
© Manuel Andrzejak
Riesiger Findling durchschlägt Mauer – Trümmerteile verletzen Kind
Strafanzeige
Schreckensszene am Donnerstagmittag: Ein großer Findling durchschlägt die Mauer eines Gewerbeareals. Trümmer fliegen umher und treffen ein Kind. Eine Passantin ist Zeugin des Unglücks.
Um 13.53 Uhr erschüttert am Donnerstag (4.3.) ein dumpfer Knall die Straße. Ziegelsteine fliegen umher. Vor der Mauer einer Gewerbefläche liegt ein großer Findling. Trümmerteile der Mauer verletzen ein Kind. Peggy Diepenbrock erlebt den Unfall nur wenige Meter entfernt.
Gut 25 Minuten zuvor hat sie sich auf den Weg gemacht, um mit ihrem Hund Gassi zu gehen. Sie ist auf der östlichen Seite der Dönnstraße in Dortmund-Mengede unterwegs. Von der anderen Straßenseite hört sie kratzende Geräusche. Peggy Diepenbrock schaut über die Straße.

Blick in Richtung Westen: Diagonal verläuft die Dönnstraße durchs Bild. Gegenüber der Einmündung Hugostraße (unten in der Mitte) schlug der Findling durch die Mauer. © RVR 2020 Aerowest / Meixner
„Ich habe gesehen, dass ein Gabelstapler dabei war, etwas zu verschieben“, erzählt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Womöglich ist es der Gegenstand oder die Gabel des Staplers, die über den Boden der Hallenzufahrt kratzt. Die Hallen des Gerwerbeareals stehen auf einem gut dreieinhalb Meter höher gelegenen Plateau.
Gabelstapler versucht, Felsbrocken anzuheben
Von 1961 bis Anfang der 90er-Jahre war hier der der Betriebshof von Nickel und Eggeling. Dann ging das Bauunternehmen Konkurs. Heute haben hier verschiedene kleinere Unternehmen ihren Sitz – unter anderem Auto-Tuner und Kfz-Verwerter.
Bessere Sicht hat Peggy Diepenbrock auf einer Grünfläche kurz vor der Eisenbahnunterführung an der Dönnstraße. Die Grünfläche liegt ebenfalls etwas höher. Während ihr Hund im Gras schnuppert, sieht sie wie der Gabelstapler beim Versuch, den Felsbrocken anzuheben, nach vorne kippt.
Ein Mann steht neben dem Stapler und weist den Fahrer ein. Im südlichen Bereich begrenzt eine Leitplanke die steile Böschung von der Zufahrt zu den Hallen. „Irgendwann hört die Leitplanke auf“, sagt die Anwohnerin der Dönnstraße.
Zeugin alarmiert den Rettungsdienst
Unterhalb der Grünfläche ist die Straße derzeit eine Baustelle: Vollsperrung für den Verkehr. Die Emschergenossenschaft erneuert hier über mehrere Monate den Kanal des unterirdisch verlaufenden Bodelschwingher Bachs. Allein der westliche Bürgersteig vor der Mauer zum Gewerbeareal ist frei für Fußgänger und Radfahrer.
Peggy Diepenbrock beobachtet eine ältere Frau, die auf dem Weg in Richtung Mengeder Orskern ist. In Gegenrichtung sind zwei Schulkinder unterwegs. In Höhe der Hugostraße verabschieden sie sich. Peggy Diepenbrock macht sich auf den Rückweg – vorbei am Gabelstapler mit dem kratzenden Geräusch.

Kurz nach dem Unglück. Während Sanitäter das verletzte Kind versorgen, schauen die mutmaßlichen Verursacher auf die Unfallstelle. © Peggy Diepenbrock
Plötzlich hört sie einen dumpfen Aufschlag. „Das war ein richtig lauter Knall“, sagt die Zeugin. Sie dreht sich um und sieht einen Jungen humpelnd neben den Trümmern der Backsteinmauer. Diepenbrock alarmiert den Rettungsdienst und die Polizei. Oben auf dem Plateau sieht sie die beiden Männer, die auf die Unfallstelle schauen.
Kind nur leicht verletzt
„Der Krankenwagen hat keine fünf Minuten gebraucht“, erzählt die Mengederin. Die Sanitäter stellen bei dem Zehnjährigen lediglich ein Hämatom fest. „Er wurde nur von einem Backstein am Fuß getroffen und leicht verletzt“, berichtet Polizeisprecher Sven Schönberg. „Toi toi toi.“
Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Junge oder ein anderer Passant von dem Naturstein direkt getroffen worden wäre. „Der Findling war eineinhalb Meter groß“, sagt Schönberg. „Der Arbeiter wollte den Stein zur Seite legen.“ Die Beamten vor Ort erstatten eine Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Am Abend haben Arbeiter das Loch in der Mauer mit einem Bauzaun geschlossen. Der Unfallort ist nur wenige Meter von der Baustelle auf der Dönnstraße entfernt. © Uwe von Schirp
Peggy Diepenbrock beobachtet, wie rund zehn Personen oben auf dem Plateau stehen. „Niemand ist herunter gekommen“, berichtet sie. Erst später hätten Männer den Findling mit einem Radlader abtransportiert. Am Abend war das Segment der Mauer durch einen Bauzaun gesichert.
„Die Feuerwehr hat eine Sichtung gemacht. Aber inwieweit ist die Wand noch tragfähig?“, fragt sich die Anwohnerin. „Meine Kinder dürfen da nicht mehr her laufen.“ Der Schrecken des frühen Donnerstagnachmittags bleibt haften.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
