Ein Anwohner ist mit einem LKW durch die Nertusstraße gefahren.

Ein Anwohner ist mit einem LKW durch die Nertusstraße gefahren. © privat

Vergebliches Warten auf Müllabfuhr: Dortmunder Siedlung setzt eigenen LKW ein

rnMit Video

Die EDG entleert die Mülltonnen in einer Dortmunder Straße wochenlang nicht. Problem ist offenbar die Parksituation vor Ort. Jetzt reagieren die Anwohner mit einer außergewöhnlichen Aktion.

Nette

, 14.09.2022, 12:13 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Bewohner der Nertusstraße in Dortmund-Nette sind sauer auf die Entsorgung Dortmund GmbH (EDG). Seit Wochen werden ihre Restmülltonnen nicht mehr geleert. Schuld daran seien die Anlieger selbst, heißt es von Seiten der EDG. Durch die Beparkung der Häuser 8-14 sei es den Abfallfahrzeugen nicht möglich, die Straße ordnungsgemäß zu passieren.

Einige Autos parken in der Kurve der Nertusstraße.

Einige Autos parken in der Kurve der Nertusstraße. © Charlotte Schuster

Mehrfach habe die EDG die Fahrzeughalter auf diese Problematik hingewiesen – doch vergeblich. Die Autos stehen weiterhin im Weg. Folglich bleiben die Restmülltonnen wochenlang ungeleert.

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Bewohner macht den Test: Er fährt mit LKW durch die Siedlung

Die Anwohner der Nertusstraße können nicht nachvollziehen, dass die parkenden Autos die EDG-Fahrer daran hindern, die Restmülltonnen zu entleeren. Deshalb haben sie eine besondere Aktion gestartet. Mit einem LKW ist ein Bewohner durch die Nertusstraße gefahren. Intention dahinter: der EDG beweisen, dass auch große Fahrzeuge problemlos die Siedlung passieren können.

Stephanie Kanter, die an der Nertusstraße wohnt, hat unserer Redaktion ein Video von der Aktion zur Verfügung gestellt: Ein großer, roter Schlepper fährt temporeich, mit circa 20 km/h, durch die Nertusstraße. „Guck mal, wie schnell der dadurch fährt", schreit eine Zuschauerin. Erst als das Fahrzeug die Kurve in der Siedlung erreicht, bremst der Fahrer auf Schrittgeschwindigkeit ab.

Es musste zwar etwas taktiert werden, doch schlussendlich kommt der Schlepper durch die Kurve. „Und die Müllabfuhr schafft das nicht", sagt eine weitere Frau ironisch und lacht. An der Ausfahrt der Nertusstraße/Ecke Herkulesstraße wird es allerdings eng für den LKW. „Der kommt da nicht rum", sorgt sich eine Anwohnerin. „Der ist zu lang, aber die Müllabfuhr ist kleiner", erwidert ein Mann. Ob das rote Fahrzeug es schlussendlich geschafft hat, die gesamte Straße ohne Schäden zu durchqueren, wird auf dem Video nicht ersichtlich.

EDG reagiert auf das LKW-Video

Stephanie Kanter bewertet die Aktion positiv: „Das Video zeigt deutlich, dass selbst der große Schlepper ausreichend Platz hat, um durch unsere Straße zu kommen." Sie hat das Video im Nachhinein der EDG geschickt. Es soll den verantwortlichen Mitarbeitern verdeutlichen, dass sie sich irren. Auch ein großes Fahrzeug könne die Nertusstraße problemlos durchqueren – und das trotz der parkenden Autos vor Ort.

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Wider Erwarten hat das Video der EDG nicht bewiesen, dass große Müllwagen die Nertusstraße durchqueren können – ganz im Gegenteil: „Hier sieht man sehr deutlich, dass bei der Durchfahrt – speziell in der Kurve – kaum Abstand zu zum Beispiel dem Baum oder den Hecken besteht. Selbst die Beobachter der Fahrt äußern sich entsprechend", so Pressesprecherin Petra Hartmann gegenüber unserer Redaktion.

Als kommunales Entsorgungsunternehmen müsse die EDG gesetzliche Vorgaben beachten. Etwa müssen die Fahrer jederzeit einen Sicherheitsabstand von mindestens 0,5 Meter zu allen Objekten einhalten. „Das ist in der Nertusstraße aufgrund der dortigen Gegebenheiten und vor allem der Beparkung nicht gegeben." Außerdem sei es den Müllfahrzeugen nicht mehr erlaubt, rückwärtszufahren.

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Die EDG stehe im intensiven Kontakt zu den Bewohnern der Nertusstraße, um die Problematik zu erläutern und zu einer Lösung zu kommen, so Petra Hartmann.

Anwohner streben Sammelklage an

Trotz Gesprächen mit der EDG habe sich das Müllproblem noch nicht geklärt, sagt Stephanie Kanter auf Rückfrage. „Die EDG hat angekündigt, dass sie mit dem Ordnungsamt kommt, wenn sich nichts an der Lage ändert. Vielleicht wollen sie Strafen für falsches Parken verteilen, das weiß ich aber nicht." Bisher sei es allerdings bei den leeren Worten geblieben.

Sofern die EDG sich weiterhin weigern sollte, die Abfälle mitzunehmen, wollen die Betroffenen eine Sammelklage starten. „Wenn nichts funktioniert und die Tonnen jede Woche stehen bleiben, haben wir keine andere Wahl", so Kanter. „Dann tun wir uns zusammen, sammeln Unterschriften und gehen zum Anwalt." Des Weiteren würde sie weniger Abfallgebühren zahlen.

Die Anwohner der Nertusstraße stehen vor nicht geleerten Tonnen.

Die Anwohner der Nertusstraße sind verzweifelt. Die EDG entleert ihr Mülltonnen wochenlang nicht. © Charlotte Schuster

Eine Nachbarin habe sich bereits in Verbindung mit der CDU Dortmund gesetzt. Die Partei habe ihre Hilfe zugesichert, falls die EDG nicht handele.

Ausschließlich die Restmülltonnen an der Nertusstraße sind von der Problematik betroffen. Denn diese werden seit der Umstellung im Juni von einem großen Abfallwagen entleert. Wertstoffe, Altpapier sowie Bioabfälle nimmt die EDG ordnungsgemäß mit. Das könnte sich aber bald ändern. Denn ab Januar 2023 sollen auch diese von einem großen Abfallwagen entleert werden, sagt Stephanie Kanter. „Die legen die Touren nur zusammen, um Gelder für Sprit und Personalkosten zu sparen."