Die größte Baustelle des Landes befindet sich auf Dortmunder Stadtgebiet. Nun ist ein Ende in Sicht - zumindest für einen Teil der Baustelle. Hier gibt es einen Einblick und viele Fotos.
Die größte Baustelle Nordrhein-Westfalens steht vor dem Abschluss - zumindest teilweise. Denn bis der Wilo-Park an der Nortkirchenstraße in Hörde endgültig vollendet ist, dauert es noch bis 2022. Dennoch: Für Teile des 200 Millionen Euro teuren Projektes bekommt der Pumpenhersteller im August die Schlüssel.
Mit Übergabe der Schlüssel am 8. August soll auch der Umzug in die neuen Fabrik-Hallen, dem sogenannten nördlichen Campus, beginnen. Bis die Arbeit in der neuen Produktionsstätte aufgenommen werden kann, dauert es aber noch bis zum 23. April 2020. Das ist zumindest der angepeilte Termin. So soll die Produktion aus Oestrich im Februar und März umziehen.
Schritt für Schritt werde man umziehen, erklärte Georg Weber, CTO beim Pumpenhersteller Wilo, bei einer Baustellen-Begehung. „Die Arbeit wird dadurch nicht stillstehen“, betonte CEO und Vorstandsvorsitzender Oliver Hermes. Trotzdem habe man schon Vorräte aufgebaut, sodass die Kunden vom Umzug nichts merken.
Der Umzug der Verwaltung von der Florianstraße dauere hingegen noch, weil zwei Gebäude erst noch gebaut werden müssen: ein Verwaltungsgebäude sowie die Kundenbetreuung. Die kommt an die Stelle der Bestandsproduktion, welche mit dem Umzug der Produktion abgerissen wird.
So standen bei der Begehung vor allem die Produktionshallen im Fokus, welche zwar auch noch nicht komplett fertig sind, aber zumindest schon mal stehen und damit besuchbar sind. Bauleiter Martin Linge-Boom kommt beim Rundgang nicht umhin, zu betonen, wie „smart“ alles geplant worden sei. Und mit smart meint er hierbei nicht etwa „pfiffig“, sondern im digitalen Sinn. Alles sei vernetzter, transformierter, den Ansprüchen des Unternehmens entsprechend, das sich als Global Player bezeichnet.
Freie Parkplätze und Arbeitsplätze sollen die Mitarbeiter durch entsprechende Apps finden. Denn statt starrer Büroformen sollen die Mitarbeiter einen Platz für sich finden, der ihren Ansprüchen an dem Tag entspricht: zum Beispiel Still-Arbeitsplätze oder Gruppenräume. Und Ähnliches gilt auch für die Produktion. Forschung und Produktion sitzen im selben Gebäude, nur durch Fensterscheiben getrennt, „damit die Arbeitswege kurz sind“, so der Bauleiter.

Auf dieser 500 Quadratmeter großen Wand soll eine LED-Wand die Mitarbeiter und Besucher von Wilo empfangen. Im Inneren geht die LED-Wand weiter und soll für Vorträge und Werbung genutzt werden. © Verena Schafflick
Insgesamt sind Fensterfronten bei den Neubauten eine wichtige Sache. Zum einen spielt Tageslicht eine große Rolle für den Pumpenhersteller, um energieeffizient zu arbeiten – und möglichst gesund für die Mitarbeiter. Zum anderen will man damit Transparenz zeigen. So ist auch die Seite hin zur neuen Führung der Nortkirchenstraße verglast, immerhin eine Wand von 1.500 Metern. „Wir wollen damit zeigen, dass wir nichts zu verbergen haben“, kündigt Linge-Boom an.
Wäre die Nortkirchenstraße an der Stelle schon freigegeben, würden Autofahrer aber noch nicht viel sehen. Denn im Inneren der Halle steht noch nicht viel, aber Arbeiter bauen die ersten Meisterbüros und Trennwände ein.
In manchen Räumen muss der Estrich noch trocknen, aber zumindest ist in der dreiteiligen Fabrikhalle der Betonboden schon durchgetrocknet. Für den Bauleiter ein wichtiger Punkt im Bau der Halle, da es sich hierbei um extrem harten Beton halten soll, der überall für Schwerlasten geeignet ist. So könne man zu einem späteren Zeitpunkt auch die Raumkonzeption ändern.
Transparenz zeigt das Unternehmen auch durch die neuen Wege für Besucher in der Produktionshalle: Um die Produktion nicht zu stören, werden die Gäste nun durch Hängebrücken über die Arbeiter geführt. Einzig in den Lagerhallen ist dies aufgrund der hohen Regale nicht möglich.
Dafür konnte man bei der Begehung einen seltenen Blick in das neue automatische Kleinteilelager werfen, welches über Bestellung arbeitet und die Teile per Förderband zum gewünschten Ort bringt.
Empfangen werden sollen die Gäste im neuen Südcampus, wo bereits ein Verwaltungsgebäude steht. „In einer Cafeteria kann man die Gäste hier willkommen heißen“, erklärte Linge-Boom. Doch dafür brauchte man bei der Begehung noch etwas Fantasie. Genauso bei der neuen 500 Quadratmeter großen LED-Wand, die Mitarbeiter und Besucher an der neuen Produktionsstätte begrüßen soll.

Für den Neubau muss die Nortkirchener Straße verlegt werden. Im April 2020 wird sie freigegeben. © Verena Schafflick
Für das Verwaltungsgebäude gibt es im April 2020 die Schlüssel. Dann soll auch die neue Nortkirchenstraße eröffnet werden. Die alte Führung wird dann von Anfang August bis zu diesem Zeitpunkt gesperrt sein, damit die Kreisverkehre gebaut werden können. Aus der alten Nortkirchenstraße wird dann eine betriebsinterne Straße, die Nord- und Südcampus miteinander verbindet. Auch ein großer Platz mit einem Brunnen soll entstehen.
Doch dazu müssen erst noch die Bestandsgebäude von 1962 abgerissen werden. Die Überreste der Gebäude werden übrigens - bis auf die Eternitplatten - voll recycelt und für den Neubau wiederverwendet.
Übrigens durften am Donnerstag die Mitarbeiter ebenfalls die Baustelle begehen und sich ihren neuen Arbeitsplatz angucken. Laut Vorstand sei das Fazit der Kollegen gut ausgefallen.