
© Beate Dönnewald
„Richtig peinlich“: Dortmunder schämen sich für ihren S-Bahnhof
Bahn
Zwei Dortmunder nutzen erst seit Kurzem Bus und Bahn. Ihren auswärtigen Freunden hätten sie die S-Bahn-Fahrt gerne erspart. „Wir haben uns furchtbar geschämt.“
Bald bekomme sie Besuch aus Schottland, erzählt die Dortmunderin. „Doch mit meinen Freundinnen werde ich ganz sicher nicht mit der S-Bahn in die Stadt fahren. Wir rufen ein Taxi.“
Gerda Ritter schämt sich immer noch, wenn sie an ihre letzte S-Bahn-Fahrt mit ihren auswärtigen Besuchern denkt. „Das war richtig peinlich“, sagt sie.
Denn die Freunde hätten sie und ihren Mann auf den vielen Müll und Schmutz am S-Bahnhof Lütgendortmund hingewiesen. „Und dann dieser Geruch.“ Gerda Ritter schüttelt sich.

Urin und Dreck haben sich in den Boden und die Wände der S-Bahn-Station gefressen. © Beate Dönnewald
Ihre Fahrkarten hätten sie damals nur unter größten Verrenkungen abstempeln können. „Unter dem Automaten war eine große Urin-Pfütze“, erinnert sich Gerda Ritter.
Einer der dreckigsten Bahnhöfe in Dortmund
Die 81-Jährige und ihr Mann (83) sind erst kürzlich vom Auto auf Bus und Bahn umgestiegen. Seitdem haben sie schon einige Dortmunder Bahnhöfe gesehen – aber der in Lütgendortmund gehört ihrer Meinung nach zu den dreckigsten.
Gemeinsam mit der Redaktion sucht Gerda Ritter den Ekel-Ort noch einmal auf. Und traut ihren Augen nicht: Da steht doch tatsächlich ein Mann „in Orange“ auf der Treppe und fegt Kippen, gebrauchte Taschentücher, Becher und Verpackungen zusammen.

Immer wieder sind die Mülleimer überfüllt, eine wöchentliche Leerung durch die Deutsche Bahn reicht da nicht aus. © Beate Dönnewald
Sogar die Mülleimer am Eingang zur Station gegenüber dem ehemaligen Kaufhaus Konze sind geleert. „Das sieht hier gerade wirklich besser aus als beim letzten Mal“, sagt Gerda Ritter anerkennend.
Dreck und Urin haben sich in den Boden gefressen
Aber richtig sauber macht so ein Besen natürlich nicht. Hartnäckiger Taubenkot klebt auf dem Boden und in den Rillen der Rolltreppen, Dreck und Urin haben sich in die Steinfliesen gefressen. Wände, Fahrstuhl-Scheiben, Stufen – einfach alles hier schreit nach „Wasser und Seife“.
„Hier ist doch mal eine Grundreinigung mit Dampfreiniger nötig“, meint Gerda Ritter. „Wären wir zehn Jahre jünger, würden wir Freiwillige mobilisieren, die mit uns eine S-Bahn-Station reinigen. Es gibt ja auch Freiwillige, die Wälder und Parks säubern“, sagt die 81-Jährige.

Taubenkot auf dem Boden oder dem Handlauf gibt es weiterhin, aber längst nicht mehr so viel wie vor zwei Jahren. © Beate Dönnewald
Die Lütgendortmunderin ist mit ihrer Meinung nicht alleine. „Dieser Bahnhof ist wirklich extrem dreckig, der Dorstfelder beispielsweise ist sauberer“, sagt ein Fahrgast, der neben einem überfüllten Mülleimer steht. Der Lütgendortmunder S-Bahnhof hat drei Zugänge, hier war das Reinigungsteam wohl noch nicht.
Auch mehrere Leser haben sich in der Vergangenheit in der Redaktion gemeldet und sich geschockt über den Zustand des S-Bahnhofs gezeigt. Unter anderem auch die Damen eines Kulturvereins aus Asseln.
Bei aller Kritik: Der Taubenkot ist hier deutlich weniger geworden. „An allen Zugängen zum Bahnhof wurden Netze zur Taubenvergrämung installiert. Eine Verbesserung der Situation ist für uns spürbar“, schreibt eine Bahnsprecherin. Stimmt!

Auch der Bereich vor den Rolltreppen sieht schlimm aus. © Beate Dönnewald
„Das äußere Erscheinungsbild unserer Bahnhöfe ist uns als DB sehr wichtig“, schreibt die Bahn-Sprecherin. Daher würden alle Bahnhöfe regelmäßig gereinigt.
Einmal wöchentlich kommt ein Reinigungsteam
In und an der Station Dortmund-Lütgendortmund sei einmal pro Woche ein Reinigungsteam im Einsatz. Die Frage nach dem Einsatz eines Hochdruckreinigers bleibt unbeantwortet.
Stattdessen verweist die Bahn-Sprecherin auf die Möglichkeit für Fahrgäste, Verschmutzungen zu melden. Für den Bahnhof Lütgendortmund ist die sogenannte 3-S-Zentrale Dortmund zuständig, die unter Tel. (0231) 729 10 55 zu erreichen ist. „Diese Nummer finden unsere Fahrgäste auch direkt am Bahnhof auf entsprechenden Plakaten“, so die Bahn-Sprecherin.

Überall liegt achtlos weggeworfener Müll. © Beate Dönnewald
Für Gerda Ritter ist klar, dass nicht nur die Deutsche Bahn die Verantwortung für die Verschmutzung der S-Bahn-Stationen trägt. Verursacher sind schließlich die Menschen. Die achtlos leere Flaschen, Kippen oder Papier auf den Boden schmeißen und – noch schlimmer – hier öffentlich urinieren.

Einmal pro Woche wird die S-Bahn-Station Lütgendortmund mit dem Besen gereinigt. Auch die Mülleimer werden dann geleert. © Beate Dönnewald
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
