Die Reise in die Siebziger ist vier Meter lang: An der stählernen Vitrinen-Theke mit offener Küche muss man vorbei auf dem Weg in den Gastraum des Ayman‘s. Rund 30 Plätze gibt es, die meisten an Zweiertischen an Fensterfront und Wand.
Hier gibt es fest installierte Sitzbänke, dunkles Holz, rote Bezüge. Holz-Arkaden vermitteln ein Gefühl kleiner Séparées - willkommen im Restaurant Bürgerstube, es ist der 31. Januar 1970. Wobei: Wenn man genauer hinschaut...
Die Wände ziert Pizzeria-Wurfputz in beige, irgendwie orientalisch anmutende Metalllampen hängen an Decken und Wänden. „Hab ich aus Marokko mitgebracht“, wird Inhaber Ayman Chahoud später über die größte sagen.

Die Atmosphäre: einmalig
Das Innere des libanesischen Restaurants an der Saarlandstraße ist ein wunderbarer Stilmix, irgendwie überzeitlich, überörtlich, mit vielen Details. Hast du das Bild in der Ecke gesehen, die Schwarzweißzeichnung der Rue Foch (einer Beiruter Prachtstraße)? Und die Lampe, der trapezförmige Tisch...?
„Was trinken wir, Männer?“, tönt die sonore, laute Stimme des Wirtes mit Vollbart, Retro-Schürze und Hipster-Dutt. Richtig, da war was. Essen und so. Los geht’s.

Getränkekarte nur auf Wunsch
Die Getränkekarte gibt’s erst auf Wunsch („Ihr Männer seid doch da normalerweise unkompliziert!“). Drauf stehen Brinkhoffs (0,3 Liter für 2,80), diverse Flaschenbiere von Hövels über Desperados bis Weizen (bis 4,50 Euro) und die üblichen Softdrinks.
Überraschend groß ist die Weinauswahl: Sieben Stück von rot bis weiß, im Glas (5,30 Euro) oder als Flasche (17,30 Euro), alles solide Cuvées bekannter Marken wie Scavi & Ray. Auf Chef-Empfehlung gibt‘s mehr. Einfach fragen. Bonus: 12 Cocktailklassiker (je 7 Euro) stehen auch drauf.
Speisen - Auswahl und Preise:
Die Hauptgerichte sind übersichtlich - sechs gibt es regulär: fünf mit Fleisch (Huhn, Lamm, Rind, 14,50 bis 18 Euro), eines mit Scampi (17,90 Euro). Fisch gibt es an bestimmten Tagen auf Anfrage. Für Vegetarier und Veganer ist nichts dabei. Umso größer ist die Auswahl bei kleineren Gerichten.
20 Vorspiesen gibt’s (4 Euro bis 8 Euro, gemischter Teller 12 Euro), alles Klassiker wie Hummus (Hommos), Baba Gannoush, Falafel oder Hühnerleber mit Granatapfelsauce. 12 sind fisch- und fleischlos.
Aus der Bistroküche bietet das Ayman‘s landestypische „Sandwiches“, was in diesem Fall Wraps bedeutet (5-6 Euro), Linsensuppe (5 Euro) und etwas Besonderes:
Vier „Manakisch“ sind zu finden - eine Art (zumeist) käselose Pizzavariante, die in mehreren Ländern der Region bekannt ist. Drei sind fleischlos, eine mit Hack. Wer will, kann selbst zusammenstellen (4-6 Euro pro Stück, zum Sattwerden sollten es zwei bis drei sein).
Die Vorspeisen im Test:
Wir bestellen Hummus und Baba Gannoush (gegrillte, pürierte Aubergine, absoluter Klassiker), dazu aus Neugier den Vorspeisenteller vorweg zum Teilen. Die Portionen sind großzügig. Tipp für Vegetarier: Der Vorspeisenteller kann fleischlos bestellt werden, enthält Kaltes wie Warmes - und ersetzt von der Menge jedes Hauptgericht. Vier kleine Manakisch sind auch mit drauf.
Der Geschmack lässt sich in einem Wort zusammenfassen: grandios. Bestes Baba Gannoush bisher, Hummus fabelhaft, Teigtaschen mit Spinat und Zitrone auch, in den Schafskäse-Kreationen steckt schmeckbar echter Schafskäse statt Kuhmilch-Ersatz aus dem Großmarkt. Merken: Beim nächsten Mal Tapasabend von der Vorspeisenkarte.

Die Hauptspeisen im Test:
Meine Begleitung wählt den Hühnerspieß mit gegrilltem Gemüse, ich die Scampis. Als Beilage nehmen wir beide Reis. Die Scampis sind saftig, leicht rauchig und auf den Punkt gegrillt. Und viele. Elf Stück. Dem Reis geben geröstete Zwiebeln Saft. Soße braucht es nicht.
Um das knackige, sichtbar (und beim Probieren auch schmeckbar) frische Grillgemüse beneide ich meine Begleitung. Würde zum Scampiteller auch gut passen.

Der Hähnchenspieß kommt ohne Spieß. Geschmacklich „sehr lecker, zart und saftig, gut gewürzt“, lautet das Urteil auf der anderen Seite des Tisches.
Nachtisch steht nicht auf der Karte. Egal. Würde eh nicht mehr reinpassen.

Der Service:
Der Inhaber serviert selbst. Und weiß, wie man mit Menschen umgeht. Scherzt, lacht, empfiehlt, Duzt, fragt die Frauen am Nachbartisch nach ihrem Tag, offenbar Stammgäste. Ein lauter Kumpeltyp, dem man den Spaß am Job anmerkt. Nach 15 Minuten fühlt man sich, als käme man seit Jahren her.
Einzig: die Hauptspeisen kamen zu flott. Die (zugegeben zahlreichen) Vorspeisen hatten wir noch nicht geschafft.
Barrierefreiheit:
Das Ayman‘s ist eng, zur Toilette geht‘s in den Keller. Zu den Zweiertischen im Haupt-Gastraum muss man ein Podest erklimmen, ein größerer Tisch steht frei. Einfacher und ebenerdig zugänglich ist der Nebenraum. Hier sitzt am Besuchsabend eine Gruppe an einer Tafel.
Erreichbarkeit und Parkmöglichkeiten:
Lieber nicht mit dem Auto kommen. Saarlandstraßenviertel halt. Die U-Bahnhaltestelle Saarlandstraße ist etwa 150 Meter entfernt (U46).
Bewertungen im Netz:
Bei Google hat das Ayman‘s 4,6 von 5 möglichen Sternen bei 371 Bewertungen. Bei Tripadvisor gibt‘s 5 von 5 Sternen (32 Bewertungen, beides Stand 01/2023). Von 512 Dortmunder Restaurants liegt es damit auf Rang 55.
Adresse: Saarlandstraße 118a, 44135 Dortmund
Telefon: 0231–33486884
Internet: aymans-dortmund.de
Online-Reservierung möglich: ja
Öffnungszeiten: So-Fr. 16-23 Uhr, Sa 16-1 Uhr
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