
Christian Oecking ist Präsident des Eigentümerverbandes Haus & Grund Dortmund. Er wünscht sich ganz andere staatliche Hilfen, damit Immobilieneigentümer in den energieeffizienten und möglichst klimaneutralen Umbau ihrer Gebäude investieren. © Peter Wulle
Haus & Grund-Präsident bangt um Sanierungen: „Fördersätze sind falsch“
Energieeffiziente Gebäude
Der Bedarf an energetischer Sanierung ist im Gebäudesektor riesig. Aber schafft die Politik genügend Anreize, damit Eigentümer auch investieren? Der Präsident von Haus & Grund übt Kritik.
Als Präsident des Eigentümerverbandes Haus & Grund Dortmund ist er noch nicht so bekannt, in Huckarde allerdings kennt ihn fast jeder. „Meine Familie lebt hier seit 1000 Jahren“, sagt Christian Oecking, „und wir fühlen uns in dem Ortsteil pudelwohl.“
Mittendrin, mitten im Ortskern von Huckarde, hat sich der frühere Top-Manager im Siemens-Vorstand einen Lebenstraum erfüllt. Auf einem lange verlassenen Grundstück an der Huckarder Straße/Altfriedstraße konnte er mit seiner aus München stammenden Frau Sabine ein modernes Wohnhaus samt Büro und Kunstgalerie errichten.
Sowohl aus seinem Wohnzimmer, in dem der Rockmusik-Fan einen Flügel stehen hat, den er seit seiner Kindheit spielt, als auch von der Terrasse im zweiten Stock guckt er auf einige seiner Mehrfamilienhäuser. Die Häuser verwaltet er mit der Immobilien Oecking GmbH & Co. KG auch selbst. Christian Oecking weiß also wovon er spricht, wenn er sich angesichts der von der Energiekrise überlagerten Klimakrise jetzt erstmals als Präsident von Haus & Grund Dortmund äußert.
Ampelregierung gestaltete die Förderpolitik „abenteuerlich“
„Was wir in diesem Jahr bei der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) erlebt haben, war abenteuerlich. Nachdem die Förderungen in diesem Jahr schon zweimal ausgesetzt und angepasst wurden, stehen einige Investoren, die die Förderungen bereits fest eingeplant hatten, nun jedoch nicht mehr geltend machen können, vor großen Schwierigkeiten. Solche kurzfristigen Eingriffe in die Förderlandschaft machen jegliche Verlässlichkeit zunichte, die vor allem für private Haushalte unerlässlich ist. Die Politik muss hier zukünftig wieder Verlässlichkeit gewährleisten“ so Christian Oecking.

Sein Wohn- und Geschäftshaus in Huckarde beheizt Christian Oecking mit einer Luft-Wärme-Pumpe. Den Strom, den sie braucht, liefert eine Photovoltaikanlage. So ganz ohne Gas kommt der Haus & Grund-Präsident dennoch nicht aus. "Das wäre aber machbar", sagt er. In diesem Winter will er Heizenergie sparen und möglichst wenig auf Gas zurückgreifen müssen. „Wir haben alles runter gedreht und gucken, wann wir anfangen zu frieren“, sagt er. © Peter Wulle
In seinem 2016 fertiggestellten, eigenen Haus demonstriert er, wie sich ein Gebäude (fast) ohne Gas oder Öl heizen lässt. „Eine Luft-Luft-Wärmepumpe ist die Antwort der Gegenwart auf die Herausforderungen durch die Energiekrise und den Klimawandel“, sagt der 60-Jährige.
Austauschbonus auch für Gas-, Kohle- und Nachtspeicherheizungen
„Die steigenden Material- und Handwerkerkosten der letzten Monate“, so Christian Oecking, „machen staatliche Subventionen in Form von Förderungen für die Finanzierung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden immer wichtiger.“
So sehr er es als Präsident von Haus & Grund Dortmund begrüßt, dass sowohl der Heizungstausch, als auch deren Optimierung im Rahmen der jüngsten Reform der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gefördert werden und der Austauschbonus, der bisher nur für Ölheizungen galt, auch auf Gas-, Kohle- und Nachtspeicherheizungen ausgeweitet wird, so sehr übt er auch Kritik: „Die Absenkung der Fördersätze um fünf bis zehn Prozent ist hingegen vor allem im Hinblick auf die aktuelle Preisdynamik falsch.“
Ein weiteres Problem sieht Oecking darin, dass die Fördertöpfe von einer Vielzahl von Antragsberechtigten angezapft werden können. Neben Privatpersonen sind auch Kirchen und Stiftungen, Kommunen sowie privatwirtschaftliche Unternehmen antragsberechtigt.
Privatpersonen halten über 80 Prozent des Wohnungsbestandes
„Bei begrenzten Mitteln“, kritisiert er, „sind solche professionellen Antragsteller klar im Vorteil. Es kann nicht sein, dass Privatpersonen, die über 80 Prozent des Wohnungsbestands in ganz Deutschland halten, im Vergleich zu Kirchen und Stiftungen, Kommunen und privatwirtschaftlichen Unternehmen einen verhältnismäßig deutlich geringeren Anteil der Fördermittel abrufen, weil die Antragstellung zu kompliziert ist. So kommen die Mittel nicht dort an, wo sie gebraucht werden. Und ein klimaneutraler Gebäudebestand ist so nicht zu erreichen.“
Der Eigentümerverband Haus & Grund schlägt vor, verschiedene Fördertöpfe für verschiedene Akteure einzurichten, deren Fördermittel sich am jeweiligen Bestand orientieren. „Dies“, so Christian Oecking, „schafft faire Bedingungen und die Fördermittel werden einer breiteren Masse zugänglich gemacht“.
Er weiß aber auch, dass selbst das beste Förderprogramm bei der Energiewende im Gebäudesektor noch kein Allheilmittel wäre. „Wenn ich morgen 25 Wärmepumpen bestelle, gibt es lange Lieferzeiten und ich habe noch keinen, der sie auch installiert“, so Christian Oecking. Will sagen: für die Energiewende fehlen die Handwerker, die Fachkräfte, die sie auch umsetzen können.
Appell für eine Ausbildung im Handwerk
Er kann daher als Haus & Grund-Präsident nur an junge Menschen appellieren, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. „Das Handwerk hat Auszubildenden moderne und zukunftssichere Arbeitsplätze anzubieten“, sagt er.
Christian Oecking trat zu Beginn dieses Jahres die Nachfolge von Walter Derwald als Präsident des Eigentümerverbandes Haus & Grund Dortmund an. Unter anderem ist er auch Vorsitzender des Gewerbevereins Huckarde und Vorsitzender des Vereins „Huckarde für Huckarde“.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
