
Wie laut ist es am Dortmunder Wall? Das hat RN-Reporter Joscha Westerkamp an einem Freitagabend von 22 bis 24 Uhr mit einer kostenpflichtigen Dezibel-Mess-App gemessen. © Anna F. Lorenzen
Diskussion um Lärmblitzer: So laut sind die Wall-Raser wirklich
Lärmbelästigung
Immer wieder sorgt nächtlicher Krach auf dem Wall für Ärger. Jetzt gibt es sogar die Idee, dass Dortmund Lärmblitzer bekommen könnte. Doch wie laut ist es tatsächlich? Wir haben es an einem Freitagabend gemessen.
Während andere schon schlafen wollten, haben wir uns an den Dortmunder Wall am U gestellt. Freitagabend (13.5.), von 22 bis 24 Uhr – mit einer Dezibel-Mess-App auf dem Handy. Denn wir wollten wissen: Wie laut ist es hier wirklich?
Immer wieder sorgt der Lärm von Autos und Motorrädern auf dem Wall für Ärger. Ab 21 Uhr gilt deshalb eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde.
Und zuletzt haben Grüne und CDU im Rat vorgeschlagen zu prüfen, ob der Einsatz von „Lärmblitzern“ möglich wäre, wie sie bereits in Frankreich genutzt werden. Wer zu laut ist, würde damit geblitzt – und müsste bis zu 100 Euro Bußgeld zahlen.

Erlaubt sind in der Nacht – genau aus Lärmschutzgründen – nur 30 Kilometer pro Stunde © Joscha F. Westerkamp
Was uns über die zwei Stunden vor allem auffällt: Je später die Nacht und je wichtiger die Nachtruhe – desto lauter ist es auf dem Wall.
Autofahrer hören Musik bei offenem Fenster, rufen sich gegenseitig etwas zu (nicht selten ein Satz der Art: „Ach, da bist du ja schon wieder!“), hupen sich an. Und klar, die wildesten kommen immer wieder.

Mit dem Porsche fährt dieser Fahrer über den Wall – auch nicht gerade leise. © Joscha F. Westerkamp
Die Geschwindigkeitsbegrenzung scheint wenig auszumachen
Was dann auch auffällt: Ob hier Tempo 30 gilt oder nicht, scheint für den Lärmschutz völlig egal. Nicht, weil sich keiner daran hält (das können wir hier nicht weiter beurteilen).
Sondern: Die lautesten Geräusche entstehen beim Anfahren, nicht bei den höchstens paar Hundert Metern zwischen einer und der nächsten roten Ampel.

Freie Fahrbahn für diese Autofahrer. © Joscha F. Westerkamp
Diese Strecke nutzen einige der Fahrer viel lieber für ein paar „coole“ Tricks. Einer fährt schneller als der andere, wechselt von rechts nach links über die drei Spuren, um auf der kurzen Strecke zwischen den Ampeln möglichst viele andere zu überholen.
Ein anderer driftet leicht um die Kurve. Einer fährt so kleine Schlangenlinien, dass der ganze SUV wackelt.

Die Fahrer nutzten die Strecke zwischen den Ampeln, um sich gegenseitig zu überholen. © Joscha F. Westerkamp
Zwei drehen auch noch eine kleine Runde über den Vorplatz des U, ordnen sich über den Fahrradstreifen dann wieder auf die Kreuzung ein, um laut davonzufahren.

Nach einer kleinen Runde über den U-Vorplatz ordnet sich dieser Fahrer wieder in die Kreuzung ein. © Joscha F. Westerkamp
Was auffällt: Motorräder sehen wir an dem Abend fast keine. Das kann aber auch Zufall sein.
Wie laut ist es tatsächlich?
Doch wie laut ist nun tatsächlich? Unsere Handy-App liefert da natürlich keine perfekten Werte, und auch haben wir nicht immer den gleichen und idealen Abstand zur Fahrbahn eingehalten (sondern tendenziell eher mehr).
Zunächst zur Einordnung: Erlaubt ist alles bis zu einem Schwellenwert von 60 Dezibel – das entspricht etwa der Lautstärke eines normalen Gesprächs mit einem Meter Abstand. Bei allem darüber könnten die Lärmblitzer anschlagen.

Auf diesem Bild – entstanden etwa zur Hälfte der Beobachtungszeit – waren die Werte noch niedriger als zum Schluss. © Anna F. Lorenzen
Die Durchschnittslautstärke lag laut unserer Mess-App bei 71,5 Dezibel. Die höchsten Werte erreichten mehrere hintereinander fahrende Feuerwehrautos und Krankenwagen mit 98,4 Dezibel, die natürlich auch den Durchschnittswert leicht nach oben gezogen haben.

Den Lautstärke-Rekord knackte kein Raser, sondern ein Krankenwagen. © Joscha F. Westerkamp
Doch: Das lauteste Auto war nur zwei Dezibel leiser. Und während zwischen 22 und 23 Uhr noch mindestens die Hälfte der Autos einen Wert unter 60 erreichten, wurden es gegen Mitternacht immer weniger.
Für einen Vergleich haben wir uns auch schon ein paar Stunden eher an den Wall gestellt, von 17 bis 17.15 Uhr. Da waren die Werte sehr ähnlich. Nachts war es also zumindest in unserer Beobachtungszeit nicht lauter als nachmittags. Aber: Nachmittags galt aber auch nicht die als Lärmschutzmaßnahme dienende Geschwindigkeitsbegrenzung.

RN-Reporter Joscha Westerkamp misst die Lautstärke am Wall mit einer Smartphone-App. © Anna F. Lorenzen
Gebürtiger Ostwestfale, jetzt Dortmunder. In der zehnten Klasse mit Journalismus und Fotografie angefangen. Liebt es, mit Sprache zu jonglieren – so sehr, dass er nun schon zwei Bücher übers Jonglieren geschrieben hat.