Kostenschub bei Neubau im Zoo Dortmund Wie teuer wird die Robbenanlage wirklich?

Kostenschub bei Neubau im Zoo: Wie teuer wird die Robbenanlage wirklich?
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Im September 2021 starteten im Dortmunder Zoo die Bauarbeiten für die Robbenanlage, die die neue Heimat für Seelöwen und Seebären werden soll. Die Regie für den Neubau (inklusive Kiosk und Toilettenanlage) führen die städtischen Sport- und Freizeitbetriebe. Das Budget dafür: rund 12,4 Millionen Euro.

Doch die Hausnummer ist längst überholt: Die städtischen Rechnungsprüfer, die so etwas wie die „hausinternen Revisoren“ der Verwaltung sind, haben sich die Vorgänge angesehen. Das Ergebnis verheißt wenig Gutes: Tatsächlich sind die Kosten inzwischen auf insgesamt rund 14,5 Millionen Euro gestiegen, wie die Prüfer in ihrem Zwischenbericht anmerken. Aber nicht nur das.

Die Revisoren sparen nicht mit kritischen Anmerkungen in Richtung ihrer Kollegen aus der Verwaltung. Tenor: Die Sport- und Freizeitbetriebe sollen der Politik im Rat reinen Wein einschenken und sie zeitnah und ausführlich über den jüngsten Kostensprung informieren.

Dass es mehr Geld braucht, war den Akteuren spätestens im Spätsommer 2022 klar. Das geht aus einem Quartalsbericht des externen Projektsteuerungs-Büros hervor, das den Bau der Robbenanlage begleitet. Der Bericht liegt den Prüfern vor.

Kernaussage: Die Anlage werde rund 800.000 Euro teurer, ließen die Projektsteuerer die städtischen Sport- und Freizeitbetriebe im September vergangenen Jahres wissen. Die Politiker aber bekamen die Nachricht erst im Januar 2023 zu lesen – im Sachstandsbericht „Zukunftskonzept Zoo“, in dem laufend über den Fortgang verschiedener Projekte informiert wird.

„Bericht nicht ausreichend“

Dort heißt es: „Materialengpässe und die allgegenwärtigen Preissteigerungen (…) erforderten diverse Umplanungen, die trotz aller Einsparbemühungen Mehraufwendungen von 0,8 Mio. Euro verursachen.“ Und: „Weitere Nachträge zu Steigerungen der Materialpreise befinden sich noch in Prüfung durch die städt. Instanzen.“

Diese Info sei etwas dünne, kritisieren die Rechnungsprüfer. Wörtlich schreiben sie ihren Kollegen aus der Sport- und Freizeitabteilung ins Stammbuch: „Diese Form der Berichterstattung halten wir in Anbetracht der inzwischen erheblichen Mehrkosten für nicht ausreichend.“

Zwei Seelöwen
Die neue Heimat der Seelöwen sorgt für Unmut. © Dieter Menne (Archiv)

Zumal sich die Zusatzkosten inzwischen auf stattliche 2,1 Millionen Euro summieren. Das haben die Prüfer einem weiteren Bericht des Projektsteuerers aus dem ersten Quartal 2023 entnommen. Und selbst das muss nicht das Ende der Fahnenstange sein. Durch „weitere Bauzeitverzögerungen“ könnten die Kosten noch mehr steigen, warnt der Projektsteuerer.

Tatsächlich müssen die Kostensprünge für die Robbenanlage von den Politikern in Auschüssen und Rat abgesegnet werden. Sind sie das? Offenbar nicht. Trocken stellen die Revisoren in ihrem Zwischenbericht fest: Die Ausgaben seien gestiegen, „ohne dass zeitnah ein Kostenerhöhungsbeschluss herbeigeführt wurde“, heißt es. Doch der soll kommen, haben die Sport- und Freizeitbetriebe den Prüfern signalisiert. „Im Sommer 2023“ soll es soweit sein.

„Ich kann mich bislang an keinen Beschluss dieser Art erinnern“, sagt Udo Reppin (CDU), Mitglied im Finanzausschuss des Rates. Ihm jedenfalls sei neu, dass die Kosten für die Robbenanalge derart gestiegen seien. So richtig wundert sich Reppin allerdings nicht: Das Problem sei, dass bestimmte Bereiche wie die Sport- und Freizeitbetriebe und mitunter auch die Kultur ihre Projekte selber managten. „Ich plädiere seit Jahr und Tag für einen zentralen Baubetrieb“, sagt Reppin.

Gibt es einen Planungsfehler?

Dass sie damit gewisse Bauchschmerzen haben, lassen auch die verwaltungs-internen Prüfer in ihrem Papier an die Politik durchschimmern. Im Gegensaz zu den technischen Ämtern sei die Organisation der Freizeitbetriebe „nicht unmittelbar auf die Abwicklung von Baumaßnahmen ausgerichtet“, heißt es. Da dies nicht zu den Kerntätigkeiten gehöre, sei „ein höheres Risiko in der Abwicklung von Projekten gegeben“, notieren die Revisoren.

Dabei sind die Kostenschübe in erster Linie auf Nachträge zurückzuführen: Preissteigerungen beim Rohbau, bei Abbruch- und Erdarbeiten, höhere Honorare für den Projektsteuerer – und nicht zuletzt Mehrkosten bei der „Wasseraufbereitung“. Zu spät hatte man offenbar gemerkt, dass die Armaturen und Pumpen, die man bestellen wollte, fürs Salzwasser langfristig nicht taugen.

Die Revisoren sehen darin einen „Planungsfehler“ – und regen sogar an, Ansprüche auf Schadenersatz gegenüber dem beauftragten Planungsbüro zu prüfen. Gleichzeitig kündigen die Prüfer bereits an, sich nach Fertigstellung der Robbenanlage „die Abwicklung ausgewählter Gewerke (…) im Rahmen eines Prüfungsprojektes tiefer zu betrachten“. Nach aktuellem Stand soll die Anlage im ersten Quartal 2024 fertig sein.

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