Mindestens zwei Tage lang soll das tote Lamm mit seiner Mutter und einem lebenden Lamm in dem Hänger gelegen haben. © Privat
Schafherde
Tote Lämmer auch in Deusen: Wander-Schäfer weiterhin in der Kritik
Im April sorgte ein Schäfer in Mengede für Aufsehen. Der Grund: vernachlässigte und tote Tiere. Nun ist er mit seiner Herde nach Deusen umgezogen. Dort gibt es trotz Auflagen wieder Kritik.
Bereits im April war die Tierschutzorganisation Arche90 wegen eines Schäfers in Mengede im Einsatz. Der Mann weidete seine Herde an der Strünkedestraße.
Doch das harmonische Bild trügt. Anwohner hatten die Arche90-Mitarbeiter alarmiert, weil mehrere Schafe auf dem Rücken lagen und nicht mehr von allein aufstehen konnten. Eine lebensgefährliche Position für die Tiere, die so ersticken können. Zumal einige weibliche Schafe trächtig waren.
Seit Ende Februar stehe das Veterinäramt eng mit dem in Castrop-Rauxel ansässigen Schäfer in Kontakt, so Stadt-Pressesprecher Maximilian Löchter im April. Eine engmaschige Kontrolle der Schafhaltung und ein verantwortungsvoller Umgang mit trächtigen Tieren gehörten zu den Auflagen für den Schäfer.
„Es geht in Deusen genauso weiter“
Auch Arche90 behielt ihn im Auge, kontrollierte die Situation regelmäßig. Ende April zog der Schäfer dann mit seiner Herde auf den Deusenberg um. „Da geht es genauso schrecklich weiter, wie es in Mengede aufgehört hat“, sagt Arche90-Pressesprecherin Gabi Bayer.
Die Tierschützer seien einmal pro Woche vor Ort, um die Zustände zu beobachten und das Veterinäramt regelmäßig auf die Missstände hinzuweisen. „Die Probleme für die Tiere haben sich nicht geändert. Das einzige, was sich geändert hat, ist, dass es keine trächtigen Schafe mehr gibt, weil alle abgelammt haben.“
Dieses Lamm konnte Arche90-Pressesprecherin Gabi Bayer nicht mehr retten. © Privat
Es gebe Tiere mit eitrigem Nasenausfluss und Verletzungen, Lämmer, die kaum laufen können, und Schafe, die trotz der sommerlichen Temperaturen noch nicht geschoren worden seien.
Ein Ereignis hat sich allerdings besonders in Gabi Bayers Gedächtnis eingebrannt. „Ende April war ich in Deusen“, erzählt sie. „Ein Lamm hat gekrampft. Ich habe den Schäfer darauf hingewiesen. Aber er hat mir nur den Mittelfinger gezeigt und ist weggefahren.“ Trotz ihrer Reanimationsversuche habe das Tier nicht überlebt.
Dass das Veterinäramt nicht radikaler durchgreift ist für Gabi Bayer und die Arche90-Mitarbeiter unbegreiflich. Doch laut Stadt-Pressesprecher Maximilian Löchter hat es in den letzten vier Wochen keine Beschwerden mehr gegeben (Stand 3.7.).
Tierhaltung soll besser kontrolliert werden
Dagegen sprechen Bilder, die CDU-Bezirksvertreterin Claudia Brückel am 18. Juni von Anwohnern bekommen hat. Sie zeigen ein verletztes Tier und die Herde auf der längst abgegrasten Weide, die dort teils ohne Wasser gestanden haben soll.
Hinzu kommen Bilder von Ende Mai, die ein Mutterschaf mit einem toten und einem lebendigen Lamm in einem Hänger zeigen. Die drei Tiere seien dort mindestens zwei Tage lang eingepfercht gewesen, so die Anwohner.
Die CDU fordert nun wie Arche90 schärfere Kontrollen des Schäfers. „Mein persönlicher Wunsch wäre, dass der Mann in Rente geht und den Job engagierten Menschen überlässt“, sagt Gabi Bayer.
Doch sie hat eine Vermutung, warum der Zustand der Herde keine höheren Wellen schlägt. Bei den Schafen auf dem Deusenberg handele es sich um Nutztiere, für die andere Regeln gelten als für Haustiere.
Teils sollen die Schafe auf längst abgegrasten, vermüllten Wiesen stehen und nicht ausreichend mit Wasser versorgt werden. © Privat
Dennoch heißt es in der Verordnung über die Haltung von Nutztieren und Haustieren des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen: „Der Gesundheitszustand und das Wohlergehen der Tiere sind täglich zu kontrollieren [...]. Ist die Versorgung der Tiere mit Wasser und Futter sichergestellt, so kann ausnahmsweise auf den Kontrollgang verzichtet werden.“
Nutztiere sollen auch ein lebenswertes Leben haben
Bei trächtigen Tieren muss die Herde zweimal täglich kontrolliert werden. Etwas, an das der Schäfer sich offensichtlich nicht gehalten hat.
„Und das geht so einfach nicht“, sagt Gabi Bayer. „Nutztiere haben auch ein lebenswertes Leben und gewisse Grundrechte verdient. Wenn Tiere aus einer solchen Haltung am Ende vielleicht als Bio-Fleisch im Supermarkt landen, kann das ja auch nicht richtig sein.“
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