Neuer Opernchef baut eine „Bürgeroper“ auf
Dortmunder auf der Opernbühne
Was haben eine Laienchor-Sängerin, ein Rockmusiker und ein Mandolinen-Spieler gemeinsam? Sie alle können Ensemblemitglied der neuen Bürgeroper werden. Das ist eine von mehreren Ideen des neuen Opernchefs Heribert Germeshausen.

Heribert Germeshausen auf dem Vordach des Opernhauses. © Foto: Tilman Abegg
Oper für alle, hat Intendant Jens-Daniel Herzog sein Konzept für ein modernes Musiktheater genannt, das viele Menschen ansprechen soll. „Bürgeroper“ nennt es der neue Intendant Heribert Germeshausen.
Und das ist keine Floskel, denn in dem Opernhaus, das der 46-Jährige ab der nächsten Saison bis zum Ende seines Vertrags 2024 zur „Ruhroper 21“ entwickeln möchte, machen schon in der ersten Spielzeit die Bürger Programm. Zum ersten Mal am 6. Oktober, beim „Musicircus“, einem spektakulären Stadtfest-Projekt von John Cage.
Jeder, der ein Instrument spielen oder singen kann
Viele der Menschen, die beim „Musicircus“ mitmachen, will Germeshausen ermuntern, die „Bürgeroper“ mitzugestalten. Willkommen ist jeder, der ein Instrument spielen oder singen kann. Die 16-Jährige, die gerne Musicalsongs singt, genauso wie der Indische-Laute-Spieler, der Rockmusiker oder der klassische Sänger.
„Wir wollen Geschichten erzählen, die die Menschen vorschlagen, und aus dem, was sie können, ein Stück entwickeln“, sagt Heribert Germeshausen. Sein Dramaturgenteam hat er aufgestockt, damit sich die Mitarbeiter noch stärker in der Stadt vernetzen können.
Vielversprechende Vorbilder
„Das Theater Mannheim hat mit einem Bürgerorchester gute Erfahrungen gemacht“, weiß Germeshausen: „Und auch ein Projekt wie ,Rhythm is it‘ von Claudio Abbado in Berlin hat gezeigt, dass sich die Menschen begeistern lassen und gerne mitmachen.
Ähnlich wie der Sprechchor am Schauspiel
Ähnlich wie der Sprechchor am Schauspiel, die „Junge Oper“ oder das Ballett, das mit Senioren und Jugendlichen Stücke auf die Bühne bringt, will Germeshausen in der Oper arbeiten. „Es wird in jeder Spielzeit ein großes partizipatives Projekt geben. Wir hoffen, dass wir damit viele neugierige Menschen erreichen“, sagt der künftige Intendant.
Und für die Bürger, die mitmachen, ist es eine Chance, mit Profis zu arbeiten und das Ergebnis einem großen Publikum im Opernhaus zu präsentieren.

Heribert Germeshausen will die Oper den Bürgern näherbringen. Ein Ziel, das wahrscheinlich jeder neue Opernintendant in jeder Stadt der Welt ausspricht. Aber Germeshausen hat dazu konkrete Pläne und Ideen. © Foto: Tilman Abegg
Premiere im Frühsommer 2019
Nach dem „Musicircus“ formiert sich das Bürgeropern-Ensemble und beginnt mit den Proben. Am Ende der Saison 2018/19 steht die Premiere auf dem Spielplan. In den folgenden Jahren, wenn das Ensemble mehr Vorlauf hat, können die neuen Stücke auch schon früher in der Saison aufgeführt werden.
Heribert Germeshausen hat seinen Vertrag als Intendant der Oper Heidelberg gerade, ein halbes Jahr früher als geplant, vorzeitig aufgelöst, um sich besser auf seine Intendanz in Dortmund vorbereiten zu können. Schon an diesem Mittwoch packt er die Umzugskartons in seiner Wohnung in der Innenstadt aus.
Germeshausen: „Dortmund ist begeisterungsfähig“
„Dortmund ist eine sehr offene Stadt mit begeisterungsfähigen Menschen“, hat er bei vielen Besuchen seit seiner Wahl zum Intendanten beobachtet. Die Produktionen im Opernhaus hat er seitdem alle gesehen, manche mehrfach.
Wenn am 27. August die Theaterferien enden, beginnen die Vorbereitungen auf den Saisonbeginn in der Oper, der in diesem Jahr erst am 5. Oktober ist. Mit zwei großen Opernpremieren (5.und 7.10.), dem „Musicircus“ von John Cage in der ganzen Innenstadt (6.10.), einem Begrüßungskonzert und einer Willkommenparty startet die Oper dann in eine neue Ära.
Mehr zum „Musicircus“ und den neuen Sänger im Ensemble und denen, die das Dortmunder Opernhaus verlassen, lesen Sie hier.