geldinstitut an, seien bisher von dem Verwahrentgelt betroffen. Auch sie zahlen - wie die Kunden der Volksbank - 0,5 Prozent auf ihr Erspartes. Der Freibetrag liegt bei der Sparkasse für Einzelpersonen bei 50.000 Euro und für Eheleute bei 100.000 Euro. Bei dem Negativzins orientieren sich Sparkasse und Volksbank in der Höhe 1:1 an dem Einlagezinssatz der EZB.
Nur knapp und zurückhaltend äußert sich die Commerzbank in Dortmund zu dem Thema. „Wir schauen uns die Entwicklung genau an und werden reagieren, wenn sich die steigenden Zinsen als nachhaltig erweisen“, sagt Niederlassungsleiter Christian Erber.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
