
© Robin Albers (Archivbild)
Termin für Neonazi-Beerdigung steht: Stadt und Polizei erwarten viele Teilnehmer
Siegfried Borchardt
Es gibt einen Termin für die Beisetzung des im Oktober gestorbenen Dortmunder Rechtsextremen Siegfried Borchardt. Polizei und Stadt Dortmund rechnen mit vielen Teilnehmern aus der rechten Szene.
Am 3. Oktober starb Siegfried Borchardt (67). Mehrere Straftaten sowie politische Tätigkeit im rechtsextremen Milieu machten ihn bundesweit bekannt. Um die Beisetzung seiner Asche gibt es einen Gerichtsstreit zwischen Hinterbliebenen und der Stadt Dortmund. Jetzt steht fest, wann Borchardt beerdigt wird.
Nach Informationen dieser Redaktion wird die Beisetzung am 21. Januar (Freitag) auf dem Dortmunder Hauptfriedhof stattfinden. Frank Bußmann, Sprecher der Stadt Dortmund, bestätigt den Termin. Er sagt: „Die Beisetzung ist keine politische Versammlung und findet somit vor dem Hintergrund der Vorgaben der Friedhofssatzung der Stadt Dortmund statt.“
Diese Regeln gelten auf dem Friedhof
Nach dieser Satzung müssen alle Teilnehmenden von Trauerfeiern in geschlossenen Räumen entweder vollständig geimpft, genesen oder getestet sein. Unter freiem Himmel gelten die Abstandsregeln. Das Tragen einer medizinischen Maske ist nicht verbindlich vorgeschrieben.
Rechte rufen über ihre Kommunikationskanäle zur Teilnahme auf. Polizei und Ordnungsamt haben die Situation nach eigener Aussage im Blick und bereiten sich auf einen möglicherweise unübersichtlichen Tag vor.
Die Stadt Dortmund treffe „entsprechende organisatorische Vorkehrungen mit Blick auf eine erwartbare größere Zahl von Teilnehmenden“, sagt Frank Bußmann. Die Dortmunder Polizei wird ebenfalls vor Ort sein, teilt die Pressestelle auf Anfrage mit.
Im Oktober zogen Hunderte Rechtsextreme durch Dortmund
Am 10. Oktober hatte es eine Trauer-Veranstaltung für Borchardt mit einem Marsch von rund 500 Rechtsextremen durch die Innenstadt gegeben. Neonazis aus ganz Deutschland waren nach Dortmund gekommen. Damals gab es auch großen Gegenprotest.
Die Beisetzung verzögerte sich um Monate, weil vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen ein Verfahren darum läuft. Die Stadt Dortmund hatte eine anonyme Bestattung vorgeschlagen. Begründung: Die Schaffung einer „Pilgerstätte“ solle ebenso verhindert werden wie die mögliche Schändung des Grabes durch politisch gegensätzliche Gruppen.
Ein gesetzlicher Vertreter der Familie, ebenfalls ein Mitglied der Dortmunder Neonazi-Szene, hatte das abgelehnt. In einer ersten Eilentscheidung hatte Verwaltungsgericht zugunsten des sogenannten „Totenfürsorgeberechtigten“ entschieden.
Über Gestaltung des Grabsteins entscheidet ein Gericht
Die Urne wird an einem von den Hinterbliebenen gewählten Ort in die Erde gelassen. Das Grab wird mit einer Stein-Tafel verschlossen. Diese wird zunächst noch keine Aufschrift tragen.
Die Gestaltung der Grabstätte ist Gegenstand des Hauptverfahrens vor dem Verwaltungsgericht. „Ein Verhandlungstermin ist noch nicht bestimmt und derzeit auch nicht absehbar“, sagt Behördensprecher Wolfgang Thewes.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
