Es ist nicht allzu viel los, als wir sonntags um halb acht aus dem Fahrstuhl in den Urwald steigen. Direkt kommt die erste Servicekraft auf uns zu, bringt uns zum Tisch, ja genau, wir hatten reserviert, alles korrekt, vielen Dank. Erst mal weiter über die Atmosphäre staunen: Baum hier, Kunstpflanze da, aus den Fenstern starren, das also ist Dortmund, das hier also Brauturm. Das Restaurant in der obersten Etage des Dortmunder Us, das hier erst letzten Sommer eröffnet hat. Wie ist es so?

Die Atmosphäre
Alles grün. Keine Ahnung warum – aber geil. Die gesamte Decke hat Pflanzenoptik, in der Mitte steht ein großer Baum, auch sonst ist ganz viel mit Pflanzen verziert. Von der Decke hängt ein zur Lampe umgebauter Braukessel. Von den Fenstern hat man dazu Ausblick auf Dortmund (wir sind hier auf 64 Metern Höhe), und wenn man nach draußen geht, sieht man zur einen Seite weit über Dortmund hinweg, zur anderen direkt auf das U.

Auswahl und Preis
Wir essen nicht à la carte, sondern nach Menükarussell, einer zeitlich begrenzte Aktion, bei der in verschiedensten Dortmunder Restaurants festgelegte Mehrgängemenüs serviert werden. Getränken sind da unbegrenzt dabei: Wir können zwischen neun verschiedenen Bieren vom Fass und mehreren Weinen wählen, Wasser und Softdrinks gibt es auch. Der Preis für all das ist fix: 58,50 Euro für die klassische Variante, 49,90 Euro für die vegetarische.
Erster Gang

Noch vor dem ersten Gang kommt ein Gruß aus der Küche, ein paar Stücke Brot mit einer Buttercreme. Dann geht es richtig los: mit gebeizter Wildblumenlachs auf Rösti in der klassischen Version und gepickeltem Gemüse statt Lachs für den Vegetarier unter uns.

Der Lachs schmeckt richtig gut, der Rösti ist auch lecker, aber weniger spektakulär. Das gepickelte Gemüse schmeckt, wie der Lachs, super. Beachtlich ist bei allem auch die Anrichtung: Mit so viel Mühe wurde alles auf dem Teller positioniert, dass selbst das Brot chic erscheint. Sollte das Auge tatsächlich mitessen, wäre es jetzt satt.
Zweiter Gang

Im zweiten Gang kriegen wir Flädlesuppe mit Kraftbrühe, Wurzelgemüse und Leberknödel oder Eierstich (vegetarisch). Nach dem ersten Gang kann die Suppe allerdings nicht mit unseren Erwartungen mithalten: Lecker ist sie, es gibt nichts direkt an ihr auszusetzen, aber auch nichts, was sie spektakulär macht. Suppe halt.
Dritter Gang

Endlich die Hauptspeise! Für den Fleischesser unter uns Biergulasch vom Rind mit Spätzle, Röstzwiebeln und Paprikagemüse. Alternativ hätte man auch eine ganze Forelle nehmen können. Für den Vegetarier Käsespätzle mit Röstzwiebeln und Salat.

Wie schon das Brot im ersten Gang gezeigt hat: Viele Gerichte hier sind – vielleicht auch, um die Wirtshaustradition zu wahren – an sich relativ basic. Doch sie sind richtig chic serviert und lecker gemacht noch dazu. Selten haben wir Käsespätzle mit so viel gutem Käse gegessen. Die Portionen sind außerdem so groß, dass man vermutlich allein davon satt würde – wir lassen uns die Hälfte einpacken.
Vierter Gang

Das Menü endet mit einem Highlight. Es gibt – diesmal für uns beide identisch – Bayerisch Creme mit Himbeersorbet und Hafercrumble. Diese Portion ist eher klein, aber dafür umso leckerer. Schön fruchtig ist das eiskalte Himbeersorbet, schön locker die Creme. Davon würden wir gerne noch mehr essen.
Service
Der Service ist hervorragend. Es sind zeitweise mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Gäste da. Sie helfen, sobald man etwas möchte, und nerven doch nicht, wenn man gerade nichts will. Vielleicht ein netter Nebeneffekt davon, dass Getränke schon unbegrenzt im Preis inbegriffen sind. Die Speisen kommen mit relativ großen Abständen, das Essen mit allen Gängen zieht sich über gut zwei Stunden.

Barrierefreiheit
Für Rollstuhlfahrer ist das Restaurant problemlos erreichbar. So hoch, wie es gelegen ist, nutzt eh jeder den Fahrstuhl. Drinnen ist genug Platz, um frei zwischen den Tischen herzufahren.
Kinderfreundlichkeit
Zur Zeit unseres Besuches waren keine Kinder anwesend. Auch wenn für die Kinder genug Platz wäre, ist das Restaurant schon sehr edel, sodass es zumindest für die ganz Kleinen nicht die passendste Wahl scheint.
Parkplatzsituation
Es gibt eine Tiefgarage direkt unter dem U, in der für zwei Euro die Stunde geparkt werden kann. Am problemlos zu Fuß erreichbaren Hauptbahnhof sind noch mehr Parkhäuser. Kostenlose Parkplätze findet man nicht, dafür kommt man durch die Hauptbahnhof-Nähe auch gut mit Bahn oder Bus an.

- Bei der Aktion Menükarussell bieten verschiedene Restaurants in Dortmund und Umgebung verschiedene Menüs an. Alle Menüs gibt es zu einem Festpreis, darin enthalten sind die begleitenden Weine oder Bier und Mineralwasser, nicht enthalten sind Aperitif, Digestif, warme und kalte Getränke.
- Insgesamt laden 24 Küchenchefs zu Vier-Gang-Menüs in Castrop-Rauxel, Dortmund, Iserlohn, Schwerte, Waltrop und Wickede ein.
- Wir haben uns bewusst einige Restaurants herausgesucht, die sonst eher weniger in der Öffentlichkeit sind. Wir haben die Menüs getestet als ganz normale, zahlende Gäste.
- Alle Informationen zur Aktion finden Sie hier: www.mnkl.de
Netzstimmen
Bei Google hat der Brauturm 4,2 von 5 Sternen. Gelobt wird nahezu ausnahmslos die Atmosphäre, Kritik gibt es dafür an Preis-Leistungs-Verhältnis und langen Wartezeiten. Bei Tripadvisor hat das Restaurant noch keine Bewertungen – es ist ja noch ganz jung.
- Adresse: Leonie-Reygers-Terrasse 1; 44137 Dortmund
- Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag ab 17.30 Uhr
- Web: brauturm.com
- Telefon: 0231 4764780
- Reservierung online und telefonisch.
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