Pleiten, Pech und Pannen bei Zoo-Baustelle Neue Robbenanlage wird später fertig - und teurer

Probleme bei Zoo-Baustelle: Robbenanlage wird später fertig und teurer
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Schöner, moderner und artgerechter soll der Dortmunder Zoo werden. Im Dezember 2016 hatte der Rat dazu ein Zukunftskonzept mit Investitionen von 31 Millionen Euro beschlossen, das bis 2023 umgesetzt werden sollte.

Elf Projekte vom Löwenhaus über die begehbare Australien-Voliere bis zur Erneuerung von Waldkiosk und Werkstatt sind inzwischen auch realisiert. Doch ausgerechnet beim Herzstück des Investitionsprogramms hakt es weiterhin. Die neue Robbenanlage mit mehreren Becken, Zuschauertribüne und begehbaren Unterwassertunnel lässt weiter auf sich warten - und wird immer teurer.

So in etwa soll die fertige Robbenanlage im Dortmunder Zoo aussehen.
So in etwa soll die fertige Robbenanlage im Dortmunder Zoo aussehen. © Grafik: Stadt Dortmund

Baubeginn war vor fast genau drei Jahren im September 2021. Fertig sein sollte die neue Robbenanlage eigentlich 2023. Später war vom Frühjahr 2024 die Rede, im aktuellen Sachstandsbericht zur Umsetzung des Zukunftskonzepts von Anfang Juli wird eine Eröffnung im Spätsommer dieses Jahres angekündigt. Doch auch daraus wird nichts, wie Bernd Kruse als Geschäftsführer der Sport und Freizeitbetriebe am Dienstag (3.9.) im Ausschuss für Kultur und Freizeit eingestand. Er hofft jetzt auf eine Eröffnung im Frühjahr 2025.

Die Gründe für die Verzögerung sind vielschichtig und lassen sich ohne Übertreibung mit der Überschrift „Pleiten, Pech und Pannen“ überschreiben. Ganz zu Beginn gab es etwa das Problem, dass die Robben mit dem Abriss der alten Anlage nicht wie geplant vorübergehend ins vorhandene Nebenbecken umziehen konnten, sondern auf die Otteranlage ausweichen mussten. Die Herrichtung dauerte viel Zeit, die nicht eingeplant war.

Auf das Pech folgte die Panne. Bei den Rohbauarbeiten war offensichtlich ein Schalbrett im frisch gegossenen Beton vergessen worden. Es folgte eine längere juristische Auseinandersetzung mit dem beauftragten Unternehmen.

Ein Sachverständiger und ein Fachanwalt für Baurecht wurden mit einem Gutachten beauftragt, um die Mängel zu dokumentieren und sich für das Klageverfahren zu rüsten, berichtete Kruse. Schließlich mussten die Mängel beseitigt werden. Auch das sorgte wiederum für Zeitverzug.

So sieht die Baustelle für die neue Robbenanlage aktuell aus.
So sieht die Baustelle für die neue Robbenanlage aktuell aus. © Hans Blossey

Und dann die Pleite: Weil die Firma, die mit der Beckenbeschichtung beauftragt war, Insolvenz anmeldete, musste der Auftrag neu aufgeschrieben werden - was unter städtischen Bedingungen mehrere Monate in Anspruch nimmt, wie Kruse deutlich machte. Die Baustelle ruht weitgehend, die Robben müssen noch etwas länger auf ihr neues Domizil und die Besucherinnen und Besucher des Zoos auf die lange angekündigte neue Attraktion warten.

Zusätzliches Geld ist natürlich auch nötig. Bereits im September vergangenen Jahres hatte der Rat eine Kostenerhöhung von 12,8 auf etwa 14,5 Millionen Euro für die neue Robbenanlage genehmigt und vorsichtshalber sogar einen Kostenrahmen von bis zu 16 Millionen Euro beschlossen. Die beschlossene Kostensteigerung wird nach aktuellem Stand in vollem Umfang eintreten, heißt es dazu im aktuellen Bericht der Verwaltung.

Rat muss Kosten-Plus beschließen

Und das ist längst nicht die einzige Kostenerhöhung beim Investitionsprogramm. Bei der Erneuerung der Anlagen an der Südamerikawiese haben sich die Kosten mehr als verdoppelt - von knapp 2,3 auf 4,8 Millionen Euro nur für die ersten zwei von insgesamt drei Bauabschnitten. Zum ersten Bauabschnitt gehören eine neue Toilettenanlage und Stallgebäude für die Mähnenwölfe und Wasserschweine. Sie sind bereits eröffnet. Zum zweiten Bauabschnitt gehört der Neubau des Tapir-Hofes.

Das Problem ist: Weil der erste Bauabschnitt schon 2,3 Millionen des ursprünglich auf 3,1 Millionen festgelegten Budgets für die Südamerikawiese verschlungen hat, reichen die restlichen Mittel von 800.000 Euro für den zweiten und dritten Bauabschnitt nicht aus. Allein für den Tapir-Hof liegt die aktuelle Kostenprognose bei 2,5 Millionen Euro, heißt es im Bericht der Verwaltung. Der Rat der Stadt soll deshalb Ende September die Kostensteigerung beschließen. Außerdem soll auf den Bau des Nashornbullen-Stalls als dritten Bauabschnitt zunächst verzichtet werden.

Capybaras im Dortmunder Zoo
Die Capybaras, auch als Wasserschweine bekannt, haben ein neues Domizil im Zoo bekommen. © Stefanie Schroller (A)

Auch für die Kostensteigerung hier gibt es viele verschiedene Gründe, wie Zoo-Direktor Dr. Frank Brandstätter im Ausschuss deutlich machte. Das reicht von der Umplanung der Energieversorgung und der Außenanlagen bis zu den allgemeinen Material- und Baupreissteigerungen. Immerhin liege man mit dem Kosten-Plus von 37 Prozent noch unterhalb der allgemeinen Baukostensteigerung der letzten Jahre, die nicht zuletzt durch den Krieg in der Ukraine extrem hoch war.

Trotzdem hat die Finanznot für den Zoo weitreichende Konsequenzen: Weitere geplante Investitionen, die zum Teil über das bisher beschlossene Programm hinausgehen sollten, liegen erst einmal auf Eis. Neben dem eigentlich schon beschlossenen Neubau des Nashornhauses an der Südamerikawiese werden auch den Neubau des Zooforums und des Tropenhauses als Ersatz für das geschlossene Amazonashaus aus Kostengründen zurückgestellt.

Zoo-Direktor Dr. Frank Brandstätter vor der alten Robbenanlage im Dortmunder Zoo
Zoo-Direktor Dr. Frank Brandstätter vor der alten Robbenanlage, die seit Herbst 2021 umgebaut beziehungsweise durch einen Neubau ersetzt wird. © Peter Wulle (Archiv)

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