Das Spiegelzelt wird ausgeräumt (v.l.): Horst Hanke-Lindemann, Janine Hanke, Mascha Romaker und Horst Kaltenbach bei der Arbeit nach dem Ende der Saison bei Ruhrhochdeutsch 2022.

Das Spiegelzelt wird ausgeräumt (v.l.): Horst Hanke-Lindemann, Janine Hanke, Mascha Romaker und Horst Kaltenbach bei der Arbeit nach dem Ende der Saison bei Ruhrhochdeutsch 2022. © Althoff

Bekannter Blickfang an der B1 in Dortmund verschwindet

rnWestfalenhallen

Ruhrhochdeutsch verlässt seinen prominenten Standort zwischen Westfalenhalle und B1. Das nächste Jahr werde entscheidend, sagt der Macher der Kabarett-Institution - für die gesamte Branche.

Dortmund

, 06.10.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eigentlich sei es ihm unangenehm, sich so deutlich selbst zu loben. „Aber wenn ich von den Kollegen und von den Künstlern höre, wie es in anderen Städten aussieht: Wir in Dortmund sind führend in Deutschland.“

Horst Hanke-Lindemann zieht Bilanz nach der Saison 2022. Das Spiegelzelt zwischen B1 und Westfalenhallen, in dem es monatelang Kabarett und Comedy gab bei „Ruhrhochdeutsch“, wird ausgeräumt und abgebaut. Und kehrt nächstes Jahr nicht hierher zurück.

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Von 107 Abenden waren 41 ausverkauft

41 ausverkaufte Abende, insgesamt 19.000 Zuschauer bei Größen wie Guido Cantz, Wilfried Schmickler oder Jürgen Becker, bei Ingo Appelt oder Abdelkarim, bei Malmsheimer, Goosen, Eckenga und Knust, an vielen anderen Abenden – die Resonanz spreche für sich.

107 Abende waren es insgesamt im Fast-Nach-Corona-Sommer 2022 – und es sei genau richtig gewesen, die Anzahl der Plätze zu reduzieren, findet Hanke-Lindemann. Nicht mehr 360 Zuschauer durften rein, sondern nur noch 230.

Eng bestuhlter Zuschauerraum nicht mehr zeitgemäß

Zwei Sitze, ein Tisch, dazwischen viel Abstand – „das wird das Konzept werden für die Zukunft.“ Eng bestuhlte Theater- oder Konzerthallen? Seit Corona fühlten sich dort viele so nicht mehr wohl. Außerdem: „Unsere Gesellschaft wird immer dicker“, hat Hanke-Lindemann beobachtet.

Stand einige Jahre in der Nähe der B1: das Spiegelzelt, in dem es "Ruhrhochdeutsch" gab.

Stand einige Jahre in der Nähe der B1: das Spiegelzelt, in dem es "Ruhrhochdeutsch" gab. © Ruhrhochdeutsch

Soll heißen: Der einzelne brauche oft mehr Platz. Damit er sich wohlfühle und eben wiederkomme, auch 2023. Denn dass „Ruhrhochdeutsch“ im nächsten Sommer wiederkehre, stehe fest: „Es wird wieder ein Festival im Spiegelzelt geben“, unterstreicht Hanke-Lindemann. Nur wo, das sei noch nicht ganz klar.

Mehrere Standort-Optionen für 2023

Auf die große Parkplatz-Ecke zwischen B1 und Westfalenhalle dürfe man nicht zurück. Dieser Ort werde anderweitig benötigt. „Wir werden ein Stückchen weiterrücken“, erklärt Hanke-Lindemann.

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Vielleicht werde das Spiegelzelt dann zwischen der Stadtbahn-Haltestelle Remydamm und dem Gelände von TSC Eintracht aufgebaut, wo auch „Flic Flac“ und „Festi Ramazan“ gastieren. Oder man bekomme eine neue Heimat auf einem anderen Parkplatz in der Nähe – die Gespräche liefen noch, so Hanke-Lindemann. Übrigens ebenso wie die zum Programm 2023.

2023 als „ganz entscheidendes Jahr“ für die Kultur

„45 Prozent stehen schon“, verrät der Festival-Chef. Die „Nightwash“-Abende hingegen wolle man nicht mehr im Programm haben. Generell wolle man „schon da bleiben, wo es anspruchsvoll wird“. Er habe nichts gegen gute Comedy, doch irgendwo müsse etwas Tiefgang oder gesellschaftliche Kritik schon durchblitzen.

Noch unklar bleibe, wie sich „Ruhrhochdeutsch“ 2023 finanzieren werde. In diesem Jahr habe man noch von einem Paket aus der Corona-Zeit profitiert. Welche öffentlichen Gelder demnächst fließen werden – „das wissen wir noch nicht.“ Nur: Darauf könne er nicht warten.

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„2023 wird ein ganz entscheidendes Jahr“, so Hanke-Lindemann. Dann zeige sich, welche kulturellen Angebote es finanziell weiter schaffen würden. Und welche nicht. Aber aufgeben? Das sei keine Option. Wer ein oder zwei Jahre aussetze, der habe auch sein Publikum für immer verloren.

Starttermin für den nächsten Sommer steht schon fest

„Die Leute erwarten nicht nur künstlerische Qualität, auch das ‚Drumherum‘ muss passen“, unterstreicht er. Gastronomie und Ambiente müssten stimmen. Und Verlässlichkeit. Den Zeitplan für 2023 gebe es schon, zumindest in groben Zügen.

Das Festival, das es seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 gibt und das mittlerweile als größtes deutsches Kabarett- und Comedy-Festival gilt, soll zeitgleich mit den Sommerferien 2023 in die nächste Runde gehen: „Voraussichtlich am 24. Juni 2023“ wolle man wieder die Zelte öffnen, heißt es.

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