
© Oliver Volmerich
Händlerin befürchtet „Todesstoß“ für den Ostenhellweg
Pläne für den Radwall
Die Stadt will Ost- und Schwanenwall zum „Radwall“ machen. Was viele Radfahrer freut, stößt vor Ort auch auf Kritik. Eine Händlerin macht sich große Sorgen.
Der „Zapfhahn“ gehört zu den letzten inhabergeführten Fachgeschäften, die dem Ostenhellweg noch geblieben sind. Hier gibt es Öle, Essig und Liköre frisch abgezapft. Und die Kunden von Simone Erpelding kommen aus der ganzen Region.
Genau deshalb macht sie sich Sorgen. Denn der Radwall, den die Stadt am Schwanen- und Ostwall plant, soll zwar deutliche Verbesserungen für Radfahrer bringen. Die gehen aber auf Kosten der Parkplätze.
183 von insgesamt 788 Stellplätzen sollen dafür geopfert werden. So sehen es die aktuellen Entwurfsplanungen der Stadt vor.
Das könnte für den Ostenhellweg der Todesstoß sein, befürchtet die Einzelhändlerin. Auch die zahlreichen Ärzte in dem Geschäftshaus an der Ecke Ostenhellweg/Ostwall würden darunter leiden, wenn Patienten keinen Parkplatz mehr fänden. „Die können ja nicht alle mit dem Fahrrad kommen“, sagt Simone Erpelding.
Parkplätze nicht voll ausgelastet
Die Verkehrsplaner versuchen zu beruhigen. Insbesondere im Wallbereich nahe der Geschäftsmeile am Ostenhellweg würden kaum Parkplätze aufgegeben, erklärt Andreas Meissner vom Stadtplanngsamt. Hier wird schlicht die bisherigen Nebenfahrbahn des Walls zur Fahrradstraße.
Nur 9 von insgesamt 101 Parkplätzen zwischen Brüderweg und Junggesellenstraße gingen verloren, rechnet Meissner mit Blick auf die Entwurfsplanung vor. Und die durchschnittliche Auslastung der vorhandenen Parkplätze liege hier im Schnitt bei maximal 83 Prozent.
Die Zahlen zur Auslastung der Parkplätze zweifelt Simone Erpelding allerdings an. Sie seien wenig stichhaltig, weil sie im Juni 2019 erhoben wurden - kurz nach der Großbaustelle am Ostwall und vor der Sperrung für den Kirchentag, erklärt die Händlerin.
Nach den Stichproben im Juni sind die Parkplätze am inneren Schwanenwall vor dem Reinoldinum am stärksten ausgelastet. Weil hier der Radwall über einen Teil des Parkstreifens führen soll, würden hier aber die meisten Stellpläte wegfallen - insgesamt 78 von 191.
Zustimmung des Cityrings
37 Parkplätze entfallen auf der Außenseite des Schwanenwalls, 41 auf der Außenseite des Ostwalls zwischen Löwenstraße und Kaiserstraße, weitere 18 im Bereich zwischen Kaiserstraße und Ostentor.
Mit großen Anliegern wie etwa dem Reinoldinum am Schwanenwall und der Bank für Kirche und Diakonie sei darüber gesprochen worden, erklärt Meissne, ebenso mit IHK, Handwerkskammer und Cityring.
Die Vertretung der Innenstadt-Kaufleute hält den Verlust an Parkplätzen für verschmerzbar. „Der Cityring freut sich“, sagte der Cityring-Vorsitzende Dirk Rutenhofer bei der Vorstellung der Pläne: „Denn die Innenstadt wird dadurch insgesamt attraktiver.“
Simone Erpelding, die ihr Geschäft in einem Haus mit vielen Arztpraxen am Ostenhellweg 61 hat, kann das nicht überzeugen. Allein durch die Parkplatzverluste am Schwanenwall würde der Parkdruck steigen, ist sie überzeugt.
„Viele Kunden beklagen schon jetzt, dass sie mehrere Runden fahren müssen, um einen Parkplatz zu finden. Das wird dann noch zunehmen“, prophezeit die Händlerin. Sie überlegt jetzt, eine Unterschriftenaktion zu starten, um auf die Sorgen wegen fehlender Parkplätze aufmerksam zu machen.
Entscheidung im Rat
Die Politik hat den Radwall-Plänen zwar im Grundsatz schon zugestimmt. Jetzt wird aber in der Verwaltung noch an der Detailplanung gearbeitet. Auf deren Basis soll der Rat der Stadt dann spätestens im September errneut entscheiden und den Baubeschluss treffen. Gebaut werden soll ab März 2021. 2022 sollen dann die Fahrräder über den „Radwall“ rollen.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
