Protestcamp in der City wird zum Nachtlager Initiative fordert mehr Hilfe für Obdachlose

Protestcamp in der City wird zum Nachtlager: Initiative für Obdachlose
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Aus dem am Samstag (28.1) gestarteten Protestcamp zwischen Petrikirche und Sparkasse an der Kampstraße ist eine richtige kleine Zeltstadt geworden. Mehr als ein Dutzend kleine Schlafzelte gruppieren sich um die Aktionszelte der Initiative „Schlafen statt Strafen“. Sie sind Nachtlager für 30 bis 40 Menschen, die hier bei Wind und Regenwetter schlafen.

Nur eine Handvoll davon sind Mitglieder der im Herbst gegründeten Initiative. Die meisten, die hier übernachten, sind „echte“ Obdachlose, für die das als offiziell angemeldete Protestcamp eine willkommene Anlaufstelle geworden zu sein scheint. Denn hier können sie übernachten, ohne vertrieben zu werden. „Einige kommen morgen um 10 oder 11 Uhr aus dem Zelt und bedanken sich, weil sie schon lange nicht mehr so gut geschlafen haben“, erzählt Jennifer Saß, eine der Mitbegründerinnen der Initiative. Viele beteiligten sich auch an der übrigen Aktivitäten des Camps.

Viele Übernachtungsgäste

Für sie ist die unerwartete Resonanz auf das Protestcamp „schön und traurig zugleich“. Denn es zeige den Bedarf an sicheren Schlafplätzen in der Innenstadt. „Es mangelt an Unterkünften“, stellt Jennifer Saß fest und wiederholt damit in ihrer Zwischenbilanz nach fünf Tagen Protestcamp einen der Kritikpunkte an der Obdachlosen-Politik der Stadt.

Die Stadt verweist auf ein weitgespanntes Hilfesystem für Wohnungslose in Dortmund mit mehreren Notunterkünften. Die könnte aber aus unterschiedlichen Gründen von vielen Obdachlosen nicht genutzt werden, entgegnet Jennifer Saß. Die Initiative beklagt außerdem einen Mangel an öffentlichen Toiletten und die Diskriminierung von Obdachlosen.

Das Protestcamp an der Kampstraße ist um mehr als ein Dutzend kleiner Schlafzelte gewachsen.
Das Protestcamp an der Kampstraße ist um mehr als ein Dutzend kleiner Schlafzelte gewachsen. © Oliver Volmerich

Welche Lücken sie im bestehenden Hilfesystem sehen, können und wollen die Vertreterinnen und Vertreter der Initiative bald bei einem Treffen des bestehenden Netzwerks Wohnungslosenhilfe vortragen. Sozialdezernentin Birgit Zoerner hat die Initiative dazu eingeladen - und die hat die Einladung angenommen.

Abschluss am Sonntag

Ungeachtet davon geht das Protestcamp an der Kampstraße weiter. In den nächsten Tagen finden Workshops, Diskussionsforen und Konzerte statt. Am Samstag gibt es um 15 Uhr einen historischen Rundgang zum Thema Obdachlosigkeit. Jeden Abend gibt es ein kostenfreies veganes Essensangebot unter dem Motto „Küche für Alle“. Die Abschlusskundgebung findet am Sonntag (5.2.) um 13 Uhr statt. Danach wird die Zeltstadt mitten in der City wieder abgebaut.

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