
© Oliver Volmerich
Wall, Schnellweg, Ampeln – so geht es auf wichtigen Rad-Baustellen voran
Radverkehrsförderung
Was tut sich wo für den Radverkehr in Dortmund? Nach jahrelangem Planen und Warten wird nun gleich an mehreren Stellen gebaut: am Südwall, im Kreuzviertel und neben dem Hauptbahnhof.
An diesem Samstag (18.9.) kommt der rote Asphalt. „Signalrot“, kündigt Torsten Janke, Bauleiter beim städtischen Tiefbauamt für den Radwall an. Es ist die oberste Deckschicht für den Radwall. Auf dem westlichen Abschnitt des Ostwalls zwischen Olpe und Adlerturm ist der Verlauf des neuen komfortablen Radwegs schon jetzt gut zu erkennen: mehr als drei Meter breit für Spuren in beide Richtungen und mit einer Abgrenzung zum Fußweg mit Leitelementen für Sehbehinderte.
Wann das erste Teilstück des Radwall dann auch für den Radverkehr freigegeben wird, ist noch unklar. „Es fehlen noch Schilder und Markierungen“, erklärt Janke bei einer Radtour, die die Stadt am Mittwoch (15.9.) im Rahmen der Aktion „Stadtradeln“ angeboten hat. Der Radwall war mit verschiedenen Punkten dabei nur ein Thema.
Der 4 Millionen Euro teure Radwall an Ost- und Schwanenwall - ein zentrales Projekt des Förderprogramms „Emissionsfreie Innenstadt“ - entsteht in insgesamt sieben Bauabschnitten. Klar ist, dass er ähnlich wie der erste Abschnitt des Radschnellwegs im Kreuzviertel je nach Baufortschritt Stück für Stück eröffnet werden wird.
Zeitziel ist Sommer 2022
Denn während der erste Bauabschnitt auf der Innenseite zwischen Olpe und Aderturm fast vollendet ist, wühlen sich am anderen Ende des Ostwalls - zwischen Kuckelke und Brüderweg - noch die Bagger auf dem bisherigen Parkstreifen der Nebenfahrbahn durch die Erde. „Wir krempeln hier alles um“, erklärte Janke. So soll der Radwall auch für den Fußverkehr deutliche Verbesserungen bringen.

Am Schwanenwall laufen noch die Erdarbeiten für den Bau des Radwalls. © Oliver Volmerich
Ein wenig gebremst wurden die Arbeiten an diesem Abschnitt zuletzt durch wertvolle historische Funde im Untergrund und einen Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg, der entschärft werden musste. Den Gesamtzeitplan für den Radwall soll das allerdings nicht aus dem Tritt bringen, versichert Tiefbauamts-Leiterin Sylvia Uehlendahl. Bis Sommer 2022 soll der Radwall mit Ausnahme eines kleinen Stücks am äußeren Schwanenwall, wo Versorger DEW noch weiter baut, komplett sein.
Wesentlich länger wird der Bau des Radschnellwegs Ruhr (RS1) durch Dortmund dauern - 2030 ist das Ziel. Doch es sind inzwischen erste Ansätze zu erkennen, wie die Experten der Stadt bei der nächsten Tour-Station im Kreuzviertel zeigten. Große Heimstraße und Sonnenstraße werden zur Fahrradstraße, auf der Zweiräder Vorfahrt haben. Hier fehlen ebenfalls noch die letzten Markierungen und Schilder. Im Oktober aber soll der erste Abschnitt fertiggestellt sein.

Auf der Sonnenstraße gibt es schon einen ersten nutzbaren Abschnitt des künftigen Radschnellwegs. © Oliver Volmerich
Wie es danach weitergeht, ist noch offen. Die Stadt hat nach einer Vereinbarung mit dem Land die Planung für die gesamten 24 Kilometer Radschnellweg in Dortmund übernommen, obwohl nur acht Kilometer im Innenstadt-Gebiet in ihre Baulast fallen. Dass es dabei nur langsam vorangeht, liegt nicht nur an der Personalknappheit in Planungs- und Tiefbauamt, die nun nach und nach behoben wird.
Besondere Knackpunkte seien die zahlreichen Brücken, die nötig seien, um mit dem Radschnellweg Hauptverkehrsstraßen wie etwa die Ruhrallee zu überqueren, erklärt Sylvia Uehlendahl. Es gebe auch bauliche Engpässe und Abstimmungsbedarf mit der Bahn AG, weil ein Teil der Strecke entlang der S-Bahn-Linie 4 verläuft.
Doch es sind nicht nur große Projekte wie der Radschnellweg oder der Radwall, die den Radverkehr in Dortmund voranbringen sollen. Eine kleine, aber effektive Maßnahme erläuterte der städtische Radfahr-Beauftragte Fabian Menke am Königswall. Hier wird an der Einmündung der Bahnhofstraße zwischen Harenberg-Haus und Fußballmuseum eine rot markierte Linksabbiegerspur für Radfahrer angelegt.
So sollen Radfahrer aus der Nordstadt, die den steilen Anstieg unterhalb des U-Turms an der Brinkhoffstraße meiden wollen, schneller in die City kommen, erklärte Fabian Menke. Weil die Ampel an der Einmündung eine Bedarfsampel ist, die für Autofahrer über Induktionsschleifen in der Fahrbahn funktioniert, wurde für den Radverkehr an der neuen Ampel eigens ein Detektor installiert, der über eine Wärmebildkamera Wartende erkennt und bei Bedarf eine längere Grünphase ermöglicht.

Der städtische Radfahrbeauftragte Fabian Menke zeigt den Verlauf der neuen Radspur von der Bahnhofstraße auf den Königswall. © Oliver Volmerich
Baulich vergleichsweise klein, aber sehr komplex ist das Fahrradbügel-Projekt aus dem Programm „Emissionsfreie Innenstadt“. Insgesamt 1000 zusätzliche Fahrradbügel waren ursprünglich geplant. Doch die Kosten schossen so in die Höhe, dass jetzt nur 580 angelegt werden. Sie werden allerdings so angelegt, dass immer zwei Räder angeschlossen werden können. So entstehen gut 1300 Stellplätze, erläuterte Verkehrsplaner Andreas Meißner als Projektleiter für die „Emissionsfreie Innenstadt“.
Aber: Man werde mit Auslaufen des Förderprogramms nicht aufhören. „Es wird weitere Bügel geben“, versicherte Sylvia Uehlendahl. Ziel sei, in der Innenstadt im Abstand von 100 Metern sichere Fahrrad-Abstellmöglichkeiten zu bieten.
Großer Planungsaufwand
Jetzt läuft erst einmal das Förderprojekt mit 580 Bügeln, dessen Kosten von 300.000 auf 549.000 Euro gestiegen sind. Verantwortlich dafür seien neben der Baupreis-Entwicklung die Vielzahl der Standorte und die sehr aufwendige Planung, erklärte Sylvia Uehlendahl. Für jeden Standort müsse beispielsweise untersucht werden, ob es Bombenblindgänger oder Versorgungsleitungen im Untergrund gibt. Auch die Ausschreibung brauche dann viel Aufwand und Zeit.

Aus Edelstahl und extra hoch sind die neuen Radbügel in der City. Die ersten sind zum Beispiel in der Kleppinstraße installiert. © Oliver Volmerich
Die Konsequenz: „Für einen Fahrradbügel haben wir einen Vorlaufzeitraum von bis zu zwei Jahren“, erklärte Fabian Menke. Umso besser, dass nun tatsächlich gebaut wird.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
