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Ortskern-Sanierung beginnt – Geschäftsfrau hat gemischte Gefühle
Stadterneuerung
Mehrmals war die Mengeder Straße eine Baustelle. Doch die geplante Ortskernsanierung blieb aus. Nun müssen sich Händler, Kunden und Anwohner auf eine lange Bauphase einstellen.
Renja Dropalla steht hinter ihrer Ladentheke und strickt. Es ist ruhig an diesem Mittag im Handarbeitsgeschäft am Rande des Mengeder Ortskerns. Vor der Ladentür liegen Knäuel Strickwolle in Korbtaschen auf einer Bank.
Der Bürgersteig darunter ist Flickwerk: ein Streifen Gehwegplatten, ein Streifen Asphalt, dazwischen ein paar Pflastersteine. Autos stehen mit je zwei Rädern auf dem Bürgersteig. Mancher der anderen Reifen steht in einem Schlagloch der Fahrbahn.

Die Mengeder Straße ist in einem erbärmlichen Zustand. Im Zuge der nun beginnenden Sanierung verringert die Stadt die Fahrbahnbreite von 7,80 Meter auf 5,50 Meter. © Uwe von Schirp
Vor etwas mehr als 100 Jahren war die Mengeder Straße eine Achse in ein neues Zeitalter. Sie verband den historischen Ortskern mit Marktplatz und Saalbau in der neuen Ortsmitte. Entlang der damaligen Bahnhofstraße entstanden schmucke Bauten.
Vier Bauphasen – noch keine Sanierung
Renja Dropallas Geschäft ist in einem Nachkriegsgebäude. Die Fassade des Hauses nebenan aber hat Jugendstil-Elemente. Vom einstigen Glanz einer Flaniermeile ist heute nicht mehr viel übrig. Das liegt an der Straße: Fahrbahn und Bürgersteige zwischen Siegenstraße und Strünkedestraße sind marode und heruntergekommen.
Seit zwei Jahren wurde hier immer wieder gebuddelt. Stadt und Netzbetreiber Donetz verlegten neue Abwasserkanäle, Strom- und Gasleitungen – Baugruben, Straßensperrungen, Einbahnstraßen-Regelungen waren die Folgen. Die seit Jahren beschlossene Sanierung dieses Teils des Ortskerns aber blieb aus.
Das ärgerte Anwohner, Händler und Dienstleister und nicht zuletzt auch die Politik. Renja Dropalla hat erst im Mai 2020 das Handarbeitsgeschäft übernommen – und seitdem auch nur die letzte der insgesamt schon vier Bauphasen miterlebt.

Die Karte zeigt den Bereich des Mengeder Ortskerns, der saniert werden soll. Die Fahrbahn wird erneuert. Parkbuchten werden angelegt. Bürgersteige und der Platz an der Jonathan-/Adalmundstraße erhalten mehr Aufenthaltsqualität. © Grafik: Dittgen
Nun soll der alte Glanz zurückkommen. Am 7. Dezember (Montag) beginnt die Stadt mit den Arbeiten zum vierten Bauabschnitt der Ortskernsanierung. Das kündigt sie in einer Presseinformation an.
Elf neue Bäume säumen den zentralen Platz
Zugunsten von breiteren Gehwegen und Parksteifen reduziert das Tiefbauamt die Fahrbahnbreite auf fünfeinhalb Meter. „Sämtliche Gehwege erhalten einen hochwertigen, sandsteingelbfarbenen Betonpflasterbelag mit quer verlaufenden grauen Pflasterbändern und längs zur Bebauung verlaufenden Mosaikbändern“, kündigt die Stadt an.
Und weiter: „Zur Erhöhung der Sicherheit für Fußgänger werden insgesamt zirka 90 Absperrpfosten in den Gehwegbereichen versetzt.“ Straßenleuchten, Gullys und die beiden Fußgängerampeln werden durch neue ersetzt. An den beiden Überwegen in Höhe der Jonathanstraße und der Straße am Markt sorgen taktile Pflasteroberflächen für Barrierefreiheit.

Der Platz zwischen Adalmundstraße (links), Jonathanstraße (im Hintergrund) und Mengeder Straße (rechts) soll Passanten zum Aufenthalt einladen. Die Stadt will elf neue Bäume pflanzen – allerdings auch fünf alte Bäume fällen. © Uwe von Schirp
Schräg gegenüber von Renja Dropallas Geschäft münden Adalmund- und Jonathanstraße in die Mengeder Straße. Diesen Platz zwischen den drei Straßen vor dem Kriegerdenkmal gestaltet die Stadt komplett neu. Er erhält ebenfalls ein hochwertiges Betonpflaster und elf neue Bäume. Vier alte Linden und eine Platane werden gefällt.
Bauzeit erzeugt gemischte Gefühle
1,5 Millionen Euro kostet die Sanierung des gesamten Bereichs – rund eine Viertelmillion mehr als ursprünglich 2018 geplant. In ihrer Sondersitzung im Oktober gab die Bezirksvertretung Mengede dazu ihr Okay. 383.000 Euro kommen aus Zuschüssen des Bundes und des Landes. Da die Stadt die Mittel noch 2020 abrufen muss, erfolgt der Baubeginn im Dezember.

Renja Dropalla sieht der achtmonatigen Bauphase mit gemischten Gefühlen entgegen. © Uwe von Schirp
Acht Monate sollen die Bauarbeiten voraussichtlich dauern. Renja Dropalla sieht der Zeit mit gemischten Gefühlen entgegen. Nach einem guten Geschäftsstart im Sommer sei es seit dem Teil-Lockdown ruhiger geworden, erzählt sie. „Ziel ist es ja, dass es schön und ansprechend wird“, sagt sie. „Wenn man es perspektivisch betrachtet, ist es nicht verkehrt.“
Allerdings: „Durch Corona ist es schon schwer genug. Ich kann die Leute nur motivieren zu kommen.“ Bei manchen Kunden hat sie jedoch Zweifel: „Wie gut die älteren Frauen mit ihren Rollatoren durch die Baustelle kommen, bleibt abzuwarten.“
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
