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Mutter kritisiert Quarantäne für Kita-Kinder: „Das ist eine Strafe“
Covid-19
Impfen und testen – das sind die Strategien, mit denen die Corona-Pandemie bekämpft wird. Das System für Kitas hinkte allerdings, wie eine Mutter berichtet. Doch jetzt gibt es Änderungen.
Mit den Corona-Verordnungen für Kita-Kinder ist es so eine Sache: Der Modellversuch der Lolli-Tests ist ausgelaufen, nun wird dieser nur in denjenigen Kitas weiter angewendet, in deren Stadtteil die Inzidenz besonders hoch ist.
Der Rest muss wieder mit Schnelltests auskommen – ausgerechnet kurz vor dem Herbst, wenn die Infektionen laut Experten-Prognosen wieder steigen sollen. Vor allem bei den jungen Dortmundern war die Infektionsrate bereits in den letzten Wochen hoch.
„In meinen Augen wird dabei billigend in Kauf genommen, dass sich Kinder anstecken“, sagt Alexandra Redder (37). Ihre Kinder besuchen die Kita Kobendelle in Kirchhörde. Diese war kein Teil des städtischen Modellversuchs mit den Lolli-Tests.
Dabei schickt Alexandra Redder ihre Kinder schon seit Beginn der Pandemie mit einem unguten Gefühl in die Kita. „Die Kita und die Eltern geben sich natürlich größte Mühe, Risiko-Kontakte nachzuverfolgen, aber das gesamte System hinkt hinterher“, erklärt sie.
Seelische Belastung für Kinder wird spürbar
Vor allem die Quarantäne-Verordnungen seien dabei durchaus ausbaufähig, findet die 37-Jährige. Am 30. August (Montag) hatten auch ihre Kinder einen Risiko-Kontakt. Diese Nachricht wurde, so Alexandra Redder, „mehr oder weniger gelassen“ von den Eltern aufgenommen, denn damit habe man in Anbetracht der hohen Infektionszahlen schon lange gerechnet.
Der erste PCR-Test der Kinder ist negativ. Dennoch müssen sie die 14 Tage in Quarantäne durchziehen, erst am vorletzten Tag wird der zweite PCR-Test gemacht, der mit einem negativen Ergebnis die Quarantäne aufhebt.
„Das ist für unsere Kinder eine echte Strafe“, sagt Alexandra Redder. Die Kinder würden unter der Isolation leiden, seien unruhig und fühlten sich ausgeschlossen, schildert Alexandra Redder.
„Eltern aus unserer Einrichtung berichten von Vorschulkindern, die wieder zu Bettnässern werden, von unkontrollierten Wutausbrüchen und großer Traurigkeit“, sagt sie.
„Es wäre wichtiger, die Ansteckungsgefahr zu vermeiden“
Im Fall der Familie Redder wurde die Quarantäne der Kinder wieder aufgehoben, auch der zweite PCR-Test war negativ. „Unsere Kinder hatten es dabei noch gut, wir haben einen Garten und es sind Geschwisterkinder. Aber bei wie vielen Menschen ist das nicht der Fall?“, sagt sie.
„Es wäre gut, wenn wir Luftfilter auch in den Kitas einsetzen könnten“, schlägt Alexandra Redder vor. Oberbürgermeister Thomas Westphal hatte jedoch zuletzt (31.8.) betont, dass in erster Linie geimpft und getestet werden müsse. Dabei können jedoch vor allem Kita-Kinder immer noch nicht geimpft werden.
Für Kitas bleibt daher nur eine umfassende Test-Strategie. „Allerdings wäre es für mich viel wichtiger, die Ansteckungsgefahr zu vermeiden und die Kontaktnachverfolgungen zu verbessern“, betont Alexandra Redder.
Das ist in Kitas schwierig, wie sich schon in der Vergangenheit oft gezeigt hat. Die Luca-Schlüsselanhänger, die mit der App verbunden werden, sind für Alexandra Redder eine Option – dadurch könnten Kontakte viel besser nachverfolgt werden, so die 37-Jährige.
Allerdings liegen die Kosten für diese Technik noch im dreistelligen Bereich. Andere Optionen wie eine Gruppenaufteilung seien in der Kita Koppendelle indes schwierig, „dafür sind die Räumlichkeiten eigentlich zu klein“, sagt Alexandra Redder.
Auch einen Aufenthalt an der frischen Luft würde die Quarantäne-Regelung für Eltern und Kinder erleichtern. „Wenn man in einer Wohnung ohne Balkon lebt, dürfte man aktuell nicht einmal den Gemeinschaftsgarten benutzen - selbst, wenn dieser leer ist.
Quarantäne-Verordnung wurde inzwischen geändert
Einen Lichtblick gibt es allerdings: Seit dem 13. September (Montag) gilt die 14-Tage-Quarantäne-Regelung für Kitas nicht mehr. Die seelische Belastung für Kinder sei dafür zu hoch.
„Für Kinder lässt sich klar feststellen, dass diese aktuell mehr durch die Corona-Maßnahmen als durch die Infektion selbst gefährdet sind. Wir erleben in Praxen und Kliniken praktisch keine schweren Verläufe bei Kindern, gleichzeitig sehen wir aber jeden Tag bei unseren Patienten zunehmende gesundheitliche Entwicklungsprobleme“, so steht es in dem Schreiben des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW.

Die seelische Belastung einer Quarantäne ist für Kinder höher, als die einer Ansteckung, so schreibt das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW. © picture alliance/dpa
Wenn sich ein Kind mit dem Coronavirus infiziere, sei nun nur für dieses Kind eine 14-tägige Quarantäne nötig. Alle anderen Kinder, aber auch die Mitarbeiter, müssen nicht mehr in Quarantäne. Stattdessen gibt es eine Testpflicht für Kontaktpersonen. Zwei Wochen nach einem Infektionsfall wird diese Testpflicht auf drei Tests pro Woche erhöht.
Nur in Einzelfällen könnte es für Kontaktpersonen noch zu einer Quarantäne-Anordnung kommen, diese dauert jedoch lediglich zehn Tage und kann durch einen negativen PCR-Test auf fünf Tage begrenzt werden.
„Es scheint, dass unsere Kinder jetzt endlich gesehen werden“, sagt Alexandra Redder zu den neuen Verordnungen. Sie hofft, dass die verkürzten Quarantäne-Regelungen die Kinder in Zukunft entlastet.