Noah Trojanowski vor seinem Wahlplakat an der B1 – gleich neben den Großplakaten von Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD). Bei dem Fototermin an der Ophoff-Kreuzung hupten vorbeifahrende Autos. © Kolle

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Nein, das ist nicht Philipp Amthor – Noah will für Dortmund in den Bundestag

„Ist das nicht Philipp Amthor?“, haben sich schon viele Dortmunder beim Blick auf das Wahlplakat mit dem Spruch „Noah wählen“ gefragt. Wer ist der junge Mann? Wir haben ihn getroffen.

Dortmund

, 20.09.2021 / Lesedauer: 4 min

Streng gescheitelte Frisur und eine große dunkelrandige Brille auf dem Milchbubengesicht. Ist das nicht Philipp Amthor? Was macht der CDU-Nachwuchs-Star aus Mecklenburg-Vorpommern mit der Lobby-Affäre an der Backe auf einem Wahlplakat in Dortmund?

Diese Fragen haben sich schon viele Dortmunder gestellt, als ihnen zum ersten Mal das Bild mit dem lächelnden jungen Mann an den Laternenmasten und als Großplakat ins Auge stach.

Wie oft ist er schon auf seine Ähnlichkeit mit Philipp Amthor angesprochen worden? „Ich kann Ihnen eher sagen, wie oft ich nicht danach gefragt wurde“, sagt der 19-Jährige lachend.

Trojanisches Pferd

Die aufmerksamen Wahlplakat-Betrachter in Dortmund wissen inzwischen, dass der Klon Noah heißt. Steht oben links auf dem Plakat. Noah Trojanowski. Seine äußerliche Ähnlichkeit mit Philipp Amthor ist, wenn auch unbeabsichtigt, ein trojanisches Pferd, um als parteiloser Einzelbewerber für den Bundestagswahlkreis 142 (Dortmund I) auf der Westseite der Stadt unter den vielen Kandidaten aufzufallen.

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Aber Noah Trojanowski aus Dortmund-Löttringhausen sieht nun mal so aus wie er aussieht und nimmt die teils hämischen Kommentare in den sozialen Medien mit Humor. Wie Amthor immer im Anzug oder zumindest mit Sakko – „Damit wird man ernster genommen“ – so stellt man sich in dem Alter einen Streber vor. Dazu passt auch seine Vita, nachzulesen auf seiner Homepage zur Kandidatur noaht.de.

„Ich mache niemals halbe Sachen“

Noah Georg Trojanowski hat Auszeichnungen bekommen, mit 14 Jahren den Gandhi-Preis für Zivilcourage und gewaltfreie Veränderung und mit 16 Jahren als Planespotter am Dortmunder Flughafen (Beobachter und Fotograf von Flugzeugen). Er ist Schüler- und Stufensprecher an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Brackel, wo er nächstes Jahr Abitur macht. Zwischendurch hat er noch schnell im Oktober 2020 ein Unternehmen für Webdesign und Marketing gegründet. Kann man alles auf seiner Homepage finden.

Nein, ein Streber sei er nicht, sagt er. Aber: „Ich mache niemals halbe Sachen, wenn, dann ganz oder gar nicht. Mit dem Motto gehen wir in die ganze Kampagne.“

Fünfköpfiges Team

Wir – das ist sein fünfköpfiges Team. Durchschnittsalter 17,5 Jahre. Alles Freunde und Bekannte. Trojanowski ist zwar Einzelbewerber, aber kein Einzelkämpfer. Das Team mache von morgens bis abends „mit Power“ Wahlkampf, sagt er und spricht dabei viel mit den Händen.

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Wie viel Geld hat er, um seinen Wahlkampf zu finanzieren? „Ein paar tausend Euro“, sagt er dazu nur, eingesammelt bei Freunden und Bekannten – und über Instagram-Anzeigen. „Das war aber nicht so erfolgreich“, räumt er ein.

So viel Geld wie die großen Parteien braucht Trojanowski auch nicht; denn sein Team macht alles selbst. Die zehn Großplakate haben sie günstig bekommen, selbst aus Berlin geholt und selbst aufgestellt. Seinen Webauftritt hat der 16-jährige Amir Gdamsi aus Asseln unterstützt, mit 15 Jahren Deutschlands jüngster Unternehmensgründer mit eigenem Büro im Ellipson.

Noah-Fan-Artikel

Auf der Homepage kann man Noah-Fan-Artikel bestellen, vom Baby-T-Shirt über Käppis bis hin zu Handyhüllen. „Wir haben jede Möglichkeit genutzt, die uns geboten wurde“, sagt er. Einen Info-Stand in die City zu stellen und Leuten einen Flyer in die Hand zu drücken, das sei nicht seine Sache. Flyer hat er aber auch.

Ist der Wahlkampf nur ein Vehikel, um an Referenzen für das Online-Marketing seiner Firma zu kommen? „Das war nicht das Ziel, aber ein sehr guter Zufall“, sagt er. Die Idee, für den Bundestag zu kandidieren, sei ihm Ende letzten Jahres im Geschichtsunterricht gekommen. „Die Politik hat den jungen Leuten während Corona gezeigt, was sie falsch macht. Sie hat uns vernachlässigt.“

Wegen Corona brauchte er für diese Bundestagswahl nur 50 Unterschriften für seine Kandidatur. Zunächst hat er die Menschen in Hombruch angesprochen, dort aber schnell gemerkt, „dass man eine Zielgruppe definieren muss.“ Als er am nächsten Tag im Westpark Unterschriften sammeln ging, hatte er nach zweieinhalb Stunden 74 Stimmen zusammen.

Drei Zukunftsthemen

Auch für die strategische Hängung und Effizienz seiner Wahlplakate haben er und sein Team zuvor ein „Targeting“ gemacht, sprich die Hotspots seiner jungen Zielgruppe identifiziert. Deshalb sieht man die Noah-Plakate nicht nur an der B1, sondern vor allem auch in Uni-Nähe, im Kreuzviertel und an der Möllerbrücke.

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Das Noah-Programm umfasst drei Zukunftsthemen: Digitalisierung, Bildung und Umwelt. Alle drei gehörten und funktionierten auch nur zusammen, sagt Trojanowski. Noch weiß er nicht, wem er seine Zweitstimme geben wird. „FDP und CDU wären in der Auswahl.“

Gespräche mit Dortmunder Parteien

Die Große Koalition nennt er „Ü-50-Club“. Doch Parteien in Dortmund sind auf ihn aufmerksam geworden, hätten schon bei ihm angeklopft, um auszuloten, ob er nicht dort seine politische Heimat finden könnte, berichtet er. „Es gibt schon Gespräche.“ Doch vor der Wahl sei das kein Thema.

Noah Trojanowski hat Gefallen an der Politik gefunden. Über seine Kandidatur sagt er, „das ist erst der Start des Ganzen und in keinster Weise ein One-Hit-Wonder.“

Fragen an Noah Trojanowski unter www.rn.de/dortmund

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