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Dortmunder Professor schreibt ein Buch über glibberige Meerestiere
Neuveröffentlichung
Nach Büchern über Kristalle zum Selbermachen, Leben auf Eismonden und Insektensterben widmet sich ein Dortmunder Physik-Professor einer neuen Materie: Quallen. Was fasziniert ihn daran?
Mario Markus‘ Disziplin ist eigentlich die Physik. Trotzdem sind von ihm Bücher in den Fachbereichen Chemie, Biologie, Mathematik, Neurologie und Geschichte erschienen. Ja sogar Gedichtbände hat der emeritierte Professor für Physik an der Universität Dortmund – heute Technische Universität – veröffentlicht sowie eine Autobiografie. Sein neuestes Werk widmet sich wieder einem neuen Forschungsfeld: den Quallen.

Großaquarien mit Quallen wie hier in Berlin faszinieren die Besucher. © picture alliance / dpa
Der in Santiago der Chile geborene Sohn deutscher Flüchtlinge interessiert sich besonders für die Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft. Sein neues Quallen-Buch ist dafür typisch. Denn so wie der 77-jährige es schafft, aus nüchternen mathematischen Formeln am Computer fantasievolle Gemälde entstehen zu lassen, so zeigt er auch in den von vielen verhassten glibberigen Meerestieren das Schöne und Besondere auf.
Er weist aber auch auf Probleme und Gefahren hin, die von den Quallen ausgehen. „Die Tiere vermehren sich stark und sie wachsen sehr schnell. Damit nehmen sie Fischen und anderen Tieren den Lebensraum weg“, sagt Mario Markus. In der Nordsee beispielsweise stelle das eine große Bedrohung dar, und im Schwarzen Meer seien Quallen eine regelrechte Plage.
Seestachelbeerqualle richtet großen Schaden an
„Die Fischer sind außer sich.“ In deren Netzen sammeln sich die vornehmlich aus Wasser bestehenden Meeresbewohner und zerdrücken die Fische, so Markus. Auf diese Weise richtet etwa die Seestachelbeerqualle in der Nordsee enormen wirtschaftlichen Schaden an.
Mario Markus widmet sich in seinem Buch auch den faszinierenden Seiten der Quallen, die zu den ältesten mehrzelligen Wesen auf unserem Planeten gehören. Ihre vielfältigen und fantasievollen Erscheinungsformen sind ebenso Thema wie der Kannibalismus mancher Arten, die mittlerweile zur Eindämmung anderer Quallen-Populationen genutzt werden.
Gedicht über den „Gelatine-Fisch“
Und wer hätte gedacht, dass der Jelly-Fish auch in der Lyrik gewürdigt wird? Auch das bleibt bei Mario Markus natürlich nicht unerwähnt.

Das neue Buch von Mario Markus widmet sich den Quallen. © Repro Susanne Riese
Aber was interessiert den Physik-Professor an den Gallert-Wesen? „Ich war ein einsames Kind. Und bei Besuchen am Meer von Santiago aus war meine Lieblingsbeschäftigung, am Meer entlangzulaufen und Quallen zu beobachten.“
Die interessanten Tiere fänden viel zu wenig Aufmerksamkeit. Mancherorts gebe es aber riesige Quallen-Aquarien – „die sind eine Sensation“ – und in Ostasien werden die Glibbertiere gegessen. In Georgia in den USA existiert laut Mario Markus eine riesige Quallenfarm für den Export nach China.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
