In fast allen Familien kennt man das: Wenn es nach dem Tod eines Angehörigen ans Aufräumen geht, kann manches weg, anderes auf keinen Fall. Eheringe gehören meist zu den Dingen, die aufbewahrt werden. Denn sie erinnern an die verstorbenen Familienmitglieder.
Oft liegen sie dennoch viele Jahre unangetastet in den Schubladen. In Dortmund-Hombruch haben jetzt einige dieser Ringe einen neuen Aufbewahrungsort gefunden: ein kleines blaues Schächtelchen. Es gehört Pfarrer Christian Conrad, Leiter des Pastoralverbunds im Dortmunder Süden, der den Ringen ein zweites Leben schenken möchte.

Tod des Vaters
Die Geschichte von dem kleinen blauen Kästchen und dessen Inhalt beginnt im Dezember 2022. Es ist der Monat, in dem „mein Vater gestorben ist“, sagt Pfarrer Conrad. „Und dann fängt man an, die Dinge zu sichten“, erinnert sich der Pfarrer an diesen Moment. Die Mutter war schon verstorben, also musste der Sohn allein entscheiden, was ihm wichtig ist.
Zu Hause hatte Pfarrer Christian Conrad damals schon den Ehering seiner Oma Toni. Nun also auch den des Vaters. „Diese Ringe haben für mich eine persönliche Bedeutung“, erklärt er. „Ich wollte einfach nicht, dass aus den Ringen ein Stück Altgold wird.“ Also machte sich Christian Conrad daran, nach Ideen zu suchen – und wurde in einer Aachener Gemeinde fündig.
Die Pfarrei St. Donatus in Aachen-Brand hatte im Sommer 2019 verkündet: „Die neue Monstranz ist fertig“ – eine Monstranz (ein liturgisches Gefäß in der römisch-katholischen Kirche, in dem die konsekrierte Hostie (der Leib Christi) zur Verehrung ausgestellt wird, Anm. d. Red.), zu deren Gestaltung gespendete Eheringe einen ganz wesentlichen Teil beigetragen hatten.
Halbkreis um die Monstranz
Seit 2023 sammelt nun der Hombrucher Pfarrer Christian Conrad Eheringe für genau diesen Zweck: eine neue Monstranz. 25 sind es schon, „aber um anfangen zu können, müssen es 40 bis 50 sein“, sagt Conrad. Die Ringe sollen letztlich eine Art Halbkreis um die Monstranz bilden. „In Dortmund könnte man sagen, es soll aussehen wie ein halber Fußball.“ Das könne sich doch jeder hier vorstellen.
In der kleinen blauen Kiste sind neben den Ringen von Oma Toni und Vater Conrad beispielsweise auch die von Irmgard und Reinhard. Sie haben ihre Partner jeweils 1957 und 1958 geheiratet. „Sie waren hier in Hombruch zu Hause und bleiben auf diese Weise mit der Kirche, in der sie selbst gebetet oder geheiratet haben, verbunden“, sagt Pfarrer Conrad.
Ein anderer Ring fällt auf, weil der besonders alt ist: 1925 hat Johann-Hermann sein Ja-Wort gegeben. Er ist schon 1939 gestorben. Der Ring samt Brief, der erklärt, dass es sich um den Ring des unbekannten Schwiegervaters handele, erreichte Pfarrer Christian Conrad aus Thüringen.
Insgesamt sieben Briefe sind inzwischen bei der Hombrucher Gemeinde eingegangen. Christian Conrad hat alle, die Eheringe spenden, um ein paar Zeilen gebeten. Sie sollen später in das Aufbewahrungsgefäß für die Monstranz gelegt werden.
Wer einen Ring abgeben möchte, kann das im Pfarrhaus oder auch zu den Gottesdiensten in St. Clemens tun. Und alle können sicher sein: Die Ringe bleiben erhalten, sie werden nicht eingeschmolzen.
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