Als Renaud Derbin sich vergangenes Jahr auf seinen neuen Job vorbereitete, bekam er manchmal wohlmeinende, aber auch besorgte Grüße mit auf den Weg: „‚Viel Glück in Dortmund!‘ haben mir einige gewünscht“, erinnert sich der Chef der High-Tech-Kunsthalle „Phoenix des Lumières“ auf Phoenix-West. Der Unterton war deutlich: Eine Kunsthalle für digitale Kunst in Dortmund - ob das wohl gut geht...
Ende September steht Derbin im Scheinwerferlicht der Bühne in der Kunsthalle. Der 44-jährige Pariser, der die Dortmunder Dependance des französischen Kultur-Unternehmens „Culturespace“ leitet, stellt der versammelten Presse die neue Ausstellung „Kosmos“ vor. Derbin, ein kultivierter Mann mit maßgeschneidertem dunkelblauem Anzug und weißem Einstecktuch, strahlt mit den erleuchteten Wänden seiner Halle um die Wette.
„Wir hatten seit unserer Eröffnung im Januar über 300.000 Besucher hier“, verkündet er in fließendem Deutsch mit charmantem französischem Akzent stolz. „Wir sind ein Highlight für Dortmund und die ganze Region.“
Zum Vergleich: Das städtische Museum mit dem stärksten Publikumsverkehr, das Naturkundemuseum in der Nordstadt, kam 2022 auf knapp 90.000 Besucher. Das Deutsche Fußballmuseum, das Leuchtturmprojekt am Hauptbahnhof, besuchen jährlich mehr als 200.000 Besucher.

Die Kunsthalle auf Phoenix-West hat nur ein Dreivierteljahr gebraucht, um Dortmunds besucherstärkste Kultur-Ausstellung zu werden - und das mit weitem Abstand. Dortmund und „Phoenix des Lumières“, das passt offensichtlich sehr gut zusammen.
„Der Standort ist unglaublich“, schwärmt denn auch Derbin im Gespräch mit unserer Redaktion. 97 Beamer verwandeln die Wände und die Böden der ehemaligen Industriehalle, in der vorher unter dem Namen „Warsteiner Music Hall“ Konzerte stiegen, in eine rahmenlose Abspielfläche für digitale Kunst.
In seinen aufwändigen Video-Shows erweckt „culturespaces“ vor allem Werke weltbekannter Künstler wie Hundertwasser oder Klimt zum Leben. Der Besucher spaziert dann durch animierte digitale Versionen der Werke - oder, wie im Falle der Wissenschaftsausstellung „Kosmos“, durch die Weiten des Weltalls. „Immersive Kunst“ nennt es „culturespaces“.
„Unglaubliche Unterstützung von der Stadt“
Rund 20 solcher Shows hat „culturespaces“ laut Derbin derzeit im Repertoire, die in den weltweit acht Kunsthallen des Unternehmens gezeigt werden - in Weltmetropolen wie New York, Paris, Seoul und seit Anfang des Jahres eben auch in Dortmund.
Als sich „culturespaces“ in Deutschland nach einem Standort umsah, habe sich die Stadt Dortmund sehr ins Zeug gelegt. „Wir hatten eine unglaubliche Unterstützung von der Stadt“, lobt Derbin. Auch sei ihnen nirgendwo in Deutschland ein vergleichbares Gebäude angeboten worden.

Die Franzosen dankten es der Stadt mit einer erheblichen Investition. Derbin will zwar nicht genau sagen, wie viel Geld man in die alte Phoenixhalle gesteckt habe, aber es sei schon ein durchaus hoher einstelliger Millionenbetrag gewesen. Jeder der 97 Projektoren koste beispielsweise soviel wie ein „schönes, kleines Auto“.
Das habe sich jedoch gelohnt, so Derbin: „Wir gehören zu den Spitzenstandorten von ‚culturespaces‘.“ Mit den Besucherzahlen sei er „extrem zufrieden“. Er geht davon aus, dass die Zahl der Besucher von „Phoenix des Lumières“ bis Ende des Jahres auf 450.000 bis 500.000 Menschen ansteigen wird.
So erfolgreich wie Museum Folkwang
Damit würde in die Kunsthalle in Sachen Besucher-Interesse in einer Liga spielen mit dem berühmtesten Museum des Ruhrgebiets, dem Museum Folkwang in Essen. Das renommierte Museum verzeichnete 2022 mit rund 440.000 Besuchern eines der erfolgreichsten Jahre seiner Geschichte.
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