Rodungsarbeiten im großen Stil im Dortmunder Westen bringen Anwohner auf die Palme. Auch die örtliche Politik meldet sich zu Wort und verurteilt die städtische Maßnahme aufs Schärfste.
Es geht um das Neubaugebiet am Steinsweg in Dortmund-Oespel. Seit 15 Jahren wird hier nicht mehr gebaut – die Bürgerinitiative „Pro Oespeler Lebensraum“ hatte dreimal erfolgreich gegen den Weiterbau geklagt. Weil die Stadt mit einer vierten Klage rechnet, wartet sie derzeit noch die Frist für einen Normenkontrollantrag bis Mitte Juni ab.
Wegen der rechtlichen Unsicherheiten und der erforderlichen Vorarbeiten geht sie von einem Baustart für die geplanten 105 Häuser im Zuge des Bebauungsplans Lü 148n frühestens im Jahr 2026 aus. Unter anderem müssen im Osten und Süden des neuen Baugebiets noch Lärmschutzwälle gebaut werden.
Trotzdem gab die Verwaltung die Rodung der künftigen Baufelder in Auftrag. Darüber informierte die Pressestelle am 2. Januar, kurz darauf begannen die Arbeiten. Diese Entscheidung stößt auf großes Unverständnis.
Maßnahme nicht zeitgemäß

„Schon jetzt befand sich auf der Fläche ein Ruderalwald (ein auf einer Brachfläche von selbst entstandener Strauch-Wald, Anm. der Red.), der geeignet war, sich zu einem richtigen Wald zu entwickeln. Hätte die Stadt weitere zwei Jahre mit der Rodung gewartet, wäre es unter Naturschutzaspekten immer schwieriger geworden, hier zu roden“, so Uwe Müller, Fraktionssprecher der Grünen in der Bezirksvertretung (BV) Lütgendortmund.
Der Kommunalpolitiker ist sich sicher: „Es wurden erneut Fakten geschaffen, um dieses Baugebiet auf Biegen und Brechen umzusetzen.“ Schon den Bebauungsplan hatte seine Fraktion 2022 in der BV abgelehnt, auch im Rat stimmten die Grünen dagegen. „Die Baumaßnahme ist längst nicht mehr zeitgemäß“, so Müller. „Es ist inzwischen essentiell wichtig, möglichst keine Flächen mehr zu versiegeln, erst recht nicht für ein ein Baugebiet, das nur eingeschossig bebaut werden kann.“ Das sei verantwortungslos gegenüber den zukünftigen Generationen.
Abstimmung mit Umweltamt
Auch Anwohner kritisieren das Vorgehen der Stadt: „Schlau, die Pressemitteilung montags herauszugeben und gleich anzufangen. Damit nur keiner mehr etwas unternehmen kann“, sagt eine Anwohnerin.
Radoslav Res meint: „Die geschilderte Praxis ist leider keine Ausnahme. Man lässt ein Areal 10 oder auch 20 Jahre von unzähligen Tieren und Pflanzen besiedeln. Dann kommen zwei Männer mit zwei Maschinen, die man mit einem Joystick bedient und alles wird geschreddert, von Bienen bis Igel.“
Die Stadt betont, dass die Rodungen in enger Abstimmung mit dem Umweltamt erfolgten. Zum allgemeinen Artenschutz würden einige Bäume auf den Grundstücken verbleiben.
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