Auch in der Dortmunder Kinderklinik gab es Kinder mit PIMS.

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Corona-Folgeerkrankung: Kinder mussten auf die Intensivstation

rnDortmunder Kinderklinik

Es ist eine schwere Corona-Folgeerkrankung bei Kindern, die wie ein „Entzündungssturm“ durch den Körper fegt: PIMS. In der Dortmunder Kinderklinik gab es schon mehrere schwere Fälle.

Dortmund

, 17.09.2021, 07:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist ein schweres Krankheitsbild, das sich durch den ganzen Körper zieht: Kindern, die am Pädiatrischen Inflammatorischen Multiorgan-Syndrom („PIMS“) erkranken, „geht es richtig schlecht“, sagt Prof. Dominik Schneider, Direktor der Dortmunder Kinderklinik.

Neben hohem Fieber komme es zu Hautausschlägen, auch die inneren Schleimhäuten seien betroffen, das führt oft zu starken Beschwerden im Magen-Darm-Trakt mit Durchfall und heftigen Bauchschmerzen.

Auch Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen können vorkommen. „Das ganze System gerät aus dem Ruder, es ist ein ganz starker Entzündungssturm“, so Schneider.

Mehrere Kinder mit PIMS behandelt

Als Folge-Erkrankung tritt PIMS etwa vier bis sechs Wochen nach einer Corona-Infektion auf, so Prof. Schneider - unabhängig davon, wie schwerwiegend diese war. „Die ersten Kinder, die wir hier damit gesehen haben, hatten zuvor eine symptomlose Infektion.“

Insgesamt 15 Kinder mit der Erkrankung mussten bisher in der Kinderklinik Dortmund versorgt werden. Fünf von ihnen waren so schwer erkrankt, dass sie vorübergehend auf der Intensivstation behandelt werden mussten, berichtet der Klinik-Direktor. Zum Vergleich: Von den bisher mit einer Corona-Infektion stationär behandelten Kindern musste in der Kinderklinik Dortmund keines auf die Intensivstation verlegt werden.

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In der vierten Corona-Welle gab es bisher noch keine PIMS-Fälle. Der Beginn der Welle mit einem starken Anstieg der Inzidenzwerte liegt allerdings auch erst knapp vier Wochen zurück.

Bislang wurden in Dortmund 15 Kinder mit PIMS in der Kinderklinik behandelt. „Es ist eine Erkrankung, die man verhindern sollte“, sagt Klinik-Direktor Prof. Dominik Schneider.

Bislang wurden in Dortmund 15 Kinder mit PIMS in der Kinderklinik behandelt. „Es ist eine Erkrankung, die man verhindern sollte“, sagt Klinik-Direktor Prof. Dominik Schneider. © Screenshot

„So krank will keiner werden“

Die gute Nachricht: Die betroffenen Kinder „haben sich sehr schnell erholt, auch die Intensivfälle“, so Prof. Schneider. Die Erkrankung lasse sich gut behandeln. Zudem sei man mittlerweile schnell darin, die Diagnose zu stellen - bei einem bestimmten Beschwerdebild liefern Laborwerte schnell Aufschluss.

Für ganz Deutschland weist die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie 417 gemeldete PIMS-Fälle aus, Todesfälle gab es keine. Das Erkrankungsrisiko liege bei etwa 1:3000, so Prof. Schneider. Bislang gebe es keinerlei Hinweise, dass die Delta-Variante des Corona-Virus das Risiko erhöhe.

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Auch, wenn die Kinder in Dortmund bisher gut auf die Behandlung ansprachen, betont der Mediziner: „So krank will keiner werden. Es ist eine Erkrankung, die man verhindern sollte.“ Zumal man die langfristigen Auswirkungen der Erkrankung noch nicht kenne. Es gebe Hinweise daraus, dass die Erkrankung auch auf längere Sicht „nicht ganz folgenlos“ bleiben könne. Eine Studie sei geplant.

Balance zwischen Schutz und sozialer Teilhabe

Daher sei es weiterhin wichtig, Kinder vor einer Corona-Infektion und damit auch vor der Folgeerkrankung zu schützen: „Es darf nicht sein, dass man Kinder ins PIMS reinlaufen lässt.“ Da Prof. Schneider aber auch um die dramatischen Folgen sozialer Isolation weiß, die viele Kinder während der Pandemie durchleben mussten, plädiert er für „eine Balance zwischen Schutzmaßnahmen und sozialer Teilhabe. Dafür muss man in Kauf nehmen, dass es wenige Infektionen gibt“.

Neben einer sinnvollen Teststrategie in den Kitas und Schulen kann auch die Impfung eine Hilfe sein: Bisher seien eher ältere Grundschüler und Jugendliche von PIMS betroffen. „Die ab 12-Jährigen können sich durch eine Impfung schützen.“