Arche90: Schäfer lässt trächtige Muttertiere leiden und sterben

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Arche90: Schäfer lässt trächtige Muttertiere leiden und sterben

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Nachbarn einer Weide im Dortmunder Nordwesten gingen einer ungewohnten Tätigkeit nach: Trächtige Schafe umdrehen, um sie vor dem Tod zu retten. Der Schäfer hatte die Tiere vernachlässigt.

Dortmund

, 03.04.2020, 11:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jetzt ist die Zeit der Osterlämmer. Täglich werden neue Lämmchen geboren. Bis Donnerstag auch auf einer Weide an der Strünkeder Straße in Mengede. Doch nach den Beobachtungen der Tierschutzorganisation Arche90 spielten sich in der Herde von rund 100 Schafen Dramen ab.

Von Anwohnern alarmiert fanden Helferinnen der Arche90 Ende letzter Woche mehrere Schafe, die auf dem Rücken lagen und nicht mehr allein wieder aufstehen konnten. Diese Position ist lebensgefährlich vor allem für trächtige Tiere, zumal wenn die ungeschorene Wolle nass und schwer ist. In Rückenlage festliegende Tiere gasen schnell auf, was zum raschen Tod durch Kreislaufversagen führen kann.

Veterinäramt eingeschaltet

Die Arche90-Mitarbeiter konnten zwei erwachsene Tiere retten, für ein Schaf kam jede Hilfe zu spät. Zudem fanden sie noch zwei Lämmer, von denen eines bereits tot und das andere in einem lebensbedrohlichen Zustand war. Arche90 verständigte das Veterinäramt, das dem Schäfer schon im Februar Auflagen erteilt hatte.

Doch das Elend auf der Weide ging weiter, beobachteten die Arche90-Helfer, die dort täglich vorbeischauten. Das gerettete Lamm, das beim Tierarzt am Tropf hing, wollte der Schäfer nicht zurück und verlangte nach Aussage von Arche90-Sprecherin Gabi Bayer von der Tierschutzorganisation Schadenersatz.

Immer wieder habe man mit dem Schäfer das Gespräch gesucht, sagt Gabi Bayer. Der habe ihr im Gegenzug Gewalt angedroht, wenn sie die Weide betrete. Die Polizei erlaubte Arche90 ein Schaf mit Scheidenvorfall einzufangen, das keinen Urin mehr ablassen konnte, was einen qualvollen Tod bedeutet hätte.

Der Schäfer: „Alles Quatsch“

Die Tierschützer wollten es zum Tierarzt bringen. Weil es schon dunkel war und man auch die anderen hochträchtigen Schafe nicht in Panik versetzen wollte, brachen sie den Einfangversuch ab. Der Schäfer habe das Tier tags drauf geschlachtet, so Gabi Bayer.

Wenig später lagen wieder drei Schafe hilflos auf dem Rücken. Gegenüber dieser Redaktion wollte der in Castrop-Rauxel ansässige Schäfer sich nicht dazu äußern, sondern drohte mit dem Anwalt. Das sei „alles Quatsch“, sagte er dann. Seinen Schafen gehe es gut, und das Veterinäramt sei sehr zufrieden mit ihm.

Auf Nachfrage erklärte Stadtsprecher Maximilian Löchter, das Veterinäramt stehe seit Ende Februar intensiv mit dem Tierhalter in Kontakt. Schon damals hatte Arche90, von der Feuerwehr in Mengede alarmiert, das Amt auf umgekippte trächtige Schafe hingewiesen. Löchter: „Es wurden notwendige Maßnahmen, wie die mehrmals tägliche Kontrolle der hochträchtigen Schafe und die Aufstallung der neu geborenen Lämmer mit ihren Müttern und der hochträchtigen Schafe bei den herrschenden Frosttemperaturen angeordnet.“

Stall oder Witterungsschutz

Einzelne Tiere hätten bereits Ende Februar Nachwuchs bekommen, so Löchter. „Bei den Geburten im Winter, bei Frosttemperaturen oder langanhaltendem Regen, sollen Schafe entweder in einem Stall ihren Nachwuchs bekommen oder es muss ein Witterungsschutz aufgebaut werden.“

Ein verendetes Lamm.

Ein verendetes Lamm. © Arche90

Ein anderer Schäfer, Christof May, bestätigt auf Nachfrage, dass er hochträchtige Tiere mit in den Stall nimmt: „Wenn bei mir ein Schaf wiederholt am Boden festliegt, kommt das mit nach Hause.“

Das Veterinäramt teilt mit, der Schäfer aus Castrop-Rauxel habe unter anderem den Fehler gemacht, die Mutterschafe zu früh zu belegen, sprich decken zu lassen. „Eine circa vier Wochen spätere Geburt bei milderem Wetter wäre für die Tiere und ihn selber mit viel weniger Stress verbunden.“ Die Schafhaltung werde weiter engmaschig kontrolliert mit dem Ziel, „derartiges in Zukunft sicher zu vermeiden“.

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Am Donnerstag brachte der Schäfer die Herde auf eine Weide in Ellinghausen. Gabi Bayer schüttelt den Kopf: „Was muss noch passieren, bis er ein Tierhalteverbot bekommt?“