Thomas Westphal, Oberbürgermeister von Dortmund, mit der Generalkonsulin der Ukraine, Iryna Shum, am Rande der Ratssitzung am 31. März.

© Oliver Schaper (Archivbild)

Reaktionen auf Westphal-Aufruf: „Mit Abwarten mitschuldig an Kriegsverbrechen“

rnWaffenlieferungen

Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal unterstützt einen Aufruf gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Das hat vielfältige Reaktionen ausgelöst, darunter heftige Kritik.

Dortmund

, 03.05.2022, 18:01 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mehrere Tage nach seiner Veröffentlichung bleibt ein offener Brief von mehreren Prominenten im Gespräch. Mitten in der Für- und Widerrede bei diesem komplexen Thema steht auch Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal.

Er hat den viel kritisierten Aufruf, in der Ukraine auf einen „Kompromiss“ hinzuarbeiten, öffentlich unterstützt - ausdrücklich als Privatperson und nicht in seiner gewählten Funktion als Chef der Stadtverwaltung.

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Westphal hatte die Diskussion in den sozialen Medien mit seinem Meinungsbeitrag über Twitter eröffnet. Der Widerhall ist groß.

Nutzer empfiehlt Diskussion mit „Amtskollegen“ in umkämpften Städten

Der Dortmunder Lars R. schreibt: „Bitte das Thema am besten mit den Amtskollegen in Charkiw, Mariupol oder Kiew besprechen. Ansonsten, hier in Dortmund gibt es genug zu tun für einen OB.“

An anderer Stelle schreibt Thorsten T.: „Falls ein Diktator vor meiner Stadt steht, erwarte ich, dass er von den Verantwortlichen vertrieben wird und nicht eingeladen wird, sein System weiter auszudehnen. Dieser Brief ist absurd.“ Ein anderer Kommentator sagt: „Wo ist eigentlich der offene Brief, der den Zweiten Weltkrieg beendet hat?“

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Persönliche Gedanken zur Sache hat der Dortmunder Walter Runge (64) per E-Mail an diese Redaktion gesendet. „Als junger Mann habe ich meinen Wehrdienst abgeleistet. Aber schon damals habe ich mich über die Bundeswehr kaputtgelacht. Wenn die Russen uns angegriffen hätten, würden sie nur bis zum Stau am Kamener Kreuz kommen.“

Runge schreibt weiter: „Seit der Nazizeit haben alle Regierungen der BRD alles für den Frieden unternommen. Aber jetzt dreht Putin durch. Und wir sind jetzt dazu aufgerufen, Russland stark entgegenzutreten.“

Auch Dortmunder Lokalpolitiker äußern sich auf Twitter

Auf Twitter äußern sich auch Personen aus der Lokalpolitik. Sie nutzen dafür, genau wie Westphal, ihre persönlichen Accounts und keine offiziellen Partei-Kanäle.

So schreibt Uwe Waßmann, Ratsmitglied für die CDU: „Erst vor kurzem hat derselbe OB im Rat der Stadt im Beisein der ukrainischen Konsulin noch alle Hilfe zugesagt, die die Ukraine im Krieg benötigt! Man muss wohl betonen, dass seine jetzige Haltung nur seine persönliche sein kann. Er spricht sicher nicht für die gesamte Stadt!“

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Katrin Lögering, Grünen-Direktkandidatin für die Landtagswahl, hat Westphals Aufruf zur Unterstützung der Petition scharf kritisiert.

Ihre Worte auf ihrem Twitter-Account: „Unfassbar. Dieser Aufruf ist ein Schlag ins Gesicht der nach Dortmund geflüchteten Ukrainer*innen. Sollen ihre Angehörigen also weiter russischen Angriffen ohne Verteidigung ausgeliefert sein? Die Geflüchteten standen am Wochenende verzweifelt auf dem Friedensplatz. Was ist Ihre Antwort?“

Grüne-Kandidatin: „Damit kann ich nicht leben.“

Mit Abwarten mache man sich „mitschuldig an den Kriegsverbrechen. Damit kann ich nicht leben“, so Lögering.

In einem Leserbrief nimmt Eckhard Althaus aus Dortmund eine andere Position ein. „In diesen emotional aufgeheizten Tagen ist es gut, Stimmen der Besonnenheit zu hören“, schreibt er.

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Die offene Unterstützung des Aufrufs zeige „Charakterfestigkeit, denn dass sie auf heftigste Kritik stoßen würde, war abzusehen“, so Althaus. Er fügt hinzu: „Ich bin weder ein Fan von OB Westphal, noch ich habe ihn gewählt.“