
© Didi Stahlschmidt
Belüftung wie im Flugzeug: Roto-Theater nimmt Spielbetrieb wieder auf
Hygienemaßnahmen
Das Theater am Dortmunder Blücherpark hat besondere Corona-Maßnahmen ergriffen, damit es endlich wieder losgehen kann. Nicht nur die einzigartige Konstruktion für die Belüftung ist neu.
Es war eine harte Zeit und es bleibt auch eine harte Zeit. Doch die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Roto-Theater am 15. August macht Mut und vor allem wieder Lust auf Theater.
Letzteres gilt nicht nur für die Besucher. „Nicht zu spielen ist anstrengender, als zu spielen. Doch wir haben überlebt, das ist das Entscheidende“, so Intendant Rüdiger Trappmann.
Anfang März lief die letzte Vorstellung und seitdem ging es um Hilfsgelder und ein passendes, auf die Räumlichkeiten abgestimmtes Hygienekonzept.
„Wir hatten zwischenzeitlich Existenzängste“, hält Trappmann fest und ist erleichtert, dass die NRW-Soforthilfe wie auch 9000 Euro aus dem Programm „NeuStart“ und die Förderung durch die Stadt Dortmund das Theater retteten.
Belüftung mit einzigartiger Konstruktion
Ein Problem blieb aber noch: ein Belüftungskonzept. Denn der Theaterraum verfügt nur über eine Fensterfront und eine notwendige Durchlüftung war nicht möglich.
„Das Belüftungsproblem ist nun gelöst und wir bekommen sogar ein Zertifikat für das Gesundheitsamt. Somit können die Zuschauer beruhigt zu uns kommen“, freut sich Trappmann jetzt.
Ein 20 Zentimeter dickes, mit Luftschlitzen versehendes Stahlrohr wurde eigens in den Zuschauerraum gehängt, das durch einen Ventilator Frischluft einbringt. Dadurch entsteht im Raum ein Überdruck, der durch ein Oberlichtfenster nach Außen abgeleitet wird.
Somit kommt es zu einer steten Durchlüftung und wie in einem Flugzeug fällt die Frischluft runter, genauso wie dann auch die Aerosole. Die ungewöhnliche Konstruktion ist einzigartig und individuell auf das Roto abgestimmt.
Weniger Sitzplätze, wenig Bühne, keine Begegnungen
Das ist auch das Zugangs-, Wege- und Platzkonzept. Es wurde von sieben Stuhlreihen auf vier sowie von 70 auf 30 Plätze reduziert und die Bühne verkleinert, damit überall der Abstand gewährleistet ist.
Dazu kommt die Erfassung der Gäste mit Platzzuweisungen und das Bringen von Getränken in der Pause zu den Tischen zwischen den Stühlen. „Hier begegnet sich keiner, zumal wir den Ausgang über die Bühne regeln“, erklärt Trappmann.
Das Foyer wurde mit Plexiglas, Klebestreifen auf dem Boden und Desinfektionsspender ausgestattet und wird durch das große Rolltor belüftet.
Losgelöst von den Hygienemaßnahmen gibt es auch einige Veränderungen im Spielplan. Die Inszenierung "Karl Valentin" wurde gestrichen, da bei dem Stück zu viele Schauspieler auf der Bühne stehen.
Kurzfristig kommt dafür die Lesung "Kaffee und Zigaretten" von Ferdinand von Schirach ins Programm und ab Februar die szenische Revue „Tierisches Vergnügen“.
Loriot kommt wieder, ein Poetry Slam neu dazu
“Wir sind froh, alles so hinbekommen zu haben, sowohl die Auflagen als auch die neuen Stücke“, so Trappmann. Dazu zählt auch die freudige Nachricht, dass der beliebte „Loriot Abend“ ab Februar wieder im Programm ist.
Nach den früheren Streitigkeiten mit der Tochter von Vicco von Bülow hat diese nun von sich aus das Stück wieder freigegeben – da die Zeiten für das Theater so schwer seien, wie sie sagte.
Neu ist ebenfalls das soeben von Barbara Kleyboldt eingespielte Hörbuch „Der kleine Prinz“, dem zeitnah „Alice im Wunderland“ als Hörbuch folgt.

Mit dem "Heinz Erhard Abend" beginnt die neue Spielzeit unter Corona-Auflagen. Hier eine Szene aus dieser Inszenierung mit Barbara Kleyboldt. © Roto-Theater
Eine neue, interessante Kooperation bahnt sich zudem ab September an. Dann wird es jeden dritten Mittwoch im Monat den Poetry Slam aus dem Subrosa als Gastspiel im Roto Theater geben.
Da die Räumlichkeiten im Subrosa bei den aktuellen Auflagen sehr begrenzt sind, hat sich diese kreative Nachbarschaftshilfe ergeben. Nun wird aber erst einmal alles für die Wiedereröffnung vorbereitet, die am 15. August mit dem "Heinz Erhard Abend" und am 16. August mit "Else-Lasker-Schüler" erfolgt.
Das Theater
- Roto Theater, Gneisenaustraße 30
- Tel. (0231) 422 779, E-Mail: rototheater@rototheater.de
- Karten müssen vorher per Telefon oder Internet bestellt werden
- www.rototheater.de
Seit Februar 2007 bin ich als freier Redakteur mit der Kolumne "quer gehört" für die Bereiche Musik/ Nightlife/ Kultur/ Creativ Industries bei den Ruhr Nachrichten aktiv. Parallel arbeite ich als freier Journalist für verschiedene Magazine, Gastronomie-Führer, als freier Fotograf und als Autor und Werbe-Texter.