
Alessandro Magnolo ist Inhaber eines Dortmunder Restaurants, in dem Gäste nicht mit Bargeld zahlen können. © Archiv
Dortmunder Restaurant akzeptiert kein Bargeld mehr – wohl als einziges in der Stadt
Kartenzahlung
Ein Restaurant an einer von Dortmunds beliebtesten Gastro-Meilen nimmt kein Bargeld mehr an. Die Gründe, die der Inhaber nennt, leuchten ein. Dennoch ist das Vorgehen ein Streitthema.
Das „Bocca“ ist Teil der Gastromeile an der Wasserkante des Phoenix-Sees. Ein italienisches Restaurant mit modernem Ambiente, einem Schwerpunkt auf neapolitanischer Pizza - und einer Besonderheit: Das „Bocca“ akzeptiert kein Bargeld mehr.
In der Dortmunder Gastro-Landschaft ist das ungewöhnlich. Weder dem Gaststättenverband Dehoga noch einem gut vernetzten Gastronom aus Dortmund sind andere Restaurants in der Stadt bekannt, die nur Kartenzahlung akzeptieren. Und auch andernorts ist das Thema umstritten: Ein Düsseldorfer Bäcker bekam nach einer Umstellung auf reine Kartenzahlung sogar Drohanrufe.
Dabei sind die Argumente, die Alessandro Magnolo, Geschäftsführer der Vita Gastronomie GmbH aus Münster, die das „Bocca“ betreibt, anführt, durchaus nachvollziehbar.
Transparenz und Sicherheit
In Restaurants des Unternehmens in Münster und Berlin sei bereits mit Beginn der Pandemie aus Hygienegründen auf Kartenzahlung umgestellt worden. Im „Bocca“ sei das seit dem Ende des ersten Lockdowns der Fall.
Die Kartenzahlung vereinfache die Buchhaltung und sei auch aus Sicherheitsgründen sinnvoll: „Zum einen kann dann niemand einbrechen und z .B. am Wochenende die Kasse leerräumen, zum anderen muss ich abends keine Mitarbeiter mit tausenden Euro Bargeld von Hörde aus durch die Stadt zur Bank fahren lassen“, so Alessandro Magnolo.
Nicht unerwartet kommt, dass die Regelung bei manchen Kunden auf Unverständnis stößt: „Vereinzelt werden die Kellner schon blöd angemacht“, so Alessandro Magnolo. „Ich lasse dann immer meine Nummer rausgeben, damit ich mit den Leuten selbst sprechen kann. Die Kellner haben das ja nicht entschieden.“
Ob die Umstellung auf Kartenzahlung sich auf den Umsatz ausgewirkt hat, wisse er nicht, sagt Alessandro Magnolo. Allerdings haben schon vor der Umstellung 80 bis 90 Prozent der Gäste mit Karte gezahlt, sagt er.
Kritik wegen Datenschutzbedenken
Aus der Dortmunder Gastronomie kommt hingegen Kritik an der Praxis. Ein Gastronom mit mehreren Restaurants nicht nur in Dortmund hat Bedenken wegen des Datenschutzes - der Gast werde durch die Kartenzahlung gläsern.
Außerdem sei der Euro nun mal das gesetzliche Zahlungsmittel in Deutschland. Zwar sei Kartenzahlung genau so als normale Zahlmethode zu akzeptieren, aber ausschließlich Kartenzahlung anzubieten beraube den Gast der Möglichkeit, sich zu entscheiden.
Hinweis ist wichtig
Ob ein Restaurant Bargeld überhaupt ablehnen darf ist juristisch keine ganz einfache Frage. Trotz der Festlegung des Euro als gesetzlichem Zahlungsmittel, herrscht zwischen einem Gastronom und seinen Gästen die Vertragsfreiheit, wie ein Sprecher des Gaststättenverbands Dehoga erklärt.
Demnach sei es als Teil der Allgemeinen Geschäftsbedingungen durchaus möglich, Kartenzahlung als einziges Zahlungsmittel festzulegen. Weil diese Regelung allerdings ungewöhnlich sei, müsse der Kunde vor Vertragsabschluss - also vor der Bestellung - deutlich darauf hingewiesen werden.
Laut Alessandro Magnolo ist das im „Bocca“ der Fall: Aushänge sowie ein Vermerk auf der Speisekarte weisen laut dem Inhaber darauf hin, das Gäste nur mit der Karte zahlen können. Eine solche Praxis wäre laut dem Dehoga-Sprecher ausreichend.
„Ich mache das nicht aus Spaß oder weil ich Leute ärgern will“, betont Alessandro Magnolo. Ausschließlich Kartenzahlung anzubieten sei allerdings bei vielen Abläufen deutlich einfacher - und damit auch wirtschaftlicher.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
