
Zufrieden mit dem Radwall als ihrem Gemeinschaftswerk sind Verkehrsplaner Andreas Meißner und Tiefbauamtsleiterin Sylvia Uehlendahl. © Oliver Volmerich
Radwall in der City ist fast fertig – Autofahrer mussten mehrere Opfer bringen
Verkehr in Dortmund
Der Radwall in der City ist Dortmunds Vorzeigeprojekt in Sachen Radverkehrsförderung. Jetzt wurde er offiziell freigegeben. Doch es gibt immer noch Diskussionen.
Rund vier Millionen Euro hat der Radwall an Ost- und Schwanenwall gekostet. Da war wohl auch noch Geld drin, für einen neuen Gullydeckel-Aufdruck. „Radwall“ prangt als Schriftzug auf dem guten Stück, ergänzt um Hinweise zu dem EU-Förderprojekt, aus dem der Radwall maßgeblich finanziert wurde.
Zum Monatswechsel nun wurde der Deckel von einer Sandschicht befreit. Das Freifegen durch Oberbürgermeister Thomas Westphal, Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß und Tiefbauamtsleiterin Sylvia Uehlendahl war der symbolische Akt zur offiziellen Eröffnung des Radwalls, der inzwischen (fast) vollständig fertiggestellt ist.

Im Fege-Einsatz zur offiziellen Eröffnung des Radwalls (v.l.): Verkehrsplaner Andreas Meißner, Bauleiter Torsten Jahnke, Oberbürgermeister Thomas Westphal, Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß und Tiefbauamtsleiterin Sylvia Uehlendahl. © Oliver Volmerich
Tatsächlich ist das Projekt ein Herzstück des EU-Förderprogramms Emissionsfreie Innenstadt, das den umweltfreundlichen Verkehr im Stadtzentrum fördern soll - also vor allem Rad- und Fußverkehr.
Einen wichtigen Beitrag dazu soll der Radwall leisten, der als komfortabler Zweirichtungsradweg auf beiden Seiten von Ost- und Schwanenwall verläuft. Der Wall soll später auch einmal Endpunkt des Velorouten-Netzes sein, das aus den Stadtbezirken in die City führt, erklärte Oberbürgermeister Thomas Westphal.

Oberbürgermeister Thomas Westphal ging - hier gemeinsam mit Verkehrsplaner Andreas Meißner - mit auf Radtour am Radwall. © Oliver Volmerich
Ein Radschnellweg ist der Radwall allerdings nicht, wie auch die Eröffnungs-Rundfahrt mit Oberbürgermeister und Begleitung zeigte.
Denn mitten im Innenstadt-Verkehr mussten die Planer einige Kompromisse machen - angefangen von den Kreuzungen, an denen die Wartezeiten an den eigens montierten Radampeln bisweilen lang sein können, bis zum kreuzenden Fußgängerverkehr und einer teilweise kurvigen Führung, um etwa Stromverteiler der DEW zu umfahren.
Vor dem Schulzentrum am Ostwall gibt es so auch nur eine Mischverkehrsfläche. Hier müssen Radfahrer Rücksicht auf die zu Fuß gehenden Schülerinnen und Schüler Rücksicht nehmen, erklärte Verkehrsplaner Andreas Meißner.
Ansonsten ist der Radwall mit rot asphaltierter Fläche deutlich erkennbar markiert. Streckenweise verläuft er - etwa vor dem Baukunstarchiv am Ostwall - als Fahrradstraße. Fahrräder haben hier nun aber Vorfahrt vor den Autos.
Diskussionen um weniger Parkplätze
Ein weiteres Opfer, das Autofahrer bringen mussten: Es gibt weniger Parkplätze. Rund 200 Stellplätze fielen dem Bau des Radwalls zum Opfer - was bei der Eröffnung mit OB eine Geschäftsfrau vom Ostenhellweg auch lautstark beklagte.

Weniger Parkplätze gibt es vor allem am Schwanenwall, dafür aber deutlich mehr Rad-Abstellmöglichkeiten. © Oliver Volmerich
Dabei sind dort relativ wenig Parkplätze weggefallen. Die meisten wurden am Schwanenwall vor dem Reinoldinum und vor dem Schulzentrum am Ostwall eingespart. Die Parkplätze dort waren aber ohnehin nicht voll ausgelastet, erklärte Meißner. Das war auch am Mittwoch auf verkleinertem Raum so.
Am Schwanenwall haben dafür nun auch die Fußgänger auf dem Gehweg mehr Platz, weil die Parkplätze am Rand der Nebenfahrbahn ebenfalls weggefallen sind.
An der Außenseite des Schwanenwalls lässt der Radwall noch auf sich warten. Denn hier laufen noch Bauarbeiten von Energieversorger DEW. Der Radwall soll hier im Laufe des nächsten Jahres vollendet werden. „Der positive Förderbescheid liegt bereits vor“, verkündete Tiefbauamtsleiterin Sylvia Uehlendahl.
Zwischen Brüderweg und Geschwister-Scholl-Straße wird die Nebenfahrbahn ebenfalls zur Fahrradstraße. Bis zur Bornstraße wird dann der vorhandene Radweg saniert, um die Bäume entlang des Weges erhalten zu können.
Wann auch der Rest des Wallrings fahrradfreundlicher wird, steht noch in den Sternen. Die Verkehrsplaner arbeiten an Konzepten, nach denen jeweils eine Autofahrspur des Walls zur Radspur werden könnte. Ob das wirklich so umgesetzt wird, muss am Ende die Politik entscheiden.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
