
© Riese/Körber, Montage: Klose
„Mütter“ der Dortmunder Puppenklinik kurz nacheinander gestorben
Seltenes Gewerbe
In ganz Deutschland war die Dortmunder Puppenklinik bekannt für die Reparatur alter Puppen und Teddybären. Nun sind die beiden Puppen-Doktorinnen kurz nacheinander gestorben.
Jahrzehntelang war die Puppenklinik in Dortmund-Hörde eine beliebte Anlaufstelle für alle Puppen-Liebhaber und Besitzer reparaturbedürftiger historischer Puppen oder Teddys. Mit viel Liebe, kleinteiliger Handarbeit und Original-Ersatzteilen kümmerten sich die Puppen-Doktorinnen Margret Bühnen und Christa Körber um jeden einzelnen „Patienten“. Sie konnten so gut wie alle retten.

Mehr als 30 Jahre kümmerten sich Margret Bühnen und Christa Körber um restarierungsbedürftige Puppen. © dpa
Jetzt sind die Puppen-Mütter im Abstand von nicht einmal drei Wochen gestorben, wie Christa Körbers Sohn, Michael Körber, mitteilt. Seine Mutter starb am 8. Februar völlig unerwartet mit 78 Jahren. Man habe sie morgens tot in ihrem Stuhl sitzend gefunden. Am Abend zuvor hatte Michael Körber noch gemeinsam mit ihr gegessen.
Margret Bühnen, die schon länger schwer krank war, folgte ihr am 27. Februar. Sie wurde 83 Jahre alt.
Die seit mehr als 50 Jahren befreundeten Nachbarinnen hatten erst wenige Tage zuvor eine gemeinsame Wohnung bezogen. Christa Körber wollte dort die Pflege von Margret Bühnen übernehmen, die nach einem Hirnschlag schwerbehindert war.
Kostbare Sammlerpuppen und geliebte Erbstücke
Hunderte kostbarer Sammlerstücke hatten Christa Körber und Margret Bühnen in der kleinen Puppenklinik restauriert und Dutzende abgegriffener oder angeschlagener Puppen und Teddybären ausgebessert. An den Wochenenden waren sie auf Puppenbörsen unterwegs, stets auf der Suche nach originalen Ersatzteilen, die schon lange nicht mehr produziert werden. „Puppen waren einfach ihr Hobby. Das haben sie zum Beruf gemacht“, sagt Michael Körber.
Das Geschäft an der Wellinghofer Straße hatten die beiden Hörderinnen Ende 2020 aufgegeben. Viele Kundinnen und Kunden machten sich daraufhin Sorgen um den Verbleib ihrer kostbaren und geliebten Stücke. Die Kontaktaufnahme gestaltete sich schwierig, nachdem die Puppenklinik geschlossen war.
Doch die Puppen-Doktorinnen führten die Werkstatt zuhause weiter und versicherten, alle noch offenen Aufträge nach und nach abzuarbeiten und die Kunden zu benachrichtigen. „Es geht keine Puppe verloren“, hatte Christa Körber bei einem Gespräch im Februar letzten Jahres versichert. Wegen der Erkrankung von Margret Bühnen dauere es nur länger.
Michael Körber kümmert sich um den Nachlass
Doch was passiert nun mit den Arbeiten oder nicht abgeholten Stücken? „Die Auftragsliste ist abgearbeitet“, sagt Michael Körber, die sich um die Abwicklung und den Nachlass kümmert. Davon abgesehen müsse sich niemand Sorgen machen. „Wir schmeißen nichts weg.“
Wer Fragen hat, kann per E-Mail Kontakt aufnehmen per Mail an mkoerber99@gmail.com.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
