
© Oliver Volmerich
Radwall: Radfahrer Jens Kaulisch sieht lebensgefährlichen Planungsfehler
Kritik an Radwall-Gestaltung
Der Bau des Radwalls in der City geht weiter. Ein Detail der Gestaltung stößt bei dem Dortmunder Architekten Jens Kaulisch auf Kritik. Er spricht von „fahrlässiger planerischer Körperverletzung“.
Die Weihnachtspause ist beendet. Damit gehen auch die Arbeiten am Radwall in der City mit dem Bauabschnitt an der Innenseite des Schwanenwalls weiter.
Dass der Radwall generell eine gute Sache ist, findet auch Jens Kaulisch. „Endlich wird auch etwas für den Radverkehr in unserer Stadt geplant und umgesetzt“, stellt der Dortmunder Architekt, der viel mit dem Rad unterwegs ist, fest. Die Planung des Radwalls sei dabei „ein guter Kompromiss zwischen allen Verkehrsteilnehmern und den örtlichen Gegebenheiten“.
Ein Punkt stößt bei Kaulisch allerdings auf großes Unverständnis: Die bauliche Trennung zwischen Parkplätzen am Schwanenwall und Radweg hält er für höchst gefährlich. Auf dem Abschnitt zwischen Stiftsstraße und Reinoldinum fehlt zwar noch die rote Asphaltdecke für den neuen Radweg, Strecke und Umrandung des Radwalls sind aber bereits deutlich zu erkennen.
„Parkstoppsteine“ wie Zinnen
Wie Zinnen wirken dabei die Trennsteine zu den Parkplätzen, die verhindern sollen, dass Autos auf den Radweg fahren. Das sei vielleicht gut gemeint, aber schlecht gemacht, findet Kaulisch. Er hält das „ständige Auf und Ab von harten Betonkanten“ für höchst gefährlich. Denn ein Sturz auf die Trennsteine könne zu lebensgefährlichen Verletzungen führen.

Architekt und Radfahrer Jens Kaulisch wundert sich über die Abtrennung zwischen Radweg und Parkplätzen. © Oliver Volmerich
Man schaffe „künstlich und ohne Not, potenziell lebensgefährliche Gefahrenkanten“, schreibt Kaulisch in einer Mail an das städtische Tiefbauamt. Diese Planung grenze für ihn an eine „fahrlässige planerische Körperverletzung“.
Die Stadt antwortete prompt und wies die Kritik zurück. „Bei der Abtrennung zwischen Parkplatz und Radweg handelt es sich um sogenannte ‚Parkstoppsteine‘, die ausschließlich zum Schutz der Radfahrenden eingelassen wurden“, teilt das Tiefbauamt mit.
Durch die Aussparungen hätten Radfahrer zudem die Möglichkeit, „den Radweg an jeder Überfahrt der Parkplätze auch verlassen oder erreichen zu können“, heißt es im Antwortschreiben an Kaulisch. Und auch die Oberflächenentwässerung werde dadurch gewährleistet. Nicht zuletzt verweist das Tiefbauamt darauf, dass Deckschicht, Sicherheitsmarkierungen und flankierende Fahrradbügel noch fehlten.
Neue Kritikpunkte
Jens Kaulisch stellt diese Antwort nicht zufrieden. Wenn tatsächlich noch flankierend zum Radweg Fahrradbügel gebaut werden, die Autos stoppen, stelle sich die Frage, warum überhaupt Parkstoppsteine gesetzt werden, sieht der Architekt neue Kritikpunkte.
Für schlicht absurd hält er die Überlegung, die gesamte Entwässerung der Straßen- und Parkplatzfläche über den Radweg zu führen. „Fahrradfahrer, die dem Wetter ungeschützt ausgesetzt sind, werden auch noch durch den ablaufenden Regen einer solch großen Fläche während des Fahrens belastet“, stellt Kaulisch fest. Insbesondere bei Bodenfrost wolle man sich nicht vorstellen, was passieren kann, wenn dort jemand mit dem Fahrrad stürzt und gegen die Parkstoppsteine rutscht.
Sein Vorschlag: Um den Fahrradweg vor dem Parkverkehr zu schützen, könne man den Radweg wie einen Bürgersteig anheben. Die Entwässerungspunkte müssten dann an die Kante zwischen Radweg und Parkplatzfläche verlegt werden.
Der Radweg selbst könnte „ohne die Ölreste der Park- und Straßenfläche von Autos direkt über Rigolen oder Sickerkästen in den Grünstreifen zwischen Radweg und Wall-Fahrbahn entwässert werden“. Damit hätte man einen Teil der Flächen sogar „entsiegelt“, erklärt Kaulisch. „Der Radweg ist dann schneller trocken und sicherer und angenehmer zu befahren.“
Für die aktuelle Planung der Stadt hat er nur ein Fazit: Geplant werde kein Radweg, sondern nur die Abtrennung von Flächen für einen Radweg. „Die Bedürfnisse von Radfahrerinnen und Radfahrer werden selbst bei der Planung des Radwegs nicht an die erste Stelle gesetzt und Gefahren aus planerischen Entscheidungen nicht erkannt“, moniert Jens Kaulisch.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
