Nicole-Denise Schalla ist im Oktober 1993 ermordet worden. Der Täter ist nun offenbar auf der Flucht.

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Nicole Schallas Mörder auf der Flucht: „Das ist der Worst Case“

rn16-Jährige getötet

Im Januar ist ein Mörder schuldig gesprochen worden. Elf Monate später ist dieses Urteil nun rechtskräftig. Doch der Mann ist verschwunden. So reagieren sein Verteidiger und der Vater des Opfers.

Dortmund

, 22.12.2021, 19:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Update: Der verurteilte Mörder ist in der Nacht zu Freitag (24.12.) festgenommen worden. Hier gibt es alle Infos.

Ursprünglicher Beitrag von Mittwoch:

Vor inzwischen 28 Jahren ist Nicole-Denise Schalla getötet worden. Die 16-jährige Schülerin ist auf dem Heimweg im Dortmunder Jungferntal aus dem Bus gestiegen und nie zu Hause angekommen. Ihr Mörder ist inzwischen zwar verurteilt, jetzt aber offenbar auf der Flucht.

Polizei und Staatsanwaltschaft fahnden nach dem 56-jährigen Ralf H. aus Münster. Im Januar ist er vom Dortmunder Landgericht des Mordes schuldig gesprochen worden, nach eingelegter Revision ist das Urteil seit dem 14. Dezember (Dienstag) rechtskräftig. Ihn erwartet eine lebenslange Freiheitsstrafe.

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Zwei Jahre lang saß H. in Untersuchungshaft, sein Prozess verlief sehr schleppend, bis man sogar ganz von vorne anfangen musste. So eine Wartezeit sei nicht zumutbar, entschied das Oberlandesgericht Hamm und entließ ihn aus der Haft.

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Auch nach dem Mordurteil vom 25. Januar 2021 blieb der Mörder auf freiem Fuß. Er müsse erst die Haft antreten, wenn der Bundesgerichtshof das Urteil bestätigt, hieß es.

Elektronische Fußfessel abgelegt

Die Polizei Münster, in deren Zuständigkeitsgebiet der heute 56-Jährige wohnt, hat in der Zwischenzeit erwirkt, dass er eine elektronische Fußfessel tragen muss. Diese hat der Mörder am Dienstagabend (21.12.) aber abgelegt - Polizisten haben ihn daraufhin nicht an seiner Wohnanschrift angetroffen.

Seit 14. Dezember ist das Urteil rechtskräftig, am Wochenende danach ist der Beschluss dazu bei Verteidiger Udo Vetter eingegangen. „Sie können versichert sein, dass ich auch nicht weiß, wo er ist“, sagt dieser auf Anfrage unserer Redaktion: „Und er wird nicht auf die Idee kommen, mich zu kontaktieren.“ Schließlich weiß die Polizei um die Verbindung zum Anwalt.

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Wann er zum letzten Mal mit seinem Mandanten Kontakt hatte, könne Vetter wegen der anwaltlichen Schweigepflicht nicht sagen. Der Jurist geht davon aus, dass der Verurteilte den Beschluss per Post an seine Anschrift bekommen hat. Die Frage, ob so eine Ankündigung mehrere Tage vor dem geplanten Haftantritt sinnvoll ist, müsse man der Polizei oder dem Bundesgerichtshof stellen, so Vetter.

Joachim Schalla, der Vater der ermordeten Nicole-Denise, möchte sich zunächst nicht ausführlich dazu äußern. Der Dortmunder fragt: „Wie soll es uns gehen?“, sagt aber: „Wir freuen uns, dass das Urteil rechtskräftig ist.“

„Das ist für Schallas der Worst Case“

Seine Anwältin Dr. Arabella Pooth sagt: „Das ist für Schallas der Worst Case.“ Zu Beginn des Prozesses habe sie von dem Paar gehört, dass es für sie das Schlimmste wäre, wenn der Mensch, der ihre Tochter umgebracht hat, nicht ins Gefängnis muss.

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Pooth wundert sich, warum der Verurteilte abtauchen konnte, nachdem er die Fußfessel abgelegt hatte. „Ich meine, dass die eigentlich Alarm schlagen“, sagt sie. Von der Polizei Münster war am Mittwochabend nicht zu erfahren, wann dies aufgefallen ist und was daraufhin unternommen wurde.

Hier sind die weiteren Erkenntnisse vom Donnerstag (23.12.) zu finden:

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