Raphael (31) wegen Flyer-Verteilung in Handschellen Ärger vor Gedenken an Mouhamed D. (†16)

Dortmunder erinnern an Mouhamed D. (†16) - Ärger vor Gedenken
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Genau ein Jahr nach dem Tod des 16-jährigen Mouhamed Dramé hat es zwei Gedenkveranstaltungen in der Nordstadt gegeben. An der Missundestraße und am Kurt-Piehl-Platz haben sich Dutzende Menschen getroffen, um an den Fall zu erinnern.

Einige Stunden zuvor hatte es auf dem Nordmarkt unerwarteten Ärger gegeben. Dort hatten Aktivisten Flyer mit dem Aufruf zu einer zukünftigen Demonstration verteilt. „Dies ist nach der Wochenmarktsatzung der Stadt Dortmund nicht gestattet“, erklärt Sprecherin Katrin Pinetzki. Mehrere Markthändler hätten den Kommunalen Ordnungsdienst um Unterstützung gebeten.

Der 31-jährige Raphael, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte, gibt an, einer der Flyer-Verteiler zu sein. „Wir waren schon oft auf dem Nordmarkt, weil man da ins Gespräch kommt“, sagt er. Deshalb sei es dem Solidaritätskreis Mouhamed wichtig, mit den Menschen dort über das Engagement der Gruppe zu reden.

„Ich hab mich nicht im rechtlichen Recht gesehen, aber sehr im moralischen“, sagt Raphael. Er finde es wichtig, an Mouhameds Todestag über den Fall zu sprechen. Nach der ersten Aufforderung des Ordnungsamts, die Aktion zu beenden, sei er auch an den Rand des großen Platzes bis zur Mallinckrodtstraße gegangen, um dort Flyer zu verteilen.

„Ich bin auf dem Boden gelandet“

Dann seien aber weitere Kräfte des Ordnungsamtes dazugekommen, Bußgeld sei angekündigt worden. „Da hab ich gesagt: Okay, nehm ich.“ Als es aber darum ging, die Flyer einzukassieren, habe Raphael sich geweigert. „Ich bin auf dem Boden gelandet, mir wurden Handschellen angelegt. Mindestens drei Leute saßen auf mir drauf.“ Fast eine Stunde habe er dann im Büro des Ordnungsamtes verbracht.

Die Stadt Dortmund erklärt zum Fall: „Die beiden Personen, die die Flyer verteilt haben, zeigten sich äußerst unkooperativ.“ Weil eine der Personen „erheblichen Widerstand“ geleistet habe, sei sie „zur Eigensicherung der eingesetzten Kräfte“ fixiert worden.

„Kein zu beanstandendes Verhalten“

Wenige Stunden nach dem Vorfall sei eine „abschließende rechtliche Beurteilung des Vorgehens des Mitarbeiters nicht möglich“, so die städtische Pressestelle am Abend. Aber: „Nach dem aktuellen Kenntnisstand ist kein rechtlich zu beanstandendes Verhalten erkennbar.“

Auf dem Kurt-Piehl-Platz haben sich dutzende Menschen zum Gedenken getroffen.
Auf dem Kurt-Piehl-Platz haben sich dutzende Menschen zum Gedenken getroffen. © Tim Schulze

An der Missundestraße, wo Mouhamed D. vor einem Jahr erschossen wurde, haben sich am Nachmittag rund 50 Personen zum Gedenken versammelt. Am nahegelegenen Kurt-Piehl-Platz haben unsere Reporter etwas später bis zu 70 Menschen gezählt.

Nordstadt-Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum sagte dort: „Es ist sehr wichtig und sehr gut, dass kontinuierlich daran gearbeitet wird, dass das Thema nicht in Vergessenheit gerät.“ Weiterhin sei es wichtig, über Dinge wie Rassismus, Polizeiausbildung oder Einsatztaktiken zu sprechen.

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