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Navi-App für Radler soll beliebte Radwege in Dortmund sichtbar machen
Radfahren in Dortmund
Eine preisgekrönte Navigations-App für Radfahrer ist jetzt in Dortmund abrufbar. Die Stadt verbindet sie mit Bonus-Aktionen - und will sie selbst für die Verkehrsplanung nutzen.
Per „Navi“ Touren planen und durch die Stadt fahren - was für Autofahrer Alltag ist, könnte bald auch für Radfahrer in Dortmund Realität werden. Die App, die gemeinsam mit der Region Hannover den Deutschen Fahrradpreis 2021 gewonnen hat, ist verfügbar für Android und iOS und kann ab sofort kostenlos im jeweiligen App-Store heruntergeladen werden.
„Bike Citizens“ ist der Name der Navigations-App, die jetzt für Radfahrerinnen und Radfahrer in Dortmund nutzbar ist. Die Einführung ist Bestandteil der städtischen Radverkehrsförderung.
Und die Stadt verspricht echten Mehrwert: Sobald das GPS aktiviert ist und die App erkennt, dass sie innerhalb des Dortmunder Stadtgebiets aufgerufen wird, können nicht nur Touren gestartet, sondern auch durch die Stadt gesponserten Aktionen genutzt werden - vom kostenlosen Download von Karten bis zur Teilnahme an Bonus-Aktionen.
Sonderfunktionen in Dortmund
Die App ist allerdings keine „Insellösung“: „Die Fahrrad-App ist weltweit verfügbar, der Fahrrad-Spaß endet also nicht in Dortmund“, erklärt Planungsdezernent Ludger Wilde. „Im Stadtgebiet wird er allerdings durch die vielen Sonderfunktionen, die die Stadt den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stellt, besonders angeregt.“
Aber auch die Stadt selbst will von der App profitieren. Wenn man sich als regelmäßiger Radfahrer anmeldet, kann man indirekt Teil einer Art Verkehrszählung werden. Denn durch die virtuellen Spuren, die man hinterlässt, wird man Teil einer „Heatmap“, die anzeigt, welche Wege wie stark von Radfahrer genutzt werden.
„Je mehr Radfahrende bereit sind, ihre Strecken und Wege mit der App – und damit auch mit der Stadt – zu teilen, umso schärfer wird das Bild vom tatsächlichen Nutzungsverhalten der Radfahrenden in Dortmund. Aus diesem Gesamtbild wiederum lassen sich Bedarfe erkennen und Maßnahmen ableiten, die den Radverkehr weiter fit und flüssig machen können“, heißt es zur Erläuterung.
Selbstverständlich würden die Daten nicht für Werbezwecke genutzt. Es werden außer der E-Mail-Adresse keine persönlichen Daten wie etwa Post- oder IP-Adresse erhoben. Nutzende können selbst entscheiden, ob sie die anonymisierten und jeweils um 100 Meter gekürzten Strecken in die Berechnung der Heatmap einfließen lassen möchten. „Alle Radfahrenden können so direkt Einfluss nehmen auf diese Art der Fortbewegung, um diese zukunftsfähig und auch angenehm zu gestalten“, erklärt Ludger Wilde.
Zum Bonus-Programm, das mit der App verbunden ist, gehören etwa Vergünstigungen oder Gratisprodukte im Einzelhandel und der Gastronomie. Voraussetzung ist die Anmeldung mit Pseudonym. Im Rahmen von verschiedenen Kampagnen sollen die Nutzer durch die Teilnahme an Wettbewerben mit selbst erstellten Teams zum Radfahren motiviert werden.
Bislang keine Mehrheit für „Trafficpilot“
Es ist nicht die einzige App, die künftig beim Radfahren in Dortmund eine Rolle spielen soll. Mit der App „Trafficpilot“ will die Stadt einen Grüne-Welle-Assistenten anbieten, mit dem man durch Rot- und Grün-Zeit-Prognosen sein Fahrverhalten anpassen kann. Autofahrer sollen so Benzin, Radfahrer Kraft sparen können.
Die geplante Einführung der App, die für die Stadt mit einer Investition von 330.000 Euro verbunden ist, und der Nutzen speziell für Radfahrer ist allerdings umstritten. In allen Bezirksvertretungen, die bis Ende Mai entschieden haben, fiel das Vorhaben durch. Am 17. Juni soll der Finanzausschuss des Rates abschließend entscheiden.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
