
© Oliver Schaper
Evinger Sackfabrik verkauft waschbare Gesichtsmasken zum Schnäppchenpreis
Corona-Krise
Die Evinger Sackfabrik hat Gesichtsmasken ins Portfolio aufgenommen. Hunderte werden pro Tag hergestellt. Die Nachfrage ist groß. Die dafür benötigten Gummibänder werden gehandelt wie Gold.
Seit fast 120 Jahren produziert die Dortmunder Sackfabrik Otto Sticht (DOSAFA) Säcke für Kohlen, Mehl oder Getreide; im Laufe der Geschichte kamen Netze, Planen, Filtermedien und Werbeblenden hinzu. Der Coronakrise ist es geschuldet, dass die Firma an der Minister-Stein-Allee nun ein neues Produkt ins Portfolio aufgenommen hat: handgenähte Mundschutze, die vor allem in der näheren Umgebung für mehr Sicherheit sorgen sollen.
Auch die DOSAFA sei infolge der Coronakrise nicht von einem Auftragsrückgang verschont geblieben, erzählt Mitarbeiter Mike Burgsmüller: „Deshalb haben wir nach Lösungen gesucht, um niemanden in die Kurzarbeit schicken zu müssen. Einerseits wollten wir die Lücke in unserem Betrieb schließen, andererseits einem Personenkreis helfen, der die Hilfe zurzeit besonders benötigt.“

Mike Burgsmüller vor der DOSAFA in Eving. © Oliver Schaper
Schnell standen die drei Näherinnen des Betriebs im Fokus, die aufgrund der abnehmenden Bestellungen freie Kapazitäten besaßen. Und angesichts der großen Nachfrage waren sich die Verantwortlichen alsbald einig, dass diese Mitarbeiterinnen ihr Können nun in die Herstellung von Masken einbringen sollten.
„Der Grundgedanke war, alten Menschen zu helfen“, schildert Burgsmüller die Anfänge des Projekts. „Aber auch Pflegedienste oder Geschäfte, die Masken für ihre Mitarbeiter benötigen, wollten wir damit ansprechen.“

Die beiden Mitarbeiterinnen Gabi (l.) und Bettina beim Nähen der Gesichtsmasken. © Oliver Schaper
Dabei sei von Beginn an klar gewesen, dass es sich keineswegs um eine rein wirtschaftliche Maßnahme handeln sollte: „Wir möchten die Masken nicht an Wiederverkäufer abgeben, die damit Profit machen. Es geht vielmehr darum, unsere Mitarbeiter zu beschäftigen und den Menschen hier ein bisschen zu helfen. Denn reich wird man damit nicht.“
Extrem teure Gummibänder
Das Personal war schon zu Beginn ebenso vorhanden wie die Nähmaschinen – einzig das Material musste noch besorgt werden. Und dabei machte Burgsmüller die Erfahrung, dass nicht nur die Mundschutze selbst, sondern sogar deren Komponenten zum raren Gut geworden sind. „Es ist gar nicht mehr so leicht, Gummibänder für die Halterung zu bekommen. Und deren Preis hat sich vervielfacht, die werden mittlerweile gehandelt wie Gold.“

Die waschbaren Exemplare bestehen aus Baumwollgewebe. Sie kosten 1,60 Euro pro Stück. © Oliver Schaper
Letztlich gelang es der Sackfabrik aber, auch jene begehrten Utensilien zu erwerben. Bevor der Verkauf vor gut drei Wochen starten konnte, musste nur noch ein Name für das neue Produkt her. Um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein und sich von professionellen OP-Masken abzugrenzen, habe man sich auf „Behelf-Mund-Nasen-Maske“ geeinigt, sagt Burgsmüller.
Die Neuigkeit vom Verkauf dieser Mundschutze sprach sich in Eving und Umgebung rasch herum. „Wir kommen kaum hinterher“, schildert Burgsmüller die Nachfrage. Theoretisch könnten die drei Näherinnen bis zu 800 Exemplare täglich anfertigen: „Aber das wäre auf Dauer eine extreme Belastung für sie.“
Nichtsdestotrotz verlassen inzwischen pro Tag einige Hundert Behelf-Mund-Nasen-Masken die Firma an der Minister-Stein-Allee, wobei jeder Bürger die Mundschutze gern auch in geringer Stückzahl direkt vor Ort kaufen könne, sagt Burgsmüller: „Wenn eine Seniorin vorbeikommt und nur ein oder zwei Stück haben möchte – kein Problem. Und wenn ein größeres Geschäft mehrere für die Belegschaft braucht, geht das natürlich auch.“
Die waschbaren Exemplare bestehen aus feinporigem, atmungsaktivem Baumwollgewebe und kosten 1,60 Euro pro Stück; angesichts der im Internet kursierenden Preise ein wahres Schnäppchen.
Weiterhin rege Nachfrage
Da in den kommenden Wochen der Unterricht in den Schulen stufenweise wieder hochgefahren und zudem ein Mundschutz in den öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen wird, rechnet Burgsmüller weiterhin mit einer regen Nachfrage. Was aber keinesfalls bedeutet, dass er sich ein Ende der Krisenzeit nicht sehnlichst herbeiwünscht: „Ich hoffe, das alles ist bald vorbei.“

Da das Tragen eines Mundschutzes in öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen wird, rechnet man weiterhin mit einer regen Nachfrage. © Oliver Schaper