Ungewöhnliche Allianz: Rewe-Kaufmann (34) trommelt Aldi, Lidl und NKD für „gute Sache“ zusammen

Rewe-Kaufmann Markus Teupe macht sich für bessere Busanbindung stark
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Gute Kunden sind solche, die regelmäßig zum Einkaufen kommen und einem Discounter oder Supermarkt die Treue halten. Sehr gute Kunden sind solche, die sich darüber hinaus Gedanken machen, wie sich Umsatz und Gewinn noch steigern lassen – etwa durch eine vernünftige Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.

Der Dortmunder Karsten Hoch hatte aber nicht nur den wirtschaftlichen Vorteil für Rewe-Betreiber Markus Teupe (34) im Sinn, als er sich mit seinem Anliegen an den Bodelschwingher Kaufmann wandte. Vielmehr geht es dem Bahn- und ÖPNV-Experten auch darum, die Situation für Kundinnen und Kunden, die kein Auto haben, zu optimieren.

Seine Idee: Der Einzelhandelsstandort an der Bodelschwingher Straße muss besser mit dem öffentlichen Personennahverkehr verknüpft werden. Denn seiner Meinung nach findet wegen der schlechten Anbindung ein „gewisser Einkaufstourismus von Bodelschwingh nach Mengede“ statt.

„Hier wird unnötiger Verkehr produziert“, meint der freiberufliche Verkehrsplaner. Und weiter: „Eine einfache Fahrt von Bodelschwingh nach Mengede kann bis 25 Minuten dauern, obwohl in Bodelschwingh ausreichend Einzelhändler vorhanden sind und diese in maximal zehn Minuten erreichbar wären.“

Der Dortmunder Karsten Hoch ist ÖPNV- und Bahn-Experte.
Der Dortmunder Karsten Hoch ist ÖPNV- und Bahn-Experte und bisweilen Referent bei entsprechenden Veranstaltungen. Für die Bodelschwingher Einzelhändler hat er ein Bus-Konzept erarbeitet. © Stephan Schuetze (Archiv)

Konkurrenten tun sich zusammen

Bei Markus Teupe stieß der überzeugte Bus- und Bahnfahrer mit seinem Verbesserungsvorschlag sofort auf offene Ohren. Und nicht nur das: Der junge Kaufmann holte auch die Filialleiter von Aldi, Lidl und NKD, deren Märkte sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befinden, mit ins Boot.

Tatsächlich ist es ihm gelungen, dass alle das Schreiben samt Hochs Konzept an die DSW21 unterschrieben haben. „Es ist ja doch schon etwas Besonderes, wenn sich Konkurrenten für eine gute Sache zusammentun“, sagt der 34-Jährige nicht ohne Stolz.

Auch die Lidl- und NKD-Märkte an der Bodelschwingher Straße könnten von der besseren Busanbindung profitieren.
Auch die Lidl- und NKD-Märkte an der Bodelschwingher Straße könnten von der besseren Busanbindung profitieren. © Beate Dönnewald

Kleinbus im 60-Minuten-Takt

Der Brief ist am 3. Mai 2023 an die DSW21 verschickt worden. Erwartungsgemäß liegt Markus Teupe noch keine Antwort vor. Er sei aber guter Dinge, denn er halte das Konzept seines Stammkunden Karsten Hoch für sehr überzeugend und umsetzbar.

Aktuell fährt mit der Linie 477 nur ein Kleinbus im 60-Minuten-Takt den Einzelhandelsstandort an. „Das ist ein Witz. Das Bodelschwingher Einkaufzentrum ist das zweitgrößte im Stadtbezirk Mengede“, betont Karsten Hoch.

Die Aldi-Filialleitung an der Bodelschwingher Straße wünscht sich ebenfalls eine optimierte Busanbindung für den Einzelhandelsstandort.
Die Aldi-Filialleitung an der Bodelschwingher Straße wünscht sich ebenfalls eine optimierte Busanbindung für den Einzelhandelsstandort. © Beate Dönnewald

Pendelfahren ausweiten

Wenn es nach den Vorstellungen des 51-Jährigen und damit auch der lokalen Einzelhändler geht, sollten die zusätzlichen Pendelfahrten zwischen Westerfilde und Bodelschwingh der Linie 471 (Bodelschwingh – Oestrich) am Mittag und Nachmittag einen neuen Linienweg erhalten.

Statt über die Westerfilder Straße und die Straße „Rohdesdiek“ könnte der Bus über den Wattenscheidskamp oder über die Kreuzung Westerfilder Straße/Bodelschwingher Straße das Einkaufszentrum erreichen und von dort wieder auf die Ursprungsstrecke der Hauptlinie 471 stoßen.

Keine zusätzlichen Kosten

Karsten Hoch sieht alle Argumente auf seiner Seite. Denn: „Zusätzliche Kosten entstehen für den Betreiber DSW21 nicht, die Streckenlänge ist sogar kürzer.“

Auf lange Sicht wünsche er sich für die Bodelschwingher Geschäfte und ihre autolosen Kunden eine von montags bis freitags jeweils von 8 bis 18 Uhr verkehrende Linie im 20-Minuten-Takt, samstags zwischen 9 und 14 Uhr. Karsten Hoch betont noch einmal den großen Vorteil gerade für die Kunden ohne Auto: „Der Weg zum Einkauf würde sich für die Bodelschwingher damit von über 20 Minuten nach Mengede auf unter zehn Minuten reduzieren.“

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