Dieses Schild hängt am Eingang der Bremer Privatbank Greensill. Hat auch Dortmund, wie viele Kommunen in Deutschland, hier Geld angelegt? Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat für die in Turbulenzen geratene Greensill Bank einen Insolvenzantrag gestellt. © dpa

Finanzen

Pleite der Greensill-Bank: Verliert auch Dortmund viel Geld?

Um Strafzinsen zu vermeiden, haben viele Städte Geld bei der privaten Greensill-Bank angelegt. Der droht die Pleite. Ist die Stadt Dortmund betroffen? Und haften Sparkasse und Volksbank mit?

Dortmund

, 17.03.2021 / Lesedauer: 3 min

Wenn Kommunen Geld haben, legen sie es an. Negativzinsen wollen sie vermeiden. Die Bremer Greensill-Bank erschien dabei als eine gute Lösung, lockte sie doch mit etwas besseren Zinsen als die Konkurrenz. Die Geschäfte mit der Bank, bei der die Anlagen dann eben auch riskanter waren als bei anderen Finanzinstituten, könnten viele Kommunen nun teuer zu stehen kommen.

Denn: die Bankenaufsicht (Bafin) hatte die Bremer Tochter des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill bereits Anfang März wegen drohender Überschuldung für den Kundenverkehr geschlossen. Für die Bank wurde ein Insolvenzantrag gestellt. Und im Gegensatz zu Privatanlegern ist die öffentliche Hand nicht abgesichert.

Während die 44.000-Einwohnerstadt Monheim bei Düsseldorf jetzt einen Totalausfall befürchtet und um 38 Millionen Euro bangt, dürfte der Stadt Dortmund kein Geld verloren gehen. Jedenfalls postete Oberbürgermeister Thomas Westphal zum Greensill-Fall auf Facebook, dass er „kein Verständnis“ für institutionelle, kommunale Anleger habe, die offenbar für kurze Zinsvorteile öffentliches Geld aus Steuern und Abgaben ins Risiko gestellt haben.

Greensill-Zinszusagen: „Kaum zu erwirtschaften“

„Das ist unverantwortlich“, meint Westphal. Alle, die sich ein wenig mit dem Finanzmarkt und dem Kreditgeschäft beschäftigt hätten, „konnten wissen, dass solche Zinszusagen, wie die Greensill-Bank sie getätigt hat, im normalen Bankgeschäft kaum zu erwirtschaften sind.“

Westphal weiter: „Dass private Anleger auch auf diese Angebote eingegangen sind, steht für mich auf einem anderen Blatt. Leider sind private Haushalte und einfache Sparer auch elf Jahre nach der Finanzmarktkrise noch immer nicht ausreichend aufgeklärt und sensibilisiert über die Risiken solcher Anlagen.“

Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal bezieht klar Stellung zum Greensill-Fall: „Ich habe kein Verständnis für institutionelle, kommunale Anleger, die offenbar für kurze Zinsvorteile öffentliches Geld aus Steuern und Abgaben ins Risiko gestellt haben.“ © Stephan Schuetze

Wie der Oberbürgermeister sehen auch die Sparkasse Dortmund und die Dortmunder Volksbank jeweils keine Auswirkungen auf ihr Haus. Volksbank-Chef Martin Eul erklärt: „Zur Absicherung der privaten Spareinlagen gibt es in Deutschland drei Sicherungssysteme. Es gibt die Entschädigungsfonds der Sparkassen und Landesbanken, der Genossenschaftsbanken und des Bundes Deutscher Banken. Zu letzteren gehören Privatbanken wie die Commerzbank, die Deutsche Bank oder eben auch die Greensill Bank.“

Sparkasse und Volksbank haften nicht mit

Angesichts dieser strikt getrennten Sicherungssysteme komme die Volksbank, so Martin Eul, nur für einen Schadensfall innerhalb der genossenschaftlichen Familie auf - nicht für den Schaden einer Privatbank.

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Gleiches gilt auch für die Sparkasse Dortmund, die bisher nur für Schadensfälle innerhalb der Sparkassen-Organisation mithaften würde. Deren Vorstandsvorsitzender Dirk Schaufelberger sieht allerdings genau wie Martin Eul Ungemach heraufziehen.

„Ich sehe Tendenzen in Brüssel hin zu einer regulatorischen Wut, bei der die kommunalen Kreditinstitute aus den Augen verloren werden“, sagt Dirk Schaufelberger. „Die EU“, so Martin Eul, „will eine vergemeinschaftete Einlagensicherung. Das droht vielleicht schon 2022.“

Löwe und Antilope in einem Gehege

Genau dagegen bezieht OB Westphal ebenfalls deutlich Stellung: „Mit diesen Plänen müsste dann auch unsere Dortmunder Sparkasse für solche Wild-West-Modelle angelsächsischer Banken geradestehen. Das ist ein schlechter Witz.“

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Schon in der heutigen Struktur der Bankenabgabe sei das Prinzip, dass Gewinne privatisiert und Verluste über alle Banken sozialisiert werden, offenbar ein leitendes. Sparkassen und Regionalbanken verfolgten aber ein vollständig anderes Geschäftsmodell am Kreditmarkt als Banken mit verbrieften, handelbaren Schulden.

„Diese in das gleiche System für Bankenabgabe und Einlagensicherung zu zwingen“, so Westphal in seinem Facebook-Post, „zerstört am Ende die Spareinlage der einfachen Leute. Dann kann man auch den Löwen und die Antilope in das gleiche Gehege verlegen, weil es ja beides Zoo-Bewohner sind.“

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