Neue Ampel für die B1 ist kein Tabu mehr

© Oliver Volmerich

Neue Ampel für die B1 ist kein Tabu mehr

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Weg mit den Ampeln auf der B1 hieß es lange Zeit. Jetzt zeichnet sich eine überraschende neue Entwicklung ab - ganz im Sinne der Anwohner, aber mit offenen Fragen für Pendler.

Dortmund

, 11.09.2019, 04:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wie viele Bäume der B1-Allee können gerettet werden? Das ist im Zusammenhang mit dem geplanten Umbau der Stadtbahn-Haltestellen an der Bundesstraße 1 eine der zentralen Fragen sowohl für die Politik als auch für die B1-Anwohner aus der Gartenstadt.

Klar ist: Ganz ohne Baumfällungen wird es nicht gehen, wenn die Stadtbahn-Haltestellen an der Bundesstraße 1 umgebaut werden. Und an der Notwendigkeit dafür gibt es keine Zweifel.

Die bestehenden Haltestellen sind viel zu eng und alles andere als barrierefrei. Deshalb müssen sie möglichst bald völlig umgestaltet werden - auch, weil die neuen Stadtbahn-Fahrzeuge, die das Verkehrsunternehmen DSW21 in den nächsten Jahren anschafft und auf die Schiene setzt, an den alten niedrigen Haltestellen nicht mehr halten können. Denn ausklappbare Stufen gibt es dann nicht mehr.

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Anwohner gegen Brücken

Die Position der Anwohner ist klar: Sie wollen möglichst alle Bäume der B1-Allee erhalten und drängen deshalb auf einen behutsamen Umbau der Haltestellen. Bei diesem Ziel gibt es durchaus Fortschritte.

Nach den ersten Planungen des Tiefbauamtes sollten 76 Bäume dem Haltestellen-Umbau zum Opfer fallen. Die Zahl hat sich jetzt auf 43 reduziert. Davon könnten 15 noch verpflanzt werden, erläuterte der stellvertretende Leiter des Tiefbauamtes Jürgen Hannen bei einem Ortstermin mit Vertretern der SPD-Ratsfraktion.

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Bewegung gibt es auch bei einer weiteren Forderung der Anwohner. Sie wollen, dass die Haltestellen künftig nicht umständlich über Brücken und Rampen erreichbar sind, sondern ebenerdig über die B1. Das haben sowohl die Verwaltung als auch die Mehrheit der Politik aus SPD und CDU im Rat bislang kategorisch abgelehnt, weil damit sogar zusätzliche Ampeln an der B1 nötig würden. Doch dieses Nein gerät nun ins Wanken.

Bisher sind die meisten Stadtbahn-Stationen an der B1 nur über Brücken und steile Treppenabgänge zu erreichen.

Bisher sind die meisten Stadtbahn-Stationen an der B1 nur über Brücken und steile Treppenabgänge zu erreichen. © Oliver Schaper

Wie nach dem im vergangenen Jahr absolvierten Bürgerdialog mit den B1-Anwohnern zugesagt, lässt das federführende Tiefbauamt der Stadt derzeit untersuchen, ob an der Kohlgartenstraße und an der Max-Eyth-Straße ebenerdige Zugänge zu den Haltestellen geschaffen werden können. Die sind an der Lübkestraße und an der Voßkuhle ohnehin vorhanden und auch weiter vorgesehen.

Pläne für Büros und Wohnen

Nun bekommt das Vorhaben für zumindest eine weitere direkte B1-Überquerung überraschenden Rückenwind durch Überlegungen der Stadtplaner. Denn sie machen sich Gedanken über die Erreichbarkeit des früheren Siemens-Nixdorf-Geländes, auf dem ein Investor Büros und Wohnhäuser ansiedeln will.

Das Problem dort: Eine Ausfahrt über die B1 ist nur in Richtung Unna möglich, eine Zufahrt zu dem Gelände von der B1 aus Richtung Unna nur über die Lübkestraße und die Stadtrat-Cremer-Allee - mit einer entsprechend höheren Verkehrsbelastung der Gartenstadt.

Deshalb wird nun darüber nachgedacht, in Höhe der Max-Eyth-Straße eine neue Kreuzung an der B1 zu schaffen , die ein Abbiegen in beide Richtungen ermöglicht. Die dafür nötige Ampel könnte auch für die ebenerdige Erreichbarkeit der Haltestelle genutzt werden.

Simulation des Verkehrsflusses

All diese Überlegungen sollen nun in Untersuchungen eines Planungsbüros einfließen, das die Verkehrsströme auf der B1 und die Auswirkungen möglicher Veränderungen untersucht. Dazu gehört auch die Überlegung, das Linksabbiegen von der B1 auf die Semerteichstraße wie von der Initiative B1.plus vorgeschlagen durch eine Schleifenlösung zu ersetzen.

Die zentrale Frage ist, ob es bei Veränderungen nach Einschätzung der Experten zu mehr oder weniger Staus kommt. Vom Ergebnis dieser Untersuchungen hängt ab, ob die SPD von ihrem bisherigen Nein zu einer neuen Ampel auf der B1 und zu neuen ebenerdigen Zugängen zu den Haltestellen abrückt.

„Wenn die Simulationen zeigen, dass es geht, werden wir intensiv darüber nachdenken“, kündigte der verkehrspolitisch Sprecher der SPD-Rasfraktion, Hendrik Berndsen an.

Viel zu eng sind die Bahnsteige der Stadtbahn-Stationen entlang der B1. Nicht nur deshalb ist ein Umbau nötig.

Viel zu eng sind die Bahnsteige der Stadtbahn-Stationen entlang der B1. Nicht nur deshalb ist ein Umbau nötig. © Oliver Schaper

Beifall würde das sicherlich nicht nur bei den Anwohnern der Gartenstadt, sondern auch bei Bahnbetreiber DSW21 finden. Denn für sie bedeuten neue Aufzüge höhere Betriebs- und Wartungskosten.

Auf keinen Fall verzichtet werden kann auf eine Brücke und Aufzüge für den Zugang an der Haltestelle Stadtkrone, weil die B1 in diesem Bereich schon jetzt einer Autobahn ähnelt und auch weiter ausgebaut wird.

Drei Planverfahren

Hier soll möglichst der Umbau der Stadtbahn-Stationen beginnen - wenn denn das nötige Planfeststellungsverfahren beendet ist. Das soll für die insgesamt fünf betroffenen Haltestellen in drei Pakete aufgeteilt werden, kündigte der stellvertretende Tiefbauamts-Leiter Jürgen Hannen an.

Je ein Verfahren ist den Haltestellen Stadtkrone und Kohlgartenstraße gewidmet, eines umfasst die besonders in der Diskussion stehenden Haltestellen Voßkuhle, Lübkestraße und Max-Eyth-Straße.

Starten sollen die Planfeststellungsverfahren für den B1-Umbau, zu denen dann auch wieder eine Beteiligung der Bürger gehört, möglichst 2021. Wenn es keine größeren Probleme gibt, könnte dann 2023 mit dem Umbau begonnen werden.

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