
© Oliver Schaper
Öffnung mit Tests: „Das Konzept funktioniert für den Westenhellweg nicht“
Apothekerin
Shopping mit negativem Corona-Schnelltest: Diese optimistische Idee wird in Dortmund gerade von der Realität eingeholt. Eine Apothekerin vom Westenhellweg berichtet von großen Herausforderungen.
Geschäfte in der Dortmunder Innenstadt sind trotz hoher 7-Tage-Inzidenz weiter geöffnet. Der Zutritt ist aber nur mit einem tagesaktuellen negativen Schnelltest möglich. Die Frage, wie Kundinnen und Kunden an einen solchen Schnelltest kommen, führt aktuell zu großem Frust.
Susanne Diedrich ist Filialleiterin der Schwanen-Apotheke auf dem Westenhellweg, die zur fünf Ausbüttels-Kette gehört. Sie berichtet von „50 bis 60“ Menschen, die täglich vor ihrer Apotheke stehen und nach einem Test fragen. Dabei werden diese in der Schwanen-Apotheke selbst gar nicht angeboten.
Geschäfte schicken Kunden zu Apotheken, die gar keine Tests anbieten
„Viele Geschäfte schicken die Menschen einfach proaktiv in die Apotheken. Wir müssen deshalb ungefähr jedem dritten Kunden sagen, dass wir keine Tests anbieten“, sagt Susanne Diedrich.
Die Ausbüttels-Apotheken bieten zwar ein gemeinsames Testzentrum an der Wißstraße an. Das ist aber momentan laut Diedrich komplett ausgebucht. Viele kleine Apotheken – wie die Schwanen-Apotheke – sind aufgrund der Räumlichkeiten gar nicht in der Lage selbstständig Tests anzubieten.
Viele wissen gar nicht, welche Regeln gelten
Sie ist erstaunt darüber, dass viele Menschen überhaupt nicht wissen, welche Regeln aktuell gelten. „Es kommen immer wieder Teenager aus Castrop-Rauxel oder Essen, die denken, alles wäre ganz normal geöffnet und dann überrascht sind, wenn sie vor den Geschäften weggeschickt werden“, sagt Susanne Diedrich.
Das alles führt zu einer Art Kreislauf der schlechten Laune. „Jeder schiebt das dann auf jeden“, sagt die Apothekerin. Die Geschäfte auf die Kunden, die ohne Test kommen. Die Kunden auf die zu wenigen Teststellen. Die Teststellen auf die Kunden, die ohne Termin kommen.
Stadt Dortmund warb mit über 100 Teststellen - aber nur wenige befinden sich in der City
Susanne Diedrich meint dazu: „Das Konzept funktioniert für den Westenhellweg nicht. Denn es gibt einfach nicht genügend Teststellen.“ Dies hätte aus ihrer Sicht besser kommuniziert werden müssen.
Zwar gibt es in Dortmund mehr als 100 Teststellen, aber nur wenige befinden sich unmittelbar im Stadtzentrum.
Im Bekleidungsgeschäft „Ansons“ drückt ein Security-Mitarbeiter am Mittwoch (31.3.) Kunden, die ohne Test kommen, einen Zettel in die Hand. Darauf stehen neun Adressen in der City und in der Nordstadt.
Das war zu Beginn der Woche noch anders und ist insofern ein Fortschritt. Das verbessert die Stimmung unter Geschäftsinhabern, Angestellten und Kunden aber nicht nachhaltig. Denn zwar sind in diesen Tagen Menschen auf dem Westenhellweg unterwegs. Doch in den Geschäften ist es leer.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
