Giftiger Ölkäfer in Dortmund? Den gibt es auch hier, sagt Wolfhard Koth-Hohmann

Giftiger Schwarzblauer Ölkäfer: Das Insekt gibt es auch in Dortmund
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Die Sonne wärmt, Bäume bekommen Blätter und Pflanzen beginnen zu blühen - der Frühling ist da. Und mit ihm zeigen sich auch immer mehr kleine Krabbeltiere. Nicht alle Insekten, die hierzulande vorkommen, sind komplett harmlos. Aktuell häufen sich Medienberichte über den giftigen Schwarzblauen Ölkäfer (Meloe proscarabaeus). Nachdem mehrere Exemplare auf einem Schulhof in der Gemeinde Altenholz in Schleswig-Holstein aufgetaucht waren, wurde der Pausenhof teils abgesperrt.

In NRW tauchte der Ölkäfer bislang vor allem im Kreis Höxter auf, wie der WDR berichtet. Die „Neue Westfälische“ schrieb zudem über einen Fall in Nieheim, wo das Außengelände eines Kindergartens gesperrt wurde.

Wie gefährlich ist der Käfer?

Gibt es den Schwarzblauen Ölkäfer auch in Dortmund? Und birgt er Gefahren? Wir haben beim Naturschutzbund Dortmund nachgefragt.

Der Dortmunder Biologe Wolfhard Koth-Hohmann gibt zunächst Entwarnung, was das Ausmaß der Gefahr angeht. Zwar enthielten die Käfer das Gift Cantharidin. Aber: „Um sich zu vergiften, muss man sie allerdings essen, am besten gleich mehrere“, erläutert er. „Wenn Ölkäfer bedroht werden, falten sie ihre Beine an und scheiden aus den Beingelenken winzige Tröpfchen ihrer gelben Körperflüssigkeit aus, die ebenfalls das Gift enthält.“

In so geringen Mengen sei das Gift jedoch ungefährlich, sagt der Experte. Auch direkter Hautkontakt mit der Flüssigkeit sei unproblematisch - selbst, wenn man die Haut dann ablecke.

Laut Nabu sind bislang keine gefährlichen Vergiftungen von Menschen oder Haustieren bekanntgeworden. Dieser empfiehlt dennoch, Körperkontakt mit Ölkäfern zu vermeiden. Komme es zu Kontakt, solle man gründlich die Hände waschen.

Ölkäfer: Fund in Dortmund-Brackel

Koth-Homann erinnert sich, wie er vor mehreren Jahrzehnten mal einen Ölkäfer in einer Einfamilienhaus-Siedlung im Süden Brackels gefunden hat. Gleichwohl seien Ölkäfer in dieser Region noch nie häufig vorgekommen. Früher habe man sie öfter beobachten können als in den vergangenen Jahren.

Ölkäfer nutzen Sandbienen als Wirte für die Vermehrung. Koth-Homann spekuliert, die aktuell vermehrten Meldungen über Ölkäfer könnten darauf hindeuten, dass sich der Bestand der wilden Sandbienen aufgrund von Naturschutzmaßnahmen erholt hat.

Anlass für die sich derzeit häufenden Fundmeldungen des Käfers sei aber schlichtweg die Saison. „Schwerpunktmäßig“ könnten die Insekten im Mai beobachtet werden. „Da Sandbienen auch überwiegend im späten Frühjahr als fliegende Insekten aktiv sind, ist dies auch die Zeit, in der Ölkäfer schlüpfen und Eier ablegen“, erklärt Koth-Homann.

Die vermehrten Meldungen könnten auch darauf zurückzuführen sein, dass der Ölkäfer ein recht auffälliges Insekt sei - allein aufgrund seiner Größe von teils mehr als drei Zentimetern.

Käfer lebt vor allem im Mittelmeergebiet

Der Biologie betont, dass der Schwarzblaue Ölkäfer bereits seit mehr als 100 Jahren in Deutschland nachgewiesen ist. Schwerpunktmäßig komme er jedoch im Mittelmeergebiet vor. Lebensräume seien trockene Wiesen, besonnte Ödlandflächen, trockene Feldraine und Trockenhänge, so Koth-Homann.

Der Fachmann ergänzt, dass Ölkäfer „in früheren Zeiten ein beliebtes Mittel an Adelshöfen waren, um beim vornehmen Dinner in der Erbfolge höher stehende Verwandte durch einen kleine Zugabe in den Wein aus dem Weg zu räumen“. Allerdings eher in wärmeren Gegenden.

Und in der Antike habe man sogar aus wohldosierten Mengen der Körperflüssigkeit von Ölkäfern Arznei hergestellt, die gegen Harnwegserkrankungen und als Liebestränke verabreicht worden sei. „Ob sie die gewünschte Wirkung hatten, ist nicht zweifelsfrei belegt.“

Mit Material von dpa

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