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Castrop-Rauxeler Neonazi unterstützt Corona-Proteste in Dortmund
Mittwochs-Demonstrationen
Jeden Mittwoch protestieren Menschen in Huckarde gegen die Corona-Politik. Der Demo-Anmelder hat Kontakte zu Rechtsextremisten. Unter den Teilnehmern sind bekannte gewaltbereite Neonazis.
Seit vier Wochen demonstrieren Gegner der Corona-Maßnahmen, Impf-Verweigerer und Mitglieder der Querdenker-Szene in Dortmund-Huckarde. Sie treffen sich mittwochsabends. Unter den Protestierenden befinden sich prominente Neonazis. Mehrere Medien, darunter zuerst WDR2, berichten darüber.
Recherchen dieser Redaktion bestätigen das. Bilder unserer Reporter zeigen bei der Demonstration am 19. Januar unter anderem Robin S. Der Castrop-Rauxeler gilt als einer der zentralen Akteure des organisierten Rechtsextremismus. Er wird der seit 2000 verbotenen „Blood & Honour“ (Blut und Ehre) Bewegung und der 2020 verbotenen militanten „Combat 18“-Gruppe zugerechnet.
S. wurde ferner im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) als Brieffreund der verurteilten Rechtsterroristin Beate Zschäpe genannt. Nach einem Supermarkt-Überfall 2007, bei dem er mehrfach auf einen Menschen schoss, verbüßte er eine mehrjährige Haftstrafe.
Verbindungen zu Rechtsextremisten
Bilder aus Huckarde vom 19. Januar zeigen ihn mit einem weiteren Mitglied der gewaltbereiten Combat-18-Division vorn in der Gruppe der Demonstrierenden. Bei zumindest einer Huckarder Demo half S. dem Versammlungsleiter beim Verlesen der Auflagen.

Robin S. lief am 19. Januar vorn in der Gruppe der Demonstrierenden mit. © RN-Foto
„Der Versammlungsleiter der Mittwochs-Demonstrationen in Huckarde ist nach derzeitigem Erkenntnisstand kein Mitglied der organisierten rechtsextremistischen Szene“, sagt Polizei-Pressesprecher Torsten Sziesze auf Anfrage dieser Redaktion. „Er hat aber Verbindungen zu aktiven Rechtsextremisten.“
Von einer generellen Unterwanderung der Protestbewegung durch Neonazis mag Sziesze am Freitag (28.1.) nicht sprechen. „Wir betrachten jede Versammlung einzeln“, erklärt der Polizeisprecher. Aber: „Rechtsextremisten versuchen immer wieder, Anschluss an Corona-Gegner herzustellen.“
Proteste seit 5. Januar
Bei den weitaus größeren Demonstrationen montags in der Innenstadt gelinge das nicht. Die Versammlungsleitungen hätten sich ausdrücklich von Rechtsextremisten distanziert und versucht, sie auszuschließen. In Huckarde ist das offenbar anders.
Die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen begannen in Huckarde mit einem unangemeldeten sogenannten Spaziergang am 5. Januar. Eine Woche später erfolgte die erste Anmeldung zu einer Demonstration. Sie findet seitdem wöchentlich statt. Mit unterschiedlichen Teilnehmerzahlen.
Anwohner der Straßen, durch die die Gegner der Corona-Maßnahmen ziehen, beobachten das Demonstrationsgeschehen mit unterschiedlichen Reaktionen. Wenige schauen zu und applaudieren, andere lassen die Jalousien herunter. In der Facebook-Gruppe „Huckarde“ äußerten User zuletzt deutliche Kritik: am Sinn der Proteste – und an der abendlichen Ruhestörung.